Windreiche Phasen dämpfen Strompreise im Oktober: Erneuerbare bei 64 Prozent

Die Windflaute vom Jahresanfang ist vorbei. Das wirkt sich auch auf die Strompreise aus. (Symbolbild)
Bild: © Andre Klebe/Vestas Wind Systems A/S
Von Julian Korb
Der Oktober 2025 hatte es für den Strommarkt in sich: Mehrere windreiche Phasen drückten die Strompreise zeitweise auf Nullniveau. Der durchschnittliche Börsenstrompreis lag mit Stand zum 30. Oktober bei rund 8,4 Cent pro Kilowattstunde – und damit leicht über dem Septemberwert von rund 8,35 Cent.
Auch der Anteil erneuerbarer Energien an der Stromerzeugung rutschte mit rund 64 Prozent unter Septemberniveau. Allerdings war er so hoch wie nie zuvor in einem Oktober-Monat. Zum Vergleich: Im Jahr 2020 wurde die Schwelle von 50 Prozent erstmals überschritten.
Windreiche Wochenenden prägen Preisgeschehen
Besonders an den Wochenenden am 4. und 5. Oktober sowie vom 24. bis 26. Oktober zeigten sich Extreme am Strommarkt. Das erste Oktoberwochenende zählte zu den windreichsten Zeiträumen des gesamten Jahres 2025.
Die massive Windeinspeisung überstieg zeitweise die Netzlast erheblich und führte zu drastischen Preiseffekten: In 77,6 Prozent der Stunden rutschten die Preise in den negativen Bereich, der Tiefstwert lag bei minus 0,5 Cent pro kWh. Im Durchschnitt dieser beiden Tage betrug der Strompreis lediglich 0,07 Cent pro kWh. Dies war eine der längsten Phasen negativer Preise seit Januar 2025.
Ein ähnliches Muster zeigte sich am letzten Oktoberwochenende: Vom 24. bis 26. Oktober deckte Windenergie erneut weitgehend die Last. Die Preise pendelten sich bei durchschnittlich 0,89 Cent die kWh ein, wobei sie zu 20 Prozent der Zeit negativ waren und zu 78 Prozent unter einem Cent lagen.
Über 50 Stunden mit negativen Strompreisen
Insgesamt verzeichnete der Oktober etwas mehr als 50 Stunden mit negativen Strompreisen, was rund sieben Prozent des Monats entspricht. Für kommunale Versorger, die zunehmend dynamische Tarife anbieten, boten diese Phasen erhebliche Chancen zur Optimierung der Beschaffungskosten und zur Weitergabe günstiger Preise an Endkunden.
"Phasen mit starkem Wind zeigen eindrücklich, wie eng Strompreise und erneuerbare Erzeugung zusammenhängen", erklärt Jan Rabe, CEO des Ökostromanbieters Rabot Energy. "Wer einen dynamischen Stromtarif nutzt, kann solche Schwankungen aktiv für sich nutzen und Strom dann verbrauchen, wenn er günstig und klimafreundlich erzeugt wird."
Stromimporte besonders gering
Mit rund 64 Prozent lag der Anteil erneuerbarer Energien an der Stromerzeugung im Oktober zwar leicht unter dem Septemberwert, bewegte sich aber im Rahmen des Jahresdurchschnitts. Zum Vergleich: In den ersten drei Quartalen 2025 deckten erneuerbare Energien knapp 57 Prozent des Bruttostromverbrauchs, was dem Vorjahresniveau entspricht.
Das schwache erste Quartal 2025 mit seinem ungewöhnlich windarmen Wetter konnte durch eine gestiegene Photovoltaik-Erzeugung und mehr Windstrom in den Sommermonaten ausgeglichen werden.
Im Gesamtjahr 2024 hatte der Erneuerbaren-Anteil bei 59,4 Prozent gelegen. 2025 sind es bislang durchschnittlich 60,7 Prozent – wobei vor allem der Importsaldo von 6 Prozent auf gut 4 Prozent geschrumpft ist. Im Oktober war der Importanteil mit nur 0,2 Prozent besonders gering.
Strompreise im Mehrjahresvergleich
Der durchschnittliche Strompreis für die Lieferung am nächsten Tag (Day-Ahead) von rund 8,4 Cent pro Kilowattstunde im Oktober 2025 liegt deutlich unter den Werten der Energiekrisenjahre. Im Jahr 2024 hatte der Jahresdurchschnitt bei 7,95 Cent pro kWh gelegen, nachdem er 2023 noch bei 9,55 Cent pro kWh rangierte. Zum Vergleich: Im Krisenjahr 2022 waren die Preise auf durchschnittlich 23,7 Cent pro kWh geschossen.
Der Oktober 2025 zeigt damit die fortgesetzte Normalisierung der Großhandelspreise, wenn auch auf einem höheren Niveau als vor der Energiekrise. In den Jahren vor 2021 lagen die Jahresdurchschnittspreise typischerweise zwischen 3 und 4,5 Cent pro Kilowattstunde.
Erneuerbaren-Anteil steigt weiter
Der Oktober 2025 fügt sich damit in den mittelfristigen Trend steigender Anteile erneuerbarer Energien ein, auch wenn kurzfristige Schwankungen aufgrund der Witterungsabhängigkeit von Wind- und Solarenergie weiterhin prägend bleiben.
Die Daten zeigen auch, dass trotz witterungsbedingter Schwankungen der langfristige Trend zu höheren Erneuerbaren-Anteilen intakt bleibt. Mit dem weiteren Ausbau von Photovoltaik und Windenergie – in den ersten drei Quartalen 2025 wurden bereits 3,2 Gigawatt Windleistung an Land zugebaut – dürfte sich dieser Trend fortsetzen.
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