Forscher plädieren für schnelle Wärmewende
Rund 50 Prozent des Endenergieverbrauchs wird verheizt. Noch immer wird ein Großteil des Wärmebedarfs von fossilen Heizungen erzeugt. Allein bei Neuinstallationen hält die Brennwerttechnologie derzeit einen Marktanteil von 90 Prozent. Soll es mit den Klimazielen der Bundesregierung klappen, müssen Alternativen eingebaut werden. Ein Positionspapier der Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg (KEA) und sieben Forschungsinsitutionen, darunter das Öko-Institut, das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE), sowie die Universität Stuttgart, zeigen nun, was sowohl beim „Raustausch“ als auch Neubau zu beachten ist.
Grundsätzlich gilt: Die Effizienz der Gesamtanlage hängt von der Art und der Betriebsweise des gesamten Heizungssystems ab. Hauseigentümer sollten deshalb bei einer energetischen Sanierung auf einen hydraulischen Abgleich, die Anlagenregelung, effiziente Heizungspumpen und passende Heizflächen achten. Werden Letztere erneuert oder ersetzt, sollte die Vorlauftemperatur auf höchstens 45 Grad Celsius und der Rücklauf auf maximal 35 Grad Celsius am kältesten Tag ausgelegt sein.
Holz-Heizungen haben ihre Tücken
Die Rücklauftemperatur spielt insbesondere für den erreichbaren Jahresnutzungsgrad eine entscheidende Rolle. Wird das Abgas mit über 55 Grad Celsius abgegeben, ist eine Nutzung der Kondensationswärme bei einer Erdgastherme nicht mehr möglich und der Brennwerteffekt damit dahin. Wird auf die spezifische Betriebsweise der einzelnen Anlagen geachtet, kann das einen höheren Effizienzwert bringen als die Anschaffung einer neuen Erzeugungsanlage. Umgekehrt gilt allerdings auch: „Fehler bei der Heizungsregelung können den Energieverbrauch und die Klimabelastung der Heizung im Extremfall verdoppeln“, sagt Volker Kienzlen, Geschäftsführer der KEA und Initiator des Papiers.
Klimaneutralität lässt sich allerdings nicht allein über eine bessere Betriebsführung erreichen. Dafür braucht es laut den Autoren ein Aus für fossil betriebene Heizkessel spätestens nach 2030. Sie empfehlen derartige Systeme bereits ab 2025 nicht mehr einzubauen. Stattdessen rät das Positionspapier zum Anschluss an ein Wärmenetz. Aber auch Holz-Heizungen, wie Holzpellets-Verfeuerung oder ein Holzhackschnitzelkessel straffen die Ökobilanz. Auch wenn eine Pelletheizung beim Feinstaubausstoß etwas ungünstiger abschneidet als andere Energieträger und die verfügbaren Potenziale für feste Biomasse nicht ausreichen, um den Wärmebedarf des gesamten Gebäudesektors abzudecken.
Power-to-Gas noch nicht wettbewerbsfähig
Weitaus besser schneidet hingegen die Solarthermie ab. Sie ist neben Umweltwärme für Wärmepumpen und Photovoltaik die einzige erneuerbare Energieform, die unmittelbar auf dem jeweiligen Grundstück in sinnvoller Menge genutzt werden kann. Auch Elektro-Wärmepumpen gewinnen zunehmend an Bedeutung. Immerhin sinkt der CO2-Austoffs pro KWh erzeugtem Strom, je weiter die Energiewende voranschreitet.
Weniger überzeugt sind die Autoren hingegen von Power-to-Gas-Technologien. Zwar können dadurch Überschüsse an Wind- und Sonnenstrom kompensiert werden. Allerdings hält sich der Wirkungsgrad mit 50 bis 70 Prozent in Grenzen und auch die Preise von grünen Gasen seien noch nicht wettbewerbsfähig. (ls)