Wasser

Schwimmbäder schließen? Kritik an Vorschlag zum Energiesparen

Die Äußerungen des Berliner IHK-Chefs Eder stoßen auf heftige Ablehnung. Die Bäderbetriebe haben bereits viele Maßnahmen ergriffen – und es gibt weitere Gegenargumente.
26.07.2022

Nach der langen Pandemie freuen sich die Besucher an heißen Tagen auf Abkühlung im Schwimmbad.

 

Schwimmbäder schließen, um Gas zu sparen – diese Idee hat der Hauptgeschäftsführer der Berliner Industrie- und Handelskammer (IHK), Jan Eder, ins Gespräch gebracht. «Wir müssten eigentlich die Schwimmbäder schließen und den Leuten sagen: Ihr müsst jetzt in den See springen, um Gas zu sparen», sagte Eder am Montag dem RBB-Inforadio.

Anschließend hagelte es Kritik an dem Wirtschaftsfunktionär – von AfD, FDP, SPD, Linke und CDU, aber auch vom Landesportbund (LSB). «Ich halte nichts davon», sagte Lars Düsterhöft, Sprecher für Soziales der SPD-Fraktion. «Wir reden da auch über Schwimmkurse.» Diese seien gerade für Schüler:innen wichtig.

Schwimmen gehört zur Daseinsvorsorge

Auch nach Ansicht von Christian Wolf, Sprecher für Energie der FDP-Fraktion, müssen Schulschwimmen und Vereinssport möglich bleiben. «Denn im Herbst und Winter kann man nicht mal eben in den See springen.» LSB-Präsident Thomas Härtel sieht das ähnlich: «Gerade das Schwimmen leistet einen wichtigen Beitrag zur Daseinsvorsorge.»

Kritik an Eder kam auch von der AfD. «Wer mitten in der heißen Jahreszeit die Schließung von Schwimmbädern fordert, zeigt, dass ihm die Alltagsbedürfnisse von Normalbürgern vollkommen egal sind», meinte Ronald Gläser, parlamentarischer Geschäftsführe der AfD-Fraktion.

Senkung der Wassertemperatur

«Uns ist selbstverständlich bewusst, dass in allen Bereichen Energieeinsparungen vorgenommen werden müssen», sagte LSB-Präsident Härtel. Natürlich müsse auch der Sport seinen Beitrag leisten und seine Infrastruktur daraufhin prüfen. Der LSB und alle betroffenen Akteure – auch die Berliner Bäderbetriebe – arbeiteten gemeinsam mit Hochdruck an Maßnahmen, um die schlimmsten Folgen einer drohenden Energiekrise abzuwenden.

Der Pressesprecher der Links-Fraktion, Thomas Barthel, wies darauf hin, dass die Bäderbetriebe mit der Senkung der Wassertemperatur schon etwas unternommen hätten. Das bestätigte eine Sprecherin der Berliner Bäderbetriebe: «Wir haben bereits zu Beginn der Sommersaison Anfang Mai die Temperatur in den Sommerbädern um zwei Grad verringert, in den Hallenbädern um ein Grad.»

Bessere Möglichkeiten zum Gassparen

Nach Einschätzung des Sprechers für Klima, Umwelt und Verbraucherschutz der CDU-Fraktion, Danny Freymark, gibt es bessere Möglichkeiten, Gas zu sparen. «Nach der langen Pandemie freuen sich die Berliner:innen gerade in diesen heißen Tagen auf Abkühlung. Dieses Vergnügen wollen wir ihnen nicht nehmen», sagte er.

Nach Einschätzung der FDP-Fraktion hätte die Schließung von Schwimmbädern nur einen geringen Effekt auf den Gesamtgasverbrauch. «Es gibt zielführende Maßnahmen», sagte Wolf. «So ist eine Reduzierung der Wassertemperatur geeignet, kurzfristig Gas einsparen. Mittelfristig müssen Investitionen zum Beispiel in Solarthermie oder Photovoltaik den Gasverbrauch reduzieren.»

Änderung der Rechtslage

Am Ende von Einsparüberlegungen sei man noch lange nicht, sagte Eder im RBB. Er erwarte «noch eine deutlich härtere Zeit“. Jeder müsse seinen Beitrag leisten. Vom Senat forderte Eder ein Konzept, das die Industrie unterstützt. Wichtig seien «Überbrückung und Unterstützung».

Vor allem müsse die Rechtslage geändert werden, so dass eher generell mehr Energie eingespart werden könne, statt Betriebe abzuschalten. So habe jedes Unternehmen eine Chance, auf dem Markt zu bleiben. (dpa/hp)