"Ein kontrolliertes Abschmelzen der Wärmepumpen-Förderung ist sinnvoll"

Felix Plog ist seit August 2024 CEO von Thermondo.
Bild: © Thermondo/ Patrycia Lukas
Von Klaus Hinkel
Die klassische Fernwärme in Großstädten erlebe derzeit mit modernen Großwärmepumpen eine "Welle der Innovation", erklärt Felix Plog, CEO von Thermondo. "Im städtischen Raum ist die Fernwärme 2.0 sinnvoll und wird sich dort auch durchsetzen", so Plog. Im Bereich der Ein- und Zweifamilienhäuser gebe es zur Wärmepumpe jedoch keine sinnvolle Alternative. Die Pelletheizung sei weniger umweltfreundlich als allgemein angenommen, verursache toxische Gase und beanspruche viel Platz. "Das ist keine massentaugliche Lösung", erklärt der seit Mai des vergangenen Jahres agierende Thermondo-Chef. Auch Wasserstoff könne in diesem Kontext keine Alternative sein.
"Wir kennen den Markt sehr, sehr gut. Schließlich haben wir früher auch Gas- und Ölheizungen installiert. Man sollte die Wärmepumpen jetzt wirklich skalieren, günstiger und erschwinglicher machen", sagt Plog.
Ein wichtiger Schritt sei, den Strompreis "radikal zu senken". "Das würde unser Produkt deutlich attraktiver machen und ist ja auch Teil der Programmatik aller bürgerlichen Parteien", sagt Plog. Hier liege auch der Schlüssel für eine perspektivische Absenkung der Wärmepumpen-Förderung. "Der Markt ist noch nicht so weit, dass wir ohne Förderung die Wärmepumpe weiter vorantreiben können. In dieser frühen Marktphase ist die Förderung noch ein elementarer Bestandteil. Aber einen Plan für das kontrollierte Abschmelzen der Förderung halte ich für sinnvoll. Das bedeutet Berechenbarkeit und Stabilität für alle Beteiligten und wir können uns darauf einstellen."
Plog fordert Kontinuität
Mit Blick auf die neue Bundesregierung appelliert Plog, weder das angeschobene Förderprogramm noch die grundsätzliche Programmatik zur kontinuierlichen Dekarbonisierung der Wärmeversorgung zurückzudrehen. "Wir brauchen Kontinuität. Am schädlichsten wäre eine erratische Kommunikation, ob wir nun doch wieder Gasheizungen wollen oder nicht. Diese Verunsicherung der Kunden ist etwas, was für alle Marktteilnehmer schwer zu handhaben ist. Deshalb wäre es das Schlimmste, wenn wir wieder in einen Attentismus verfallen würden. Das würde viele Hersteller und Installateure schwer treffen", warnt der Thermondo-Chef.
"Wir sollten nicht den Fehler wiederholen, den wir bei der Photovoltaiik gemacht haben."
Dabei gehe es auch darum, die Technologieführerschaft deutscher Hersteller bei der Wärmepumpe nicht zu gefährden. "Das ist noch ein Produkt, wo wir führend sind im Weltmarkt. Deshalb sollten wir nicht den Fehler wiederholen, den wir bei der Photovoltaik gemacht haben." Anbieter wie Viessmann, Vaillant oder Bosch Buderus seien unbestritten führende europäische Hersteller. "Und es wäre schön, wenn sie das auch bleiben." Die deutschen Unternehmen seien zum Beispiel sehr stark in der Benutzerfreundlichkeit. "Wir arbeiten sehr gern mit deutschen Produkten. Natürlich sind die preislich im Premiumsegment. Aber für viele Kunden ist es wichtig, dass die Heizung funktioniert. Das ist schließlich ein elementarer Baustein des Hauses."
Das Ende der Gasheizung naht
Für den Thermondo-Chef ist das Ende der Gasheizung sehr absehbar. "In zehn Jahren werden wir über das Erdgas beim privaten Wohnen nicht mehr viel reden. Dann ist das Thema durch und das ist auch gut so. Denn Strom macht uns natürlich viel unabhängiger", erklärt Plog. Auch der Preisdruck beim Gas werde anhalten. "Wir werden nie wieder russische Gaspreise erreichen." Allein die Transportkosten für verflüssigtes Erdgas (LNG) sowie die in der Regel über zehn Jahre geschlossenen Abnahmeverträge sorgten für einen kontinuierlichen Preisauftrieb.
Mit dem offiziellen Auseinanderbrechen der Ampelkoalition Mitte November habe Thermondo einen wahren Nachfrageansturm auf die Wärmepumpe erlebt, berichtet Plog. Der Run halte aktuell noch an. "Wir haben viele neue Kunden gewonnen. Die meisten sagen, sie wollen die aktuelle Förderung noch mitnehmen, weil sie nicht wissen, wie es bei der Förderung mit der neuen Bundesregierung weitergeht." Das Berliner Unternehmen habe im vergangenen Jahr insgesamt deutlich Marktanteile gewinnen können. Dies habe zuletzt bei knapp 4 Prozent gelegen. "Wir haben das vergangene Jahr mit sehr starken Installationszahlen abgeschlossen und wollen in diesem Jahr noch mal zwischen 20 und 30 Prozent wachsen", sagt Plog, ohne exakte Zahlen zu nennen. Thermondo liege aber mit inzwischen über 8000 installierten Wärmepumpen deutlich vor dem Wettbewerb.
"Wir wollen unsere Marktführerschaft verteidigen."
Angesichts der jüngst geäußerten Ambitionen des Energieanbieters Octopus Energy, mit der Übernahme des Heidelberger Start-ups Daulto Wärmepumpen-Installateur Nummer 1 in Deutschland zu werden, gibt sich die Thermondo-Führungsriege gelassen. "Octopus Energy hat es eine Zeit lang mit eigenen Installateuren im Markt probiert. Offensichtlich war es nicht so erfolgreich, so dass sie jetzt eine Akquisition machen. Das ist ein logischer Schritt. Um Marktführer zu sein, müssten Sie in 2025 weit mehr als 4000 Wärmepumpen bei einem hervorragenden Trust-Pilot-Rating installieren und auch dann hätten wir vermutlich noch den größten installierten Feldbestand. Daher erachte ich das Ziel als ambitioniert, aber es ist ja gut, Ambitionen zu haben. Und natürlich wollen wir unsere Marktführerschaft verteidigen", sagt Plog.
Insgesamt sei der deutsche Wärmepumpen-Markt für viele Player hochinteressant. Anbieter könnten attraktive Paketangebote aus Hardware und Stromtarifen schnüren. "Das wird weiterhin ein Markt sein, auf dem sich viele Teilnehmer tummeln werden. Und der Markt ist auch groß genug für viele Player." Thermondo wolle sich davon ein großes Stück des Kuchens sichern und erwarte hohe Wachstumsraten für die kommenden Jahre. Das Berliner Cleantech-Unternehmen will sich dabei auch künftig auf den deutschen Markt beschränken und nicht ins europäische Ausland expandieren.