Finale für den Emscher-Umbau
Ende 2021 wird die Emscher zum ersten Mal seit mehr als 170 Jahren von ihrer Abwasserfracht befreit sein. Seit circa 1850 prägten offene Schmutzwasserläufe das Bild des Ruhrgebietes. Im Zuge des Strukturwandels im Revier nahm seit 1992 ein symbolträchtigstes Vorhaben Fahrt auf: das Generationenprojekt Emscher-Umbau.
30 Jahre, versprach die Emschergenossenschaft (EVGL) beim Beschluss des Vorhabens Ende 1991, würde diese Mammutaufgabe in Anspruch nehmen. "Wir sind voll im Zeitplan“, sagt Uli Paetzel, Vorstandsvorsitzender der EVGL.
Der größte Meilenstein
2021 stehen noch einige „Brocken“ auf der Agenda. Die künftige abwassertechnische Hauptschlagader der Region ist der unterirdische Abwasserkanal Emscher, der 50 Kilometer weit von Dortmund bis Dinslaken reicht. Viele Einleitstellen sind fertig, aber noch nicht angeschlossen. Die EGLV nimmt das weltweit einzigartige Kanalsystem jedoch bewusst Stück für Stück in Betrieb.
Deutschlands künftig größtes Schmutzwasser-Pumpwerk entsteht zurzeit in Oberhausen-Biefang. Die Inbetriebnahme plant der Wasserwirtschaftsverband für August 2021 – es wird der größte und wichtigste Meilenstein in der Geschichte des Emscher-Umbaus sein.
Oben Wasser, unten Abwasser
Die Aktivitäten in Oberhausen sind somit bedeutend für alle anderen Emscher-Kommunen. Einmal in Gänze in Betrieb genommen wird das Kanalsystem trennen, was nicht zusammengehört: Sauberes Fluss- und Regenwasser wird offen in und durch die Emscher fließen, das Abwasser dagegen unterirdisch durch Kanäle in Richtung der Kläranlagen transportiert.
Gleichwohl sei die Finanlisierung des Emscher-Umbaus kein Schlusspunkt, sondern der Auftakt für weitere Veränderungen in der Region, sagt Paetzel. Der Strukturwandel müsse über das laufende Jahr hinaus weitergedacht werden. „Gemeinsam müssen wir nun die Herausforderungen und Probleme der kommenden Jahrzehnte identifizieren, um Lösungen zu finden. Die Zukunft des Ruhrgebietes beginnt gerade erst“, so der EGLV-Chef.
Weinbau am neu angelegten See
Zu den Highlights, die im Zusammenhang mit dem Umbau bereits realisiert wurden, zählt die Anlage des Phoenixsees im Dortmunder Stadtteil Hörde, der nicht nur ein beliebtes Naherholungsgebiet, sondern auch ein Hochwasser-Rückhaltebecken für die Emscher ist. Am Ufer des Flusses im nördlichen See-Bereich wird sogar seit 2012 Wein angebaut. Und die einst verschlossenen Betriebswege entlang der Gewässer wurden von der EGLV geöffnet und zu heute stark frequentierten Radwegen ausgebaut: Rund 130 Kilometer an Radwegen sind so entstanden.
Den vermutlich größten Einfluss hat der Emscher-Umbau in den vergangenen rund 20 Jahren auf die Anpassung der Region an die Folgen des Klimawandels gehabt. Im Fokus des Ruhrkonferenz-Projekts „Klimaresiliente Region mit internationaler Strahlkraft“ stehen aktuell Maßnahmen, die alle dem Ziel dienen, bis 2040 mindestens 25 Prozent der befestigten Flächen vom Kanalnetz abzukoppeln und den Verdunstungsgrad bis 2040 um zehn Prozent in der Region zu erhöhen. (hp)