Wasser

Wetterchaos in Deutschland hält Versorger auf Trab

Zwischen Dürre und Hochwasser: Für den Südwesten brachte der Wonnemonat Mai zu viel Wasser – für den Norden viel zu wenig.
29.05.2018

Während Rheinland-Pfalz mit vollgelaufenen Kellern und Sturzfluten kämpft, sitzt der Norden Deutschlands auf dem Trockenen. Beide Extremwetterlagen setzen auch den örtlichen Versorgern zu.

Insgesamt vier Gemeinden in Rheinland-Pfalz wurden am Wochenende überflutet, örtlich registrierte der Deutsche Wetterdienst (DWD) sogar fast 160 Liter Regen pro Quadratmeter.  Das sei mehr als der übliche Monatsniederschlag, teilte der Wetterdienst mit. Besonders schwer erwischte es die Gemeinden Fischbach und Herrstein; für sie lösten die Behörden sogar Katastrophenalarm aus.

Kanalisation völlig überlastet

Auch in Kaiserslautern wurden zahlreiche Häuser überflutet. Zudem sorgten herabstürzende Äste und anderes fortgespültes Material für Verkehrsprobleme und verstopfte Straßenabläufe. Die Stadtentwässerung Kaiserslautern hatte dementsprechend mit überschwemmten Straßen und einem Überstau der Kanalisation zu kämpfen. Gemeinsam mit der örtlichen Feuerwehr und dem THW waren zahlreiche Einsatzkräfte vor Ort. Kaum sind die schweren Unwetter abgezogen, muss sich der Südwesten am Dienstag bereits auf neue Starkregengüsse und Gewitter einstellen.

Im Norden Deutschlands sehen sich die Versorger hingegen mit dem anderen Extrem konfrontiert. Durch die anhaltende Hitzewelle ist der Wasserverbrauch in den vergangenen Wochen enorm gestiegen. "Wir verkaufen derzeit rund 50 Prozent mehr Wasser als sonst um diese Jahreszeit", sagte Henry Bodnar von den Harzwasserwerken in Hildesheim. An einem Tag seien es statt der üblichen rund 240 000 Kubikmeter (cbm) rund 360 000 cbm. Bei Enercity in Hannover kletterte der Wasserverbrauch sogar auf Rekordniveau. Am  Montag flossen knapp 161 Mio. Liter Wasser durch die Leitungen – seit 2006 lag der Verbrauch nicht mehr so hoch. Auch der OOWV vermeldete Spitzenwerte von 301 Mio. Liter.

Trotz Einspargebot keine Gefahr für Versorgungssicherheit

Auch die Wasserwerke der Stadtwerke Böhmetal gelangen an ihr Limit. Da die Förderbrunnen und die Aufbereitungsanlage bereits auf Hochtouren laufen und sich noch kein Ende der heißen Temperaturen abzeichnet, hat der Versorger gemeinsam mit dem Wasserversorgungsverband Landkreis Fallingbostel zur Minimierung des Verbrauchs aufgerufen. Das Befüllen von Pools, Autowaschen und Rasensprengen sollte unterlassen werden. Ein ähnliches Verbot verhängte bereits am Montag der Trinkwasserverband Stade für den Kreis Hildesheim.

Das niedersächsische Umweltministerium sieht die Versorgungssicherheit trotz des erhöhten Verbrauchs nicht gefährdet. Es könne zwar passieren, dass für kurze Zeit kein Wasser aus dem Hahn komme, wenn viele Menschen gleichzeitig aufdrehen würden, allerdings seien die Talsperren im Westharz mit durchschnittlich 72 Prozent für diese Jahreszeit gut gefüllt. Bodnar von den Harzwasserwerken gibt aber zu Bedenken, dass der Wasservorrat nicht nur durch den starken Verbrauch schrumpft, sondern auch durch die Verdunstung in diesen Tagen. Allein 45 Mio. Liter Waser verdunsteten am Montag. (ls/dpa)