Breitband

EU-Rechnungshof: Breitband-Ausbau in Deutschland nicht zukunftsfähig

Der Europäische Rechnungshof warnt, dass Deutschland zurückfallen könnte. Problem sei das "Vectoring" in herkömmlichen Kupfer-Netzen.
05.06.2018

Der Ausbau ultraschneller Internetverbindungen in Deutschland droht nach Einschätzung des Europäischen Rechnungshofs in eine Sackgasse zu geraten. Das EU-weite Ziel, bis 2025 flächendeckende Ultra-Geschwindigkeiten von bis zu einem Gigabit pro Sekunde zu ermöglichen, sei in Deutschland mit den aktuell genutzten Technologien aber "wahrscheinlich nicht zu verwirklichen", warnten die Rechnungsprüfer in ihrem am Dienstag in Brüssel vorgelegten Bericht.

Das Hindernis seien demnach die alten Telefonkabel aus Kupfer, die in Deutschland trotz des Ausbaus von Glasfasernetzen in der Fläche weiterhin den Großteil der sogenannten "letzten Meile" zwischen Verteilzentren und Haushalten und Unternehmen ausmachen. Mit der sogenannten "Vectoring"-Technologie können auch über die herkömmlichen Kupferleitungen mittlerweile Geschwindigkeiten bis 50 bis 100 Mbit pro Sekunde erreicht werden - deutlich kostengünstiger als mit neu verlegter Glasfaser, aber mit wenig Luft nach oben.

Nur jeder neunte Surfer nutzt Verträge mit über 100 Mbit/S

Aktuell liegt Deutschland beim Breitband-Ausbau noch etwa im EU-Mittelfeld: 84 Prozent der Haushalte hatten bundesweit 2017 Zugang zu schnellem DSL mit über 30 Mbit/S, darunter etwa jeder zweite Haushalt auf dem Land. Fernsehkabel etwa bieten zwar bereits heute Geschwindigkeiten von bis zu 500 Mbit/S. Bislang nutzt allerdings nur jeder neunte Surfer in Deutschland Verträge mit über 100 Mbit/S.

Um den Einsatz der "Vectoring"-Technik gab es in Deutschland jahrelang Streit. Vor allem Wettbewerber der Deutschen Telekom forderten, konsequenter auf den Glasfaser-Ausbau zu setzen. Die Bundesnetzagentur gab jedoch grünes Licht für die "Vectoring"-Pläne - weil es bei Verbrauchern und Unternehmen nicht genug Bereitschaft gegeben habe, mehr Geld für die schnelleren Glasfaser-Anschlüsse zu bezahlen.

Schlusslichter sind Frankreich und Griechenland

Europaweit stieg der Anteil der Haushalte mit Zugang zu schnellen Breitbanddiensten über 30 Mbit/S laut Bericht von 48 Prozent im Jahr 2011 auf 80 Prozent 2017. Neben Spitzenreiter Malta haben auch die Benelux-Staaten und Portugal die volle Abdeckung mit schnellem Breitband fast erreicht. Schlusslichter sind dagegen Frankreich und Griechenland mit Versorgungsraten von rund 50 Prozent.

Das von der EU-Kommission gesteckte Ziel, bis 2020 alle Haushalte mit 30 Mbit/S zu versorgen, könnte Deutschland nach derzeitigen Plänen erreichen. Bislang investierte der Bund zwischen 2014 und 2017 mehr als vier Milliarden Euro in die Finanzierung der Breitbandprojekte. "Da die deutschen Behörden die Finanzierungslücke nicht analysiert haben, ist jedoch nicht klar, ob diese öffentliche Förderung ausreichen wird, um eine hundertprozentige Versorgung mit 30 Mbit/S zu erreichen", hieß es in dem Bericht. (hil/dpa)