Wasser

Grüne Dächer der Müllverbrennungsanlage in Oberhausen kühlen das Stadtquartier

Die Maßnahme ist ein Baustein hin zur Entwicklung einer Schwammstadt zur Anpassung an den Klimawandel.
22.06.2021

Ein grüner Flaum aus wasserspeichernden Pflanzen überzieht Dachflächen der Gemeinschaftsmüllverbrennungsanlage Niederrhein.

 

Auf den Dächern der Gemeinschaftsmüllverbrennungsanlage Niederrhein (GMVA) in Oberhausen gibt es viele „Fette Hennen“. Diese Pflanzenart wird zur Begrünung von Dachflächen eingesetzt und trägt zur Verbesserung des Stadtklimas bei. Die Kosten von 240.000 Euro haben das Land Nordrhein-Westfalen und die Emschergenossenschaft finanziert.

Genau vor einem Jahr haben NRW-Umweltministerin Ursula Heinen-Esser, Oberhausens Oberbürgermeister Daniel Schranz und Emschergenossenschafts-Vorstand Prof. Uli Paetzel an der Müllverbrennungsanlage in Lirich den Startschuss für ein Projekt der Ruhr-Konferenz gegeben: die "Klimaresiliente Region mit internationaler Strahlkraft". Damit soll der blau-grüne Umbau der Region und die Anpassung an die Folgen des Klimawandels vorangetrieben werden.

Klimatisch belastetes Industriegebiet

Der Klimawandel bringt zunehmend Starkregen, Hitzeperioden oder Dürrezeiten mit sich. Zum Schutz vor Überflutungen und um Wasser zur Kühlung in der Stadt zu halten, sollen Dächer und Fassaden begrünt, Flächen entsiegelt, unterirdische Speicher (Rigolen) angelegt und Versickerungsmöglichkeiten geschaffen werden. Damit Regenwasser nicht mehr in der Mischkanalisation landet, sondern vor Ort verdunstet oder ins Grundwasser geht.

Die Dachbegrünung an der Gemeinschaftsmüllverbrennungsanlage Niederrhein ist ein Beispiel dafür: Auf rund 4,9 Hektar versiegelter Fläche werden hier rund 700.000 Tonnen Abfall pro Jahr angeliefert und verbrannt. Die Anlage befindet sich in einem klimatisch belasteten und stark versiegelten Industriegebiet im Ortsteil Lirich der Stadt Oberhausen. Insgesamt sind nun rund 3000 Quadratmeter Dachfläche verteilt auf sechs Gebäuden mit der "Fetten Henne" und anderen Sedum-Arten begrünt worden.

Geißblatt am Kühlturm

Diese Pflanzengattung hat dickfleischige Blätter, die besonders gut Wasser speichern können. Das wiederum kommt dem Stadtklima zugute: Über die Blätter wird an heißen Tagen Wasser verdunstet, was die Temperatur in der Umgebung senkt. Außerdem sollen sich an zwei Fassaden des Kleinen Kühlturms (Süd- und Westseite) die Ranken des Immergrünen Geißblatts (Lonicera henryi) emporwinden – bis diese die Wand tatsächlich bis zu einer Höhe von acht Metern bedecken, ist noch ein bisschen Geduld gefragt. (hp)