Doppelschlag in der Nordsee: Tennet installiert zwei wichtige Konverterplattformen

Riese auf vier Beinen: "DolWin Epsilon" in der Nordsee.
Bild: © Tennet
Der Übertragungsnetzbetreiber kommt damit seinem Ziel näher, die Offshore-Übertragungskapazität in der deutschen Nordsee auf 10 Gigawatt zu steigern. "Nur wenige Wochen nach der Installation von ‘BorWin Epsilon’ haben wir jetzt auch ‘DolWin Epsilon’ erfolgreich errichtet – ein bedeutender Schritt für die Energiewende in Deutschland und Europa", erklärt Tim Meyerjürgens, CEO von Tennet Germany.
Beide Plattformen sind zentrale Bausteine der Netzanschlusssysteme "BorWin5" und "DolWin5" und sollen ab Ende 2025 jeweils 900 Megawatt Strom verlustarm von See an Land transportieren. Gleichzeitig mahnt er: "Steigende Kosten, geopolitische Unsicherheiten, Druck auf Lieferketten – die Energiewende darf daran nicht scheitern. Es braucht einen Perspektivwechsel: weg von reinen Ausbauzielen, hin zu systemischer Effizienz."
Maßgeschneiderte Technik für anspruchsvolle Standorte
Die beiden Plattformen wurden mit unterschiedlichen, auf die jeweiligen Standortbedingungen zugeschnittenen Verfahren installiert. "DolWin Epsilon" steht auf einer Gravity Based Structure, also einem schwerkraftbasierten Fundament. Die rund 27.000 Tonnen schwere und 84 Meter hohe Plattform wurde schwimmend zu ihrem Standort rund 60 Kilometer nordwestlich von Borkum transportiert und dort abgesenkt. Aktuell laufen noch letzte Sicherungsarbeiten am Fundament.
"BorWin Epsilon" wurde in mehreren Schritten errichtet: Die Tragstruktur (Jacket) und die sogenannte Topside wurden separat gefertigt, über Rotterdam transportiert und schließlich vom Spezialschiff "Pioneering Spirit" installiert. Dabei kamen auch Schutzmaßnahmen zum Einsatz, um Meerestiere während der Rammarbeiten zu schützen. Die Topside mit einem Gewicht von 12.370 Tonnen wurde millimetergenau aufgesetzt und verschweißt.
Technologie und Partnerschaft
Bei der Umsetzung der beiden Projekte arbeitete Tennet mit internationalen Partnern: "DolWin Epsilon" wurde in Singapur von Seatrium gebaut und in Norwegen durch Aibel mit Konvertertechnik von Hitachi Energy ausgestattet. Für "BorWin Epsilon" kam Hochspannungsgleichstromtechnik (HGÜ) von Siemens Energy zum Einsatz, während Dragados Offshore für den Plattformbau verantwortlich war.
Beide Plattformen übernehmen die Umwandlung des erzeugten Wechselstroms (66 Kilovolt) in 320-Kilovolt-Gleichstrom, um ihn verlustarm ans Festland zu transportieren. Die Stromleitung von "BorWin5" führt über eine etwa 230 Kilometer lange Trasse zur Konverterstation Garrel/Ost, "DolWin5" ist über 130 Kilometer mit Emden/Ost verbunden.
Nächster Schritt: Systemdenken statt Ausbauzahlen
Mit Blick auf die kommenden Jahre betont Meyerjürgens die Bedeutung eines abgestimmten europäischen Vorgehens. Nur mit technischen Standards, intelligenter Raumplanung, einem verzahnten Offshore-Netz und verlässlicher Industriepartnerschaft lasse sich die Transformation des Energiesystems langfristig stemmen. Der Weg sei klar: "Die Nordsee wird zum grünen Kraftwerk Europas."