Strom

"NRW braucht Geothermie für Nachkohlezeit"

In Nordrhein-Westfalen wurden im vergangenen Jahr rund 4000 neue Geothermie-Heizungen gezählt. Das ist ein Zuwachs von 15 Prozent.
10.09.2018

Beim NRW-Geothermie-Kongress 2018 wurden der Landkreis Coesfeld und die Stadt Werne geehrt: Die Sieger-Urkunden wurde dem Coesfelder Landrat Christian Schulze Pellengahr (2.v.l.) und Sophie Hemsing (Dezernat Sicherheit, Bauen und Umwelt, Kreis Coesfeld) sowie dem Werner Bürgermeister Lothar Christ (3.v.l.) von Staatssekretär Christoph Dammermann (links) gemeinsam mit Rolf Bracke (rechts) vom Geothermie-Zentrum Bochum übergeben.

Wie kann die Wärmeversorgung und die Fernwärmeversorgung in Ballungsräumen in der Nachkohlezeit klimaschonend oder gar klimaneutral gestaltet werden? Geothermie ist ein Baustein, um die Wärme-Energiewende in Nordrhein-Westfalen (NRW) erfolgreich zu gestalten. Diese Erkenntnis stand über der Geothermie-Konferenz im Geothermie-Zentrum Bochum, an der am 6. September rund 150 Experten beiwohnten.

Staatssekretär Christoph Dammermann (FDP) im Wirtschaftsministerium: „Geothermie ist ein wichtiger Bestandteil einer zukünftigen und verantwortungsvollen Wärmeversorgung in Nordrhein-Westfalen. Die Antragszahlen im ersten Halbjahr zeigen außerdem, dass dieser Trend sich unverändert fortsetzt.“

"Beeindruckende Zahlen"

Insgesamt wurden vom Landesumweltamt rund 4000 neue Erdwärmeheizungen in 2017 gezählt. Das ist im Vergleich zu 2016 ein Zuwachs der Neuinstallationen um mehr als 15 Prozent. „Das sind sehr beeindruckende Zahlen. Andere Bundesländer wären froh, wenn sie landesweit diese Zubauzahlen hätten“, so Leonhard Thien, Geothermie-Experte  der Energieagentur NRW.

Reiner Priggen, Vorsitzender des Landesverbandes Erneuerbare Energien NRW, würde es begrüßen, wenn die Landesregierung ein Tiefengeothermisches Projekt in NRW zur Umsetzung bringe. „Uns fehlt in NRW eine Referenzanlage nach Münchener Vorbild.“

NRW hat ähnlich hohe hydrogeothermale Potentiale wie München

Rolf Bracke, Leiter des Goethermiezentrum Bochum, machte deutlich, dass mit dem Verbrennungsstopp von Kohle die großen Quellen für die Fernwärme fehlten. Jedoch verfüge NRW wie München über hohe hydrogeothermale Potentiale. Hinzu käme im Ruhrgebiet das Grubenwasser als möglicher saisonaler Speicher für fossil und solar erzeugte Abwärme. Damit übersteige das natürliche Wärmeangebot den Bedarf der Fernwärmenetze um ein Vielfaches. „Die Politik und die Versorgungsunternehmen sollten nun rasch reagieren, denn ein klimafreundlicher Umbau der Fernwärmesysteme auf Tiefengeothermie und Grubenwasser dauert weit über 20 Jahre“, erläuterte Bracke.

Im Ranking um die meisten Geothermie-Projekte haben sich der Landkreis Coesfeld und die Kommune Wenke hervorgetan. Der Landkreis Coesfeld liegt in der Kategorie „Landkreise“ in NRW in 2017 mit circa 250 installierten Erdwärmeheizungen auf Platz 1. In der Kategorie „Gemeinden“ siegte die Stadt Werne. Hier gab es 2017 über 130 neue Erdwärmeheizungen. (al)