Wasser

Klimawandel fördert das Aufheizen von Seen

Außergewöhnlich warmes Oberflächenwasser in stehenden Gewässern wird es in Zukunft immer öfter geben. Das hat erhebliche Auswirkungen auf die Wasserqualität.
22.01.2021

Bei einem weiteren Temperaturanstieg könnte das Ökosystem zum Beispiel des Chiemsees (Bild) an die Grenze seiner Belastbarkeit kommen.

Ein internationales Forscherteam modellierte die Auswirkungen der Klimaerwärmung auf über 700 Seen weltweit. Darunter waren auch der Chiemsee und der Müritzsee. Die Untersuchungen fanden unter Leitung der Europäischen Weltraumorganisation ESA mit Beteiligung des Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) statt.

Die Wissenschaftler analysierten drei Szenarien künftiger Treibhausgasemissionen: Der Ausstoß von Kohlendioxid wird bis zum Jahr 2100 gestoppt, er steigt weiter oder er setzt sich ungebremst fort. Im letzten Fall würde laut Weltklimarat IPCC bis Ende des Jahrhunderts die Erwärmung im weltweiten Durchschnitt mehr als vier Grad betragen, was der aktuellen Entwicklung entspricht.

Folgen der Seen-Hitzewellen

Doch welche Auswirkungen hat diese Entwicklung auf die Seen? Für das Szenario mit dem ungebremsten Anstieg zeigen die Modelle der Forscher, dass sich die durchschnittliche Intensität der Seen-Hitzewellen bis zum Jahr 2100 um 1,7 Grad Celsius auf 5,4 Grad Celsius erhöhen wird. Zudem wird ihre durchschnittliche Dauer von momentan etwa einer Woche auf mehr als drei Monate ansteigen. Geht man dagegen von einem Szenario mit einem Stopp des Anstiegs aus, klettert die durchschnittliche Intensität einer Hitzewelle lediglich um 0,3 Grad auf rund 4,0 Grad Celsius bei einer durchschnittlichen Dauer von einem Monat.

Die Forscher gehen davon aus, dass sich – bedingt durch die prognostizierte Klimaerwärmung – in den kommenden Jahrzehnten Seen-Hitzewellen über mehrere Jahreszeiten erstrecken werden. „Außergewöhnliche Seen-Hitzewellen werden in Zukunft in vielen Fällen zur Normalität“, sagt der UFZ-Forscher und Mitautor der Studie Tom Shatwell. Bis zu 40 Prozent der untersuchten Seen könnten beim aktuellen Szenario einen permanenten Hitzezustand erreichen, der sich über das ganze Jahr erstreckt und sich deutlich auf die physikalische Struktur und die chemischen Eigenschaften auswirkt.

Belastung der Ökosysteme
 

„Konkret heißt das zum Beispiel, dass sich die Durchmischungsverhältnisse in den Seen verändern können und damit die Verfügbarkeit von Sauerstoff im Wasser negativ beeinflussen. Auch die Gefahr der durch Cyanobakterien hervorgerufenen giftigen Blaualgenteppiche würde steigen. Und schließlich ist auch die biologische Vielfalt bedroht, weil manche in und an Seen lebenden Arten nicht sehr hitzetolerant sind“, stellt Shatwell fest. Diese Entwicklung könne die Ökosysteme an die Grenzen ihrer Belastbarkeit treiben, resümieren die Autoren der Studie.

Die Probleme für die Trinkwasserqualität zeigten UFZ-Wissenschaftler um den Seenforscher Karsten Rinke bereits in einer anderen Studie. Sie berichteten, dass ain Trinkwassertalsperren wie der Rappbode-Talsperre im Harz die Wassertemperaturen deutlich steigen können – mit entsprechenden Auswirkungen auf das Management der Trinkwasserversorgung. (hp)