Wasser

Es wird nach wie vor zu viel gedüngt in Niedersachsen

Das Land kämpft seit Jahren mit den Folgen großer Mengen an Gülle und Mist aus der Intensivtierhaltung. Es wird zwar besser – aber es gibt noch viele Baustellen. Umweltschützer bemängeln vor allem den Entwurf der Landesdüngeverordnung.
12.03.2021

In Niedersachsen ist die Zahl der Tiere in Intensivtierhaltung und damit die Güllebelastung etwas zurückgegangen.

 

Es wird zwar weniger gedüngt in Niedersachsen, es ist aber immer noch zu viel. Das ist das Resultat des aktuellen Nährstoffberichts der Landesregierung. Die Daten spiegeln den Zeitraum vom 1. Juli 2019 bis zum 30. Juni 2020.

Deutliche Verbesserungen gab es demzufolge bei der Ausbringung von Stickstoff: Insgesamt wurde die erlaubte Obergrenze nur noch um 692 Tonnen überschritten. Im Vorjahr waren es noch 31.000 Tonnen zu viel. Neben einem spürbaren Rückgang bei der Anzahl der gehaltenen Tiere sei auch ein deutlich gesunkener Mineraldüngereinsatz für den Rückgang verantwortlich, hieß es. Wird mehr Stickstoff gedüngt als die Pflanzen aufnehmen, gefährdet er als Nitrat das Grundwasser.

Wenige Gewässer „in gutem Zustand“

Schlechter sieht die diesjährige Bilanz bei Phosphat aus: In elf Landkreisen und der Stadt Wilhelmshaven wurde mehr aus Gülle und Mist stammendes Phosphat auf die Flächen ausgebracht als erlaubt. Zu viel Phosphat führt zur Überdüngung von Bächen, Flüssen und Seen. Dem Bericht zufolge lag der landesweite Überschuss bei knapp 27.950 Tonnen – im Vorjahr waren es noch 33.000 Tonnen.

Bis 2027 sollen Oberflächengewässer in einem guten ökologischen und chemischen Zustand sein – in Niedersachsen dürften dieses Ziel nur zwei Prozent der Fließgewässer erreichen. Schuld ist laut Landwirtschaftsministerium die nahezu flächendeckende Belastung mit Stickstoff und Phosphor. «Der positive Trend ist gut, er motiviert auch, aber es gibt noch etwas zu tun», sagte Niedersachsens Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast (CDU).

Weniger Rinder, Schweine und Geflügel

Eine wichtige Rolle für die gesunkenen Stickstoff-Werte hat laut Düngebehörde die deutlich geschrumpfte Zahl an Tieren gespielt. So ging die Anzahl der Rinder, vor allem der Milchkühe, um mehr als 90.000 auf 2,4 Mio. Tiere zurück. Die Zahl der Schweine sank um fast 163.000 auf 10,6 Mio. Tiere, und auch das Geflügel schrumpfte um 331.000 auf 103,3 Mio. Tiere. Insgesamt fielen knapp 46 Mio. Tonnen Dung an. 8,6 Mio. Tonnen davon kamen in Biogasanlagen – zunehmend werden diese mit Gülle und nicht mit Mais befeuert.

Der Bauernverband Landvolk Niedersachsen sieht in dem neuen Nährstoffbericht eine Bestätigung, dass die Landwirte sich anstrengen, die Düngung effizienter und umweltfreundlicher zu gestalten. Es könne aber noch einige Jahre dauern, bis auch die Nitratgehalte an den Messstellen sinken, teilte der Verband mit. Deshalb seien die Anpassungen des Düngerechts im vergangenen Jahr und die weitere Verschärfung in der geplanten Landesdüngeverordnung für die Landwirte nicht nachvollziehbar.

Grüne fordern nachhaltige Verringerung der Tierzahlen

Die Umweltverbände üben dagegen scharfe Kritik an der Verordnung, die im Entwurf vorliegt: Sie reiche in keiner Weise aus, den katastrophalen Zustand niedersächsischer Gewässer zu verbessern. Sie bemängeln vor allem die Verkleinerung der Roten Gebiete: von ursprünglich 60 Prozent der Landesfläche auf 39 Prozent in 2020 und 30 Prozent im Januar 2021. Aufgrund von Protesten seitens der Landwirtschaft wurde am Mittwoch eine weitere Reduzierung auf nur noch 24,5 Prozent bekannt gegeben. (dpa/hp)