Westnetz startet großangelegtes 450-MHz-Pilotprojekt
In einem Pilotprojekt stattet die Westenergie-Tochter Westnetz, Deutschlands größter Verteilnetzbetreiber, neben digitalen Ortsnetzstationen auch intelligente Messsysteme mit einer 450-MHz-Schnittstelle zur ausfallsicheren Datenübertragung aus. Die Anbindung an des 450-MHz-Funknetz ist ein Novum in der smarten Energieregion Arnsberg und Sundern.
„Wir investieren massiv in die Modernisierung und den Ausbau der Stromnetze sowie in neue Technologien wie die 450-MHz-Frequenz. Die Digitalisierung der Stromnetze auch mit Hilfe einer sicheren Kommunikation ist dringend notwendig, denn die Anforderungen werden immer vielschichtiger“, erklärte dazu Stefan Küppers, Technik-Vorstand der Westenergie AG.
Vorteile von 450 MHz
In Deutschland speisen mehr als 95 Prozent der Anlagen zur erneuerbaren Energieerzeugung ihren Strom in die Verteilnetze ein. Gleichzeitig steigt die Zahl von Elektroautos, Wärmepumpen und Klimaanlagen stetig. „Damit die erzeugte Energie überall eingespeist, aber auch entnommen werden kann, ohne die Stabilität des Netzes zu gefährden, müssen wir in der Netzsteuerung schnell und effizient reagieren. Je mehr Daten uns dazu vorliegen, umso besser können wir je nach Situation entscheiden und das Netz auf die zukünftigen Herausforderungen ausrichten“, führte Küppers weiter aus.
Das im Aufbau befindliche Funknetz ist vor allem für Betreiber kritischer Infrastrukturen wichtig, da es als besonders sicher gilt. Es funktioniert unabhängig vom konventionellen Mobilfunknetz auch bei Versorgungsunterbrechungen bis zu 72 Stunden, hat eine hohe Gebäudedurchdringung und ermöglicht eine stabile Kommunikation unter schwierigen Bedingungen, wie beispielsweise in Kellern. Darüber hinaus erlaubt ein Priorisierungsmechanismus eine Vorrangschaltung für sehr wichtigen Datenverkehr.
Digitale Ortsnetzstationen
Vor allem digitale Ortsnetzstationen spielen eine Schlüsselrolle für eine sichere Energieversorgung. Sie wandeln nicht nur Mittelspannung in die für Haushalte benötigte Niederspannung um, sondern übermitteln, im Gegensatz zu nicht digitalisierten Anlagen, Live-Daten zur Stromverteilung und Spannung an eine zentrale Leitstelle. Dort wird das Stromnetz in Echtzeit analysiert und bei Bedarf schnell aus der Ferne gesteuert.
Die moderne Technik soll so helfen, Fehler einzugrenzen und Ausfallzeiten zu reduzieren. In der smarten Energieregion Arnsberg und Sundern sind mittlerweile über 100 Stationen digitalisiert. Diese, und alle zukünftigen, enthalten zwei SIM-Karten: eine für den öffentlichen Mobilfunk auf LTE-Standard und eine für das 450-MHz-Netz. So sind die Stationen auch bei Störungen oder Ausfällen im Mobilfunknetz in der Lage, wichtige Daten an die Leitstelle zu senden.
Darüber hinaus werden in der Modellregion auch intelligente Messsysteme, bestehend aus sogenannten Smart Meter-Gateways mit angeschlossenem Zähler, an das 450-MHz-Funknetz angeschlossen. Diese erfassen den Energieverbrauch in Haushalten und Unternehmen und können anonymisierte, hochfrequente Daten zur Netzauslastung an den Netzbetreiber übermitteln. Für die Verbindung der Smart Meter Gateways mit dem Messstellenbetreiber setzte Westnetz bislang auf öffentlichen Mobilfunk. In der Modellregion erfolgt dies nun auch über das 450-MHz-Funknetz. (sg)
Die smarte Energieregion Arnsberg und Sundern im Sauerland ist Teil des Projektes Eon Lab; Westenergie gehört zum Eon-Konzern. Im Eon Lab geht es um eine gesamtheitliche Betrachtung des Energiesystems: von der Smartifizierung und Digitalisierung der Mittel- und Niederspannungsnetze, beispielsweise durch den Einsatz digitaler Ortsnetzstationen, intelligenter Messsysteme und smarter Umspannwerke, sowie die Entwicklung digitaler Anwendungen für Netzplanung und Installation, bis hin zu innovativen Anwendungen im privaten Bereich.