Gas

Katar gibt Abkommen über Gaslieferungen nach Deutschland bekannt

Die Lieferungen sollen im Jahr 2026 beginnen. Die Gasbranche spricht von einem "positiven Signal", warnt aber mit Blick auf die zugesagten Mengen vor allzu großer Euphorie.
29.11.2022

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck war im März in Katar - ein nicht unumstrittener Besuch.

Der Energieriese Qatar Energy hat laut Katars Energieminister Saad Scharida al-Kaabi Abkommen über Flüssiggaslieferungen nach Deutschland geschlossen. Das Gas solle an das US-Unternehmen Conoco Phillips verkauft werden, das es weiter nach Brunsbüttel liefere, sagte der Minister am Dienstag bei der Vertragsunterzeichnung in der katarischen Hauptstadt Doha. Die Lieferung soll 2026 beginnen und mindestens 15 Jahre laufen. Jährlich sollen bis zu 2 Millionen Tonnen geliefert werden.

Es handele sich über die ersten langfristigen Abkommen über Lieferungen von Füssiggas nach Deutschland, sagte Al-Kaabi. Sie trügen zur langfristigen Energiesicherheit des Landes, aber auch Europas bei. «Dies ist eine konkrete Demonstration (...) unseres Engagements für die Deutschen», sagte der Minister. Der Chef von Conoco Phillips, Ryan Lance, ergänzte, das Gas solle in Deutschland bei verschiedenen Käufern vermarktet werden.

Weitere Lieferungen nicht ausgeschlossen

Qatar Energy sei zudem mit deutschen Unternehmen über weitere Gaslieferungen im Gespräch, erklärte Al-Kaabi weiter. «Wir haben gute Beziehungen zu deutschen Unternehmen und zur deutschen Regierung», sagte er. Das Gas für das jetzt geschlossene Abkommen kommt von den beiden katarischen Gasfeldern North Field East and North Field South, die vor der Küste des Golfstaates liegen.

Bei Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck sorgt nicht zuletzt die Laufzeit für Freude. «15 Jahre ist super», sagte er am Dienstag auf einer Industriekonferenz in Berlin. Es hätte auch längere Verträge geben können, machte er deutlich. Zu konkreten Details des Geschäfts wollte sich Habeck nicht äußern, dies sei Sache der Unternehmen.

Trotzdem schnell raus aus dem Gas

Mit Blick auf die Laufzeit verwies Habeck darauf, dass Deutschland bis 2045 klimaneutral werden will. Der Gasverbrauch müsse schrittweise verringert werden, sagte er. Habeck war im März in Katar, er war begleitet worden von einer Wirtschaftsdelegation.

Die Gaswirtschaft sieht in Abkommen über die Lieferung von Flüssigerdgas  ein «positives Signal für die landbasierten LNG-Terminals». Mit den langfristigen Lieferungen über 15 Jahre ab 2026 werde eine gute Perspektive für diese Terminals eröffnet, sagte der Vorstand des Branchenverbands Zukunft Gas, Timm Kehler, laut einer Mitteilung. «Wir fordern schon lange, nicht nur auf die kurzfristige Versorgung über die schwimmenden Terminals zu blicken.» Insbesondere für einen späteren Umstieg auf grüne Gase seien die landbasierten Terminals von elementarer Bedeutung.

Kehler: Noch viel zu tun

Laut Zukunft Gas entspricht die zwischen Katar und Conoco Phillips vereinbarte Menge rund 30 Terawattstunden und damit etwa drei Prozent des deutschen Jahresbedarfs. «Wir müssen aber knapp 500 Terawattstunden ersetzen, die bislang über russische Gaslieferungen gedeckt wurden», sagte Kehler. «Das bedeutet, dass noch viel Arbeit vor uns liegt, um die Versorgung langfristig zu sichern.»

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hatte erst in der vergangenen Woche erklärt, der Kauf von verflüssigtem Erdgas (LNG) in Katar sei nicht vom Tisch. «Deutsche Unternehmen sind in sehr konkreten Gesprächen, über die ich Ihnen mehr erzählen könnte, als ich werde», sagte Scholz in einem «Focus»-Interview.

Asien im Fokus

Katar ist einer der weltweit größten Exporteure von Flüssiggas. Das reiche Emirat verfügt nach Russland und dem Iran über die drittgrößten Gasreserven weltweit. Katar teilt sich mit dem Iran das weltweit größte Gasfeld, das vor der Küste des Landes liegt. Der allergrößte Teil des Exports geht nach Asien, bislang vor allem nach Japan, Südkorea und Indien.

Zuletzt hatten das Emirat und China ein langfristiges Gasabkommen unterzeichnet. Der Produzent Qatar Energy will über 27 Jahre insgesamt 108 Millionen Tonnen Flüssiggas (LNG) an den chinesischen Konzern Sinopec liefern. Es handele sich um den längsten Gasliefervertrag in der Geschichte der Flüssiggasindustrie, hatte Minister Al-Kaabi erklärt.

LNG als "zentraler Baustein"

Die ersten deutschen LNG-Terminals stehen kurz vor dem Betriebsbeginn. Zwar sind die Gasspeicher derzeit fast voll. Doch verflüssigtes Erdgas soll einen zusätzlichen Beitrag leisten, Robert Habeck spricht von einem «zentralen Baustein für die Sicherung unserer Energieversorgung im kommenden Winter».

Bisher erhalten Deutschland und andere europäische Länder das über die Niederlande, Belgien oder Frankreich aufgenommene LNG vor allem aus den USA. Habeck bemühte sich auf einer Reise im Frühjahr um Lieferbeziehungen mit Katar. Das Emirat will dem Vernehmen nach Langfristverträge. Weitere wichtige LNG-Ausfuhrländer sind Australien, Malaysia und Nigeria. (dpa/amo)