Wasser

Neue Talsperren und Überleitungen im Harz

Mit Aus- und Umbaumaßnahmen wäre laut einem Forschungsprojekt eine Verdopplung des Talsperren-Volumens möglich. Auch Standorte für neue Pumpspeicher sind dabei.
22.03.2021

Oberhalb der Okertalsperre befindet sich ein großer Steinbruch. Dieser könnte zu einem zweiten Wasserbecken werden. Durch Anbindung an die Talsperre könnte das System auch als Pumpspeicherwerk genutzt werden.

Mit Blick auf den Klimawandel wollen Forscher im Harz den Bau neuer Talsperren sowie Überleitungen zwischen bestehenden Sperren und deren Umbau weiter erforschen. Sie halten es für möglich, dass sich durch diese Maßnahmen bis zu 90 Mio. Kubikmeter Wasser mehr speichern ließen – also rund 50 Prozent des aktuellen Volumens der Talsperren der Harzwasserwerke im Westharz.

Seit zwei Jahren forschen Beteiligte mehrerer niedersächsischer Universitäten gemeinsam an dem Projekt Energie- und Wasserspeicher Harz und haben nun sechs mögliche Standorte und Maßnahmen identifiziert, die genauer untersucht werden sollen. Darunter ist ein großer Steinbruch oberhalb der Okertalsperre. Dieser könnte zu einem zweiten Becken der Talsperre werden und so deren Funktionen unterstützen, heißt es im Zwischenbericht der Wissenschaftler. Auch oberhalb der Innerstetalsperre sei ein zweites Becken denkbar. Im Siebertal könnte eine neue Talsperre gebaut werden.

Keine Denkverbote

«Obwohl wir wissen, dass gerade die Thematik Talsperren-Neubau sehr sensitiv ist, haben wir uns als Wissenschaftler kein Denkverbot auferlegt», wird Hans-Peter Beck von der Technischen Universität (TU) Clausthal in einer gemeinsamen Mitteilung mit den Harzwasserwerken zitiert. Als nächstes soll geprüft werden, «was jeder Standort im Betrieb an Hochwasserschutz, Niedrigwasseraufhöhung, Energiegewinnung und Trinkwasserproduktion leisten kann».

Die Harzwasserwerke als Projektpartner begrüßen die Veröffentlichung des Zwischenstandes. „Auch wenn sich sicherlich im Laufe des Projektes noch einiges ändern kann, ist es wichtig, den Harz als Speicher für Niedersachsen zu erforschen“, sagt der Technische Geschäftsführer Christoph Donner. „Durch das Jahrtausend-Hochwasser 2017 und die extreme Dürre seit 2018 ist das Potenzial des Harzes als einziges Mittelgebirge Niedersachsens immer deutlicher geworden.“ Denn er mache es möglich, den Hochwasserschutz, die Trinkwasserversorgung und die Flüsse mit ihren aquatischen Ökosystemen in Niedersachsen auch für die Zukunft im Klimawandel abzusichern.

Sechs mögliche Standorte

Das Projekt der TU Clausthal, der TU Braunschweig sowie der Ostfalia Hochschule untersucht darüber hinaus auch, wie noch mehr Energie in Form von Wasserkraft gespeichert werden kann. Ziel ist es, mit neuen Pumpspeicherwerken einen Beitrag zur Energiewende in Norddeutschland zu leisten. „Insgesamt haben wir sechs mögliche Standorte identifiziert mit einem Nutzungspotenzial von bis zu 1000 Megawatt“, erklärt Beck. „Das entspricht einem Zuwachs von circa zehn Prozent Pumpspeicherkapazität, die zur Stabilisierung des öffentlichen Netzes genutzt werden könnte.“ (hp/dpa)