Berlin: Zwischenbericht zum „Masterplan Wasser“

Berlin wächst und braucht immer mehr Trinkwasser. Außerdem muss der Kohleausstieg mit den Auswirkungen auf die Spree bewältigt werden. Im Bild der Berliner Tiergarten.
Berlin ist zunehmend vom Klimawandel betroffen. Die Folgen für die Berliner Gewässer und das Grundwasser sind bereits heute spürbar. Die sehr trockenen Jahre 2018, 2019 und 2020 führten zu einem Wasserdefizit in den Einzugsgebieten von Spree und Havel mit flächenhaft sinkenden Grundwasserständen und sehr geringen Wasserzuflüssen.
Derartige Trockenphasen werden zukünftig voraussichtlich häufiger und länger andauern. Zugleich wächst die Bevölkerung in Berlin und im Berliner Umland. Dies wird zu einem steigenden Trinkwasserbedarf und somit auch höheren Abwassermengen führen. Zusätzlich werden die Folgen des Braunkohletagebaus in der Lausitz den Zustrom der Spree nach Berlin noch jahrzehntelang erheblich beeinflussen. Somit steigt der Druck auf die Grundwasserressourcen − angesichts der wachsenden Bevölkerung bei gleichzeitig abnehmender Grundwasserneubildung − spürbar.
Situation von Spree und Havel
Die Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz erarbeitet deshalb in enger Abstimmung mit den Berliner Wasserbetrieben den „Masterplan Wasser“, um frühzeitig die Auswirkungen der zukünftigen Veränderungen auf den Berliner Wasserhaushalt und die Trinkwasserversorgung zu ermitteln und Gegenmaßnahmen ergreifen zu können. So soll die Versorgung der Berliner mit Trinkwasser auch zukünftig während langanhaltender Trockenperioden sichergestellt und zugleich dem Gewässerschutz und den vielfältigen Gewässernutzungen bestmöglich Rechnung getragen werden.
Die Analysen zeigen, dass die Berliner Stauhaltungen der Spree die für die Trinkwasserversorgung und Schifffahrt erforderlichen Wasserstände auch bei extremen Niedrigwasserereignissen halten können. In der Berliner Oberhavel ist die Bilanz in länger andauernden Trockenphasen hingegen nicht ausgeglichen. Für dieses Gebiet setzt die Senatsverwaltung zusammen mit der Bundeswasserstraßenverwaltung bereits ein Niedrigwasserkonzept um.
Nutzungskonzepte für Regenwasser
Auch bei der Bewirtschaftung des Regenwassers richtet Berlin sich neu aus. In Neubaugebieten muss das anfallende Regenwasser weitgehend vor Ort bewirtschaftet werden. Um die Umsetzung auch in Bestandsgebieten voranzutreiben, hat Berlin 2018 eine Regenwasseragentur gegründet. Das Mischwasser-Sanierungsprogramm wird in Schwerpunktgebieten fortgesetzt. Darüber hinaus plant Berlin zusätzliche Anlagen zum Rückhalt und zur Reinigung des Regenwassers.
Neben der Lösung der mengenwirtschaftlichen Probleme steht die weitere Reduzierung der Gewässerbelastungen durch Einträge aus Kläranlagen und Regenentwässerungs-Systemen im Mittelpunkt der wasserwirtschaftlichen Maßnahmen. In den kommenden Jahren werden alle Klärwerke der Berliner Wasserbetriebe mit einer weiteren Reinigungsstufe ausgerüstet, um die Einträge von Phosphor in die Gewässer zu vermindern. Auf dem Klärwerk Schönerlinde wird bis 2023 zudem eine Verfahrensstufe zur Entfernung von Spurenstoffen errichtet.
Einarbeitung neuer Erkenntnisse
Im Rahmen der Aufstellung des „Masterplans Wasser“ werden weitere Maßnahmen geprüft und die Potenziale bewertet. Erste Zwischenergebnisse wurden 2020 und 2021 bereits in Stakeholder-Workshops vorgestellt. Diese Stakeholder-Beteiligung wird in diesem Jahr fortgeführt, ebenso ist auch eine breitere Öffentlichkeitsbeteiligung vorgesehen.
Ein erster Entwurf des Masterplans soll nach Abschluss der laufenden Grundlagenarbeiten und des Beteiligungsverfahrens im Herbst 2021 vorgelegt werden. Der „Masterplan Wasser“ wird einer fortlaufenden Evaluierung und Anpassung an neue Erkenntnisse unterliegen, so etwa zu den wasserwirtschaftlichen Folgen des Braunkohleausstiegs in der Lausitz, die in einem Forschungsvorhaben des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit untersucht werden. (hp)