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Wasserstoff im Kosten-Check: Wo sich Elektrolyseure in Deutschland wirklich lohnen

Grüner Wasserstoff ist immer noch vergleichsweise teuer. Umso wichtiger ist es, bei dessen Herstellung eine kluge Wahl für den Standort des Elektrolyseurs zu treffen. Ein neuer Online-Atlas hilft dabei.
14.05.2025

Nicht jeder Standort ist für die Elektrolyse gleichermaßen gut geeignet.

Von Ariane Mohl

In der Diskussion um die Energiewende gilt grüner Wasserstoff als eine der Schlüsseltechnologien für eine klimafreundliche Zukunft. Ein neu veröffentlichter Atlas könnte dabei helfen, das Potenzial dieser Technologie in Deutschland besser auszuschöpfen. Entwickelt wurde der "PoWerD"-Potenzialatlas von einem Konsortium unter der Leitung des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme ISE. Der Atlas identifiziert und bewertet Standorte für Power-to-Hydrogen-Anlagen – also Anlagen, die durch Elektrolyse Wasserstoff aus erneuerbarem Strom erzeugen.

Der Atlas bietet dabei konkrete Vorteile für seine Nutzer: Projektierer, Energieversorger, Kommunen und Unternehmen erhalten eine Entscheidungsgrundlage für die Wahl geeigneter Standorte. Berücksichtigt werden dabei nicht nur technische Faktoren wie die Verfügbarkeit erneuerbarer Energien, sondern auch wirtschaftliche Aspekte. So zeigt der Atlas auf, wo durch günstigen Windstrom im Norden Deutschlands Elektrolyseure besonders kosteneffizient betrieben werden können.

Sauerstoff nutzen, Abwärme einbinden

Entscheidend für die Wirtschaftlichkeit sind dabei mehrere Faktoren: Neben den Kosten für Strom spielt die Nutzung der bei der Elektrolyse entstehenden Koppelprodukte eine große Rolle. Der im Prozess entstehende Sauerstoff kann beispielsweise in Kläranlagen verwendet werden, während die Abwärme in kommunale Wärmenetze oder für industrielle Prozesse eingebunden werden kann. Solche Synergien senken die Gesamtkosten der Wasserstoffproduktion erheblich.

Auch Transportkosten sind ein wesentlicher Faktor: Der Atlas berücksichtigt, wo Wasserstoff kostengünstig transportiert werden kann – zum Beispiel über bestehende oder geplante Pipelines, die den teureren Lkw-Transport ersetzen können. Dies macht die Standortwahl nicht nur technisch, sondern auch wirtschaftlich effizient.

"Der Atlas schafft eine fundierte Grundlage für die ganzheitliche Projektplanung, indem er regionale, erneuerbare Potenziale, Infrastruktur und Nutzungsmöglichkeiten verbindet", erklärt Kim Kanitz, Projektingenieurin bei Green Planet Energy, in einer Mitteilung. Das bedeutet für potenzielle Betreiber: Sie können Standorte nicht nur nach technischer Eignung, sondern auch nach wirtschaftlicher Rentabilität auswählen.

Zu den Partnern des Projekts gehören neben dem Fraunhofer ISE auch die Hochschule Flensburg, die Rheinland-Pfälzische Technische Universität Kaiserslautern-Landau, der Deutsche Wasserstoff-Verband, Green Planet Energy, das Ingenieurbüro PLANET sowie Greenventory, ein Spin-Off des Fraunhofer ISE. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) förderte das Projekt mit knapp 2,5 Millionen Euro.

Herausforderungen beim Wasserstoffhochlauf

Der Hochlauf von grünem Wasserstoff in Deutschland kommt nur langsam voran. Experten kritisieren, dass der Aufbau der Wasserstoffinfrastruktur so schleppend vorangeht. Zudem sind die Herstellungskosten für grünen Wasserstoff nach wie vor hoch, was den breiten Einsatz im Verkehrssektor und der Industrie erschwert. Der Ausbau der erneuerbaren Energien und die Entwicklung eines flächendeckenden Wasserstoffnetzes gelten als entscheidende Faktoren, um den Wasserstoffmarkt in Deutschland langfristig wettbewerbsfähig zu machen.