BEMD-Transparenzinitiative: Plattformisierung und neue Marktrolle "Spezialanbieter"

Der erste Teil nimmt die Anbieterstruktur und Plattformanbieter unter die Lupe.
Bild: © Anwawin/AdobeStock
Von Stephanie Gust
Im ersten Teil der BEMD-Transparenzinitiative steht die Anbieterstruktur im Fokus. Erstmals hat der BEMD die Marktlandschaft differenziert nach Anbieterrollen untersucht. Neben der bisherigen Unterscheidung zwischen Lösungs- und Plattformanbietern wird in der aktuellen Auflage eine zusätzliche Kategorie eingeführt: die Spezialanbieter.
Aus der erarbeiteten BEMD-Definition zu Plattformen und auf Grundlage der Selbsteinschätzung aller Anbieter ergibt sich folgende Anbieterverteilung für diese Auflage.
Lösungsanbieter vermarkten in der Regel klar definierte Softwareprodukte inklusive Implementierung. Plattformanbieter hingegen bieten vollumfängliche Lösungen für verschiedene Marktrollen an, führen den Betrieb selbst durch und setzen auf einen standardisierten Kern für nicht differenzierende Prozesse der Energiewirtschaft. Ergänzt wird dieser Kern durch flexible Module für wettbewerbsdifferenzierende Aufgaben wie Kundenservice oder Omni-Channel-Management. Plattformen zeichnen sich durch standardisierte Schnittstellen, Software Development Kits, definierte Service Level Agreements und häufig ein Software-as-a-Service-Modell aus.
Anbieter, welche sich sowohl als Lösungsanbieter als auch Plattformanbieter nach BEMD-Definition einschätzen, bieten aus ihrem Geschäftsmodell heraus beide Optionen an. In der Auflage werden diese Anbieter im weiteren Verlauf als duale Anbieter bezeichnet.
Die aktuelle Auswertung zeigt ein heterogenes Bild: Zehn der insgesamt 25 untersuchten Systeme sind Plattformen. Neun Anbieter kombinieren beide Ansätze und treten als sogenannte duale Anbieter auf. Sie bieten sowohl Plattform- als auch Lösungskomponenten an und befinden sich damit aus Sicht des BEMD in einem Transformationsprozess. Sechs Anbieter sind reine Lösungsanbieter.
Erstmals Spezialanbieter im Blick
Neu ist auch die Betrachtung einer kleinen, aber eigenständigen Gruppe von Spezialanbietern. Dazu zählen Epilot, Exnaton und Sopra Steria. Diese Unternehmen konzentrieren sich auf spezifische Funktions- oder Prozessbereiche und erreichen dadurch eine besonders tiefe Ausprägung in ihrem jeweiligen Schwerpunkt. Eine vollständige Abdeckung aller energiewirtschaftlichen Standardprozesse ist bei ihnen nicht vorgesehen.
Im weiteren Verlauf der Untersuchung wird deutlich, dass Plattformanbieter und in etwas geringerem Maß auch Lösungsanbieter eine möglichst umfassende Abdeckung der Standardprozesse anstreben. Ziel ist es, diese performant und ohne großen Anpassungsaufwand bereitzustellen. Die detaillierte Einordnung aller Anbieter erfolgt im Kapitel zur prozessualen und funktionalen Abdeckung der Studie.
Der BEMD präsentiert die vollständige Auswertung der vierten Auflage der Transparenzinitiative auf dem BEMD Forum Transparenzinitiative 4.0: IT Lösungen und Plattformen Meter to Cash am 11.09.2025 in Halle (Saale). Informationen zum aktuellen Programm, der Vorabendveranstaltung am 10.09. und der Anmeldung sind auf www.it-meter2cash.de zu finden.
Hintergrund
Die ZfK begleitet die vierte Auflage der Transparenzinitiative "IT-Lösungen Meter to Cash" des Bundesverbands der Energiemarktdienstleister (BEMD) mit einer mehrteiligen Serie. In den kommenden Ausgaben werden einzelne Schwerpunkte der Untersuchung vorgestellt und eingeordnet. Ziel ist es, IT-Entscheidern in Stadtwerken, bei Netzbetreibern und bei Dienstleistern praxisnahe Einblicke in die Ergebnisse zu geben.


