Wasser

Wassersparen: Gesetzeslücke und marode Anlagen verhindern Anstauung

Um landwirtschaftliche Flächen weniger beregnen zu müssen, will Mecklenburg-Vorpommern eigentlich Regenfälle zurückhalten. Doch das Vorhaben stößt auf Hindernisse.
09.01.2023

Wehre in Entwässerungsgräben sollen den raschen Ablauf von Regenwasser verhindern. Hier ein Pilotprojekt zum Wassermanagement im Emsland/Niedersachsen.

Wie im letzten Winter füllt derzeit ergiebiger Regen die Wasservorräte in Mecklenburg-Vorpommern (MV) auf. Die von Landesagrarminister Till Backhaus (SPD) vorgeschlagene Anstauung von Regenwasser auf Agrarflächen scheitert aber an unklaren Gesetzesregelungen und maroden Staubauwerken. Das haben Sprecher des Landesbauernverbandes und der Wasser- und Bodenverbände MV am Montag erklärt.

«Wir sind auch dafür, dass mehr Wasser in der Landschaft bleibt, aber die Wehre und Stauanlagen wurden über Jahren vernachlässigt», sagte Frank Schiffner, Pflanzenexperte beim Bauernverband MV in Neubrandenburg. Die Anlagen stammten aus DDR-Zeiten oder von noch früher. Außerdem widerspreche sich das Ziel des Anstauens mit bisherigen Vorgaben, die Gewässer für Fische und Wasserlebewesen möglichst durchgängig zu gestalten.

Hälfte der Anlagen ist reparaturbedürftig

Backhaus hatte vor wenigen Tagen erneut vorgeschlagen, möglichst viel Niederschläge in der Landschaft zu halten, um gegen eine Dürre wie im Jahr 2022 gewappnet zu sein. Eine Kleine Anfrage der AfD-Landtagsfraktion in Schwerin hatte aber ergeben, dass Stau- und Wehranlagen zur Regulierung der Wasserstände in MV zu erheblichen Teilen marode sind. Für die Antwort hatten die Wasser- und Bodenverbände den Zustand von 3591 der 7016 Stau- und Wehranlagen im Nordosten bewertet.

Heraus kam, dass sich rund 51 Prozent der Anlagen in einem nicht ausreichenden bis ungenügenden Zustand befänden und erneuert oder repariert werden müssten. Dafür seien 252 Millionen Euro nötig. Nur 2048 dieser Anlagen erfüllten ihre Aufgaben noch.

Unklare Zuständigkeiten

Nach Angaben des Landesverbandes der Wasser- und Bodenverbände ist im Nordosten zudem nicht geregelt, wer diese Anlagen pflegen und bedienen darf. Dies hänge mit dem Wasserrecht zusammen, das früher die Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften (LPG) hatten. Für das Stauen gebe es keine gesetzliche Regelung. Die Verbände wären dazu zwar fachlich in der Lage, aber es fehle Geld und Personal.

Stauwehre, Grabensysteme und Felddrainagen sollen den Wasserstand regulieren. Seit Sommertrockenheiten zunehmen, hat Backhaus mehrfach verlangt, dass Bauern Wasser gezielt zurückhalten und nicht Grundwasser zum Beregnen nutzen. Die AfD hatte Backhaus aufgefordert, die wasserbauliche Infrastruktur «schleunigst» in einen zukunftsfähigen Zustand zu bringen und will die Thematik im Agrarausschuss beraten. (dpa/hp)