Stadtwerke Jülich: Verbraucher ignorieren Sparappelle

Uwe Macharey, Technischer Leiter der Stadtwerke Jülich
Bild: © Baum-Kommunikation
Die Stadtwerke Jülich versorgen ihre Kunden mit Wasser aus drei eigenen Tiefbrunnen, das aus einer Tiefe von 130 Metern gefördert wird. Um Spitzenlasten abzudecken, gibt es zwei Speicher mit 5000 Kubikmetern.
Was sind die derzeitigen Herausforderungen der Wasserversorgung in Ihrem Gebiet?
Um das wichtigste Lebensmittel, Wasser, in höchster Qualität bereitstellen zu können, setzen wir auf unsere bewährte Aufbereitung. Sie umfasst klassische Verfahren wie Oxidation, Enteisenung, Entsäuerung, Entmanganung und die Zugabe von Aluminiumsulfat zur Flockung.
Aktuelle Herausforderungen sind ein Bevölkerungswachstum und dass es im Raum Jülich mehr Ein- als Mehrfamilienhäuser gibt. Denn das bedeutet, dass es bei uns einen höheren Bedarf für die Bewässerung von Gärten und das Befüllen von Pools gibt. Und leider scheinen viele Verbraucher unsere bisherigen Appelle zum sorgsamen Wasserverbrauch eher zu ignorieren. Wenn es dann wirklich mit unseren Wasserreserven einmal knapp werden sollte, könnten auch Beschränkungen bei den Entnahmerechten eine Maßnahme sein. Aktuell planen wir ein neues Wasserwerk, es ist aber bislang noch nicht gebaut.
Welche Veränderungen gibt es durch den Klimawandel?
Unser Rohwasser stammt aus Tiefbrunnen. Das bedeutet, wir nutzen Wasser aus tieferen geologischen Schichten, das in der Regel besonders gut vor oberflächlichen Einflüssen geschützt ist. Dadurch sind wir weniger direkt von kurzfristigen Schwankungen des Grundwasserspiegels betroffen, wie sie etwa durch Dürreperioden oder intensive landwirtschaftliche Nutzung auftreten können. Dennoch ist auch Tiefengrundwasser langfristig Teil des natürlichen Wasserkreislaufs und kann durch anhaltende Trockenphasen beeinflusst werden.
Wie sieht die Struktur der Verbraucher aus?
Im Raum Jülich leben viele Bürger in Einfamilienhäusern mit Gärten. Aber auch Landwirtschaft spielt in unserer Region eine wichtige Rolle.
Was sind die Stellschrauben für eine resilientere Versorgung?
Interkommunale Kooperationen ermöglichen es grundsätzlich, Ressourcen zu bündeln, Know-how zu teilen und Kosteneffizienz zu erzielen. Wir arbeiten daher mit zwei benachbarten Wasserversorgern zusammen. Im Notfall – etwa bei technischen Störungen oder außergewöhnlichen Belastungen – können wir Wasser aus einer Nachbarkommune beziehen.
Gibt es Unterstützung vom Land Nordrhein-Westfalen?
Es gibt die Zukunftsstrategie Wasser. Wichtig ist uns vor allem, dass die Trinkwasservorkommen geschützt werden und dass die Bevölkerung sensibilisiert und aufgeklärt wird.
Welche Erwartungen haben Sie an die neue Bundesregierung?
Es wäre wünschenswert, wenn die Ziele der Nationalen Wasserstrategie schnellstmöglich umgesetzt werden. Dazu gehören zum Beispiel eine gewässerverträgliche und klimaangepasste Flächennutzung im urbanen und ländlichen Raum und eine klimaangepasste Weiterentwicklung von Wasserinfrastrukturen.
Diese müssen vor Extremereignissen geschützt werden, um so die Versorgung dauerhaft zu gewährleisten. Insgesamt muss das Bewusstsein für die Ressource Wasser deutlich stärker werden.
Das Interview führte Elwine Happ-Frank.
Das ist Teil 4 einer mehrteiligen Serie zur Resilienz der Wasserversorgung.
Hier weitere Beiträge der Serie:
Verbundsysteme und Digitalisierung: Gelsenwassers Strategie gegen den Klimawandel
Stadtwerke Lemgo kämpfen mit Verbrauchsspitzen
Harzwasserwerke trotzen Jahrhundertwasser und Extremdürre
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