Wasser

WSE deckelt Abnahmemenge bei Neukunden

Für den Fall, dass Wasser knapp werden könnte, will der Wasserverband Strausberg-Erkner vorsorgen – mit einem ungewöhnlichen Schritt. Die Berliner Wasserbetriebe halten das in ihrem Gebiet nicht für nötig.
19.04.2022

Die Versorgungslage in Berlin ist besser als im Gebiet des WSE – unter anderem, weil die Berliner Wasserwerke sehr viel mehr Wasserwerks-Kapazität haben als der WSE (im Bild das Wasserwerk Spitzmühle des WSE).

Der Wasserverband Strausberg-Erkner (WSE) hat damit begonnen, in Verträgen mit Privathaushalten als Neukunden eine Deckelung der Wasserversorgung zu vereinbaren. Das sei notwendig für den Fall, dass nicht mehr Wasser aus dem Boden gepumpt werden dürfe, um rechtlich auf der sicheren Seite zu stehen, sagte die Sprecherin des Verbandes, Sandra Ponesky.

Pro Person seien in einem Privathaushalt 37 Kubikmeter Wasser im Jahr vorgesehen. Der Verband hatte diesen Schritt im Dezember angekündigt. WSE-Chef André Bähler hatte im ZfK-Interview Einzelheiten dazu erläutert.

Ähnliche Verträge mit der Industrie

In den vergangenen Monaten hatte der Wasserverband bereits ähnliche Verträge mit Deckelungen mit Industrieunternehmen abgeschlossen. Der Hintergrund ist, dass dem WSE – der auch den US-Elektroautobauer Tesla in Grünheide beliefert – bislang nur die Entnahme einer bestimmten Menge an Grundwasser genehmigt wurde.

Durch bereits bestehende Flächennutzungspläne und Verdichtungen in den Gemeinden sind die Reserven gänzlich verplant. Für alle weiteren Projekte fehlen derzeit Entnahmemengen an Grundwasser. Der Verband hofft, dass das brandenburgische Umweltministerium die Förderung weiterer Wassermengen genehmigt.

Bußgelder möglich

Werde die vereinbarte Menge bei Privathaushalten überschritten, werde der Haupthahn aber nicht zugedreht und drohe kein Stopp der Wasserversorgung, sagte Ponesky. Die Trinkwasserversorgung sei rechtlich gesichert. Möglich seien dann aber Ordnungs- oder Bußgelder. Diese Maßnahmen wolle der Verband jedoch möglichst vermeiden.

Die Berliner Wasserbetriebe sehen auf absehbare Zeit keine Notwendigkeit, die Wassermenge für Endverbraucher zu begrenzen. Im Gegensatz zum benachbarten WSE bestünden in Berlin bessere Bedingungen zur Wasserförderung, sagte der Sprecher des landeseigenen Unternehmens, Stephan Natz, auf dpa-Anfrage. Berlin liege in einem Urstromtal, so dass zwei Drittel des Trinkwassers als Uferfiltrat aus den Flüssen Havel und Spree gewonnen werden könnten.

Berlins „Speckgürtel“ wächst

Außerdem habe Berlin viel mehr Wasserwerks-Kapazität als der WSE, die Ressourcen seien ausreichend. Gegebenenfalls könnten auch zwischenzeitlich geschlossene Wasserwerke wieder geöffnet werden. Hinzu komme, dass das Wachstum im Berliner Speckgürtel, was Bewohner, Kleingärten oder Unternehmen betreffe, zuletzt stärker ausgefallen sei als in Berlin.

«Eine Rationierung brauchen wir also nicht», erläuterte Natz. Gleichwohl sähen auch die Wasserbetriebe die Notwendigkeit, das Thema Wassersparen stärker in der Öffentlichkeit zu diskutieren. In Berlin beträgt der Pro-Kopf-Wasser-Verbrauch Natz zufolge 110 bis 115 Liter pro Tag. Im Bundesdurchschnitt waren es laut Statistischem Bundesamt zuletzt 128 Liter Wasser je Einwohner und Tag. (dpa/hp)