Brandenburg stellt Studie zum Aufbau eines Wasserstoffnetzes vor

Jörg Steinbach ist seit dem 19. September 2018 brandenburgischer Wirtschaftsminister.
Bild: © Till Budde
Wirtschaftsminister Jörg Steinbach hat eine Studie zum Auf- und Ausbau eines H2-Transportnetzes in Brandenburg vorgestellt. „Eine leistungsfähige Wasserstofftransportinfrastruktur ist das Rückgrat der zukünftigen Wasserstoffwirtschaft. Denn nur mit ihr kann man die Wasserstoffmengen transportieren, die unsere Industrie dafür benötigt. Wir haben nun ein Konzept für ein Brandenburger Wasserstoffstartnetz inklusive konkreter Trassenverläufe in den verschiedenen Zeitabschnitten vorliegen“, erläuterte der SPD-Politiker bei der Präsentation der Analyse.
Im Rahmen der Studie, die das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Energie im vorigen Jahr in Auftrag gab, wurde eine umfangreiche Analyse erstellt, um die zukünftigen Wasserstoffverbräuche und -erzeugungspotenziale bis zum Jahr 2045 zu prognostizieren. Anschließend wurden daraus bedarfsorientierte, kosteneffiziente Trassenverläufe abgeleitet. Ziel ist die Entwicklung eines übergeordneten Wasserstoffnetzes, das regionale Wasserstofferzeuger, -speicher und -endverbraucher miteinander verbindet und sich in eine deutschlandweite Wasserstoffinfrastruktur einfügt.
Studie als Basis künftiger Planungen
Erarbeitet wurde die Studie von einem Konsortium, bestehend aus der Fraunhofer-Einrichtung für Energieinfrastrukturen und Geothermie (IEG), dem Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (ISI), dem Reiner Lemoine Institut (RLI) und der Infracon Infrastruktur Service GmbH & Co. KG. „Die Studie liefert eine solide Basis zum Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft und konnte zeigen, wie sich Wasserstoffbedarfe und Wasserstofferzeugung in Brandenburg entwickeln, wie ein zukünftiges Wasserstoffnetz in Brandenburg aussehen kann und welcher Investitionsrahmen notwendig ist. Sie wird als Basis für zukünftige Planungen von Produzenten, Netzbetreibern und Verbrauchern dienen“, betont Steinbach in einer Pressemitteilung.
Der 2022 in Betrieb gegangene Wasserstoffmarktplatz Berlin Brandenburg zeige, wie groß der Bedarf für ein H2-Transportnetz sei. „Fast 300 Unternehmen und Institution mit mehr als 300 Projekten sind dort bereits registriert. Dies und Vorhaben der Gasnetzbetreiber zur Umstellung erster Gastrassen belegen, dass der Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft in Brandenburg Fahrt aufnimmt“, ist der Minister überzeugt.
Brandenburg als Wasserstoff-Transitland
Thorsten Spillmann vom Fraunhofer IEG, der die Studie koordinierte, betont, dass Brandenburg nicht nur ein wichtiges Transitland sei, das die nördlichen Wasserstoffimport- und -erzeugungsstandorte mit den südlichen Bundesländern verbindet. Es habe selbst ein erhebliches Potenzial für die Erzeugung von grünem Strom und Wasserstoff sowie dessen Verwertung. Überschüssige Strommengen könnten in Form von Wasserstoff gespeichert und später rückverstromt oder anderen Sektoren zugeführt werden. Langfristig könnte die regionale Wasserstofferzeugung auf über 20 TWh steigen, wobei ehemalige Kohletagebaustätten ein besonders hohes Potenzial aufweisen. „Die Verfügbarkeit von Wasserstoff ist eine wichtige Voraussetzung für die Dekarbonisierung der regionalen Grundstoffindustrie“, so Spillmann weiter. Langfristig wurde eine potenzielle regionale Wasserstoffnachfrage von etwa 40 TWh ermittelt, mehr als zwei Drittel davon aus der Industrie.
Florian Temmler, Planungsingenieur und Projektmanager bei der Infracon Infrastruktur Service ergänzte: „Im Rahmen der Studie haben wir ein Wasserstoffnetz für Brandenburg konzipiert, mit dem die prognostizierten Mengen sicher von den Wasserstoffquellen zu den Anwendern transportiert werden können. Es hat eine Gesamtlänge von rund 1.100 Kilometern. Davon sind rund 600 Kilometer (54 Prozent) umgestellte Erdgasleitungen und etwa 500 Kilometer (46 Prozent) Neubaustrecken. Damit ist ein wirtschaftlich sinnvoller Netzaufbau gewährleistet.“
Vorhandene Infrastruktur nutzen
Steinbach lobte den Ansatz, auf bestehende Erdgasinfrastruktur zurückzugreifen und Trassen zu bündeln. Das zeige, dass man so etwa 55 Prozent der notwendigen Investitionskosten gegenüber reinen Neubautrassen einsparen könne.“ (amo)