Sulfat im Wasser: Berlin fordert Brandenburg zum Handeln auf
Die Möglichkeiten der Berliner Wasserbetriebe, den Sulfatgehalt des Trinkwassers zu reduzieren, seien sehr begrenzt. «Insofern ist unsere Erwartung schon, dass vor allem im Hinblick auf den Zulauf, also in der Spree selber, die Werte besser werden.»
Hohe Sulfatwerte
Sulfate sind Schwefelsalze, die in der Braunkohleregion aus aktiven wie auch gefluteten ehemaligen Tagebauen in die Spree gelangen. Da Berlin, aber zum Beispiel auch Frankfurt (Oder) zumindest einen Teil ihrer Wasserversorgung aus der Spree bestreiten, enthält das dortige Trinkwasser seit einigen Jahren hohe Sulfatwerte.
Zwar wird der Grenzwert für Trinkwasser von 250 Milligramm Sulfat pro Liter nicht überschritten und das Wasser kann bedenkenlos getrunken werden. Allerdings liegen die Sulfatkonzentrationen in der Spree über den sogenannten Zielwerten - mit steigender Tendenz. Am für Berlin relevanten Pegel Rahnsdorf beträgt der bisherige Spitzenwert 320 Milligramm - bei einem Zielwert für das Flusswasser von 220 Milligramm.
Große Herausforderung für Wasserwerke
Für Wasserwerke bedeutet der Trend eine große Herausforderung. Die Berliner Wasserbetriebe, die über das Wasserwerk Friedrichshagen rund 800 000 Menschen versorgen, halten die vorgeschriebene Trinkwasserqualität im wesentlichen durch Beimischung von sulfatarmem Wasser aus anderen Brunnen aufrecht.
Tidow und Fischer zufolge liegen nun neue Prognosemodelle zur künftigen Sulfatbelastung vor, auf deren Basis Gegenstrategien entwickelt werden sollen. «Alle Szenarien kommen zu dem Schluss, dass die Zielwerte in der Spree deutlich überschritten werden», erläuterte Tidow. Es sei also klar, dass mehr getan werden müsse, um das Problem in den Griff zu bekommen. Einigkeit habe darin geherrscht, dass die Zielwerte einzuhalten seien.
Sehr komplexes Problem
Fischer sprach von einem sehr komplexen Problem, für das es keine einfachen Lösungen gebe. Er verwies auf die Möglichkeit, den Sulfatanteil in der Spree durch Zumischung von Wasser aus Speichern von vornherein zu reduzieren, sowie die Variante, beim Trinkwasser den Anteil aus alternativen Quellen zu erhöhen. Dazu seien Investitionen notwendig.
Unklar sei indes, welcher Anteil an den Einträgen auf den aktuellen Tagebaubetrieb sowie früheren Tagebaue zurückgehe. Daran hängen aber mögliche Finanzierungsanteile der Beteiligten: Aktueller Betreiber ist die Leag, als Sanierer der alten Tagebaue fungiert die bundeseigene LMBV.
Temporäre Einschränkung der Tagebaue
Tidow brachte noch eine weitere Variante ins Gespräche: «Temporäre» oder «dauerhafte» Einschränkungen für den Tagebau. «Darüber ist nicht diskutiert worden», sagte Fischer auf Nachfrage. Und Tidow: «Wir haben unterschiedliche Positionen und Einschätzungen zum Braunkohletagebau.» Das sei bei der inzwischen fünften Auflage der «Sulfatgespräche» nicht vertieft worden und Sache Brandenburgs.
Die rot-rote Landesregierung in Potsdam setzt wegen der Arbeitsplätze weiter voll auf die Braunkohle. Rot-Rot-Grün in Berlin dagegen ist im Vorjahr aus Gründen des Klimaschutzes offiziell aus der Braunkohleverstromung ausgestiegen.
Grüne fordern Ende der Kohleförderung
«Um das Sulfatproblem im Berliner Trinkwasser nachhaltig zu lösen, muss die Kohleförderung in der Lausitz beendet werden», forderte der umweltpolitische Sprecher der Grünen-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus, Georg Kössler. «Die Überlegungen der Leag, weitere Tagebaue zu erschließen, sind vor diesem Hintergrund ein Skandal.» Die Leag mache mit ihren Tagebauen in der Lausitz Gewinne auf Kosten der Berliner Trinkwasserqualität. «Der Senat darf nicht zulassen, dass unsere Wasserpreise in Berlin deshalb steigen.»
Der Sulfatgipfel Anfang Februar brachte geringe Ergebnisse. (dpa/al)