Karriere

Warum Klimaneutralität zunehmend ein HR-Thema ist

Gerade junge Menschen wählen ihren Arbeitgeber nach Kriterien des Klimaschutzes aus. Und auch die bestehende Belegschaft soll für die Vision sensibilisiert werden. Wie Stadtwerke das umsetzen können und wo sie sich Unterstützung holen können, erläutert Projektleiterin Nina Goßlau in einem Gastbeitrag.
01.07.2024

Für eine grüne Transformation müssen in den Betrieben Mitarbeiter gut an diese Themen herangeführt werden.

Die deutsche Wirtschaft arbeitet sich langsam aus der Krise. Doch Unternehmen stehen weiter vor großen Herausforderungen: Schon lange merken sie den Fachkräftemanagel. Viele brauchen zusätzliches Personal, denn die Berichtspflichten werden ausgeweitet und beschäftigen besonders die Energie-, Umwelt- und Nachhaltigkeitsabteilungen.

Die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) verpflichtet in den nächsten Jahren mehr Unternehmen zur Nachhaltigkeitsberichterstattung. Nachhaltigkeitsberichte werden nicht nur essenziell für Geschäftsabschlüsse fällig. Betroffene Unternehmen müssen auch zu Umweltthemen berichten und zeigen, wie sie den Klimawandel mit Maßnahmen zur Dekarbonisierung eindämmen.

Bei Firmen, die nicht berichtspflichtig sind, aber Kapital brauchen, werden Banken wegen der EU-Taxonomie künftig nach der CO2-Bilanz, Energiesparmaßnahmen oder fachlichen Weiterbildungsmaßnahmen für Mitarbeiter:innen fragen.

"Unternehmen sollten mindestens eine verantwortliche Person einplanen, bei Bedarf Nachhaltigkeitsmanager:innen neu einstellen."
Projektmanagerin Nina Goßlau

Belegschaft bei Change Prozess mitnehmen

Unternehmen, die an unserem Projekt „Wege zum klimaneutralen Unternehmen“ teilgenommen haben, sehen im Klimawandel ein Geschäftsrisiko, an das sie sich anpassen müssen. Sie raten, Klimaneutralität als strategisches Ziel zu verankern und alle Mitarbeiter:innen mitzunehmen.

Seit Anfang 2021 haben 19 unterschiedlich große Betriebe aus verschiedenen Branchen am zweijährigen Projekt teilgenommen. Darunter die Energieversorger Stadtwerke Karlsruhe und Naturenergie Hochrhein AG. In einem Interview mit der ZfK betonten sie, dass es vor allem Mitarbeiter:innen sind, die Klimaschutz- und Energiewendemaßnahmen möglich machen und umsetzen.

Genauso wichtig ist es aus ihrer Sicht für das Recruiting, sich bei Klimaschutz klar zu positionieren. Denn verantwortungsvolles Handeln spielt für potenzielle Arbeitnehmer:innen eine große Rolle. Gerade junge Menschen suchen ihre Arbeitgeber danach aus. Das bestätigt Geschäftsführer Tim Kohlhaas von KIS Antriebstechnik:

„Um in einem wettbewerbsintensiven Markt weiterhin erfolgreich zu sein, müssen und wollen wir uns transformieren. Das bedeutet Veränderung. Dabei ist es wichtig, Auszubildende und Mitarbeiter:innen zu ermutigen, Ideen einzubringen und sie zu befähigen, Maßnahmen umzusetzen. Sie werden zu Botschafter:innen. Das stärkt außerdem unser Image und erleichtert die Personalsuche.“ Sein Familienbetrieb mit 43 Mitarbeiter:innen hat in den letzten zwei Jahren am Projekt teilgenommen und einen Transformationsplan entwickelt. Bis 2027 will KIS energieautark werden.

Transformation geht nur mit allen

Für KIS und alle anderen Projektunternehmen heißt der Weg Richtung Klimaneutralität Veränderung. Für eine Transformation müssen in den Betrieben neue Themen etabliert und Mitarbeiter:innen an diese Themen herangeführt werden. Dabei ist elementar, dass Geschäftsführungen hinter einem solchen Change Prozess stehen und ihn gegenüber den Mitarbeiter:innen vertreten, beteiligte Personen aktiv unterstützen und Themen priorisieren.

Häufig sind Extraressourcen nötig: Unternehmen sollten mindestens eine verantwortliche Person einplanen, bei Bedarf Nachhaltigkeitsmanager:innen neu einstellen. Einbezogen werden sollten alle relevanten Fachbereiche wie Produktion, Umwelt- und Energiemanagement, Vertrieb, Finanzen, aber auch die Personalabteilungen. Alle Beteiligten brauchen klare Verantwortlichkeiten, Zeit und Kompetenz.

Jetzt starten Richtung Klimaneutralität

Alle Projektunternehmen definierten Ziele und entwickelten Pläne für ihre individuellen Wege zur Klimaneutralität. Ihr Personal wurde in Seminaren zum neuesten Stand der Wissenschaft geschult, sie wurden von Expert:innen zu Fachthemen beraten und tauschten sich untereinander zu Best Practice aus.

Ihre Handlungsempfehlungen stellten Betriebe aus der zweiten Projektrunde Anfang Juni vor. Im Herbst 2024 startet Runde 3 des Kooperationsprojekts vom Verband Klimaschutz-Unternehmen und dem Fachgebiet Umweltgerechte Produkte und Prozesse (upp) Universität Kassel mit dem Beratungsunternehmen Limón. Noch sind Plätze frei. Interessierte Unternehmen können sich hier informieren.

Klimaschutz-Unternehmen suchen neue Mitglieder

Interessant für den Austausch mit anderen Unternehmen ist auch eine Mitgliedschaft bei der Exzellenzinitiative "Klimaschutz-Unternehmen". Initiatoren sind das Bundeswirtschaftsministerium, das Bundesumweltministerium und die Deutsche Industrie- und Handelskammer. Der Verband versteht sich als branchenübergreifendes Netzwerk für Firmen aller Branchen und Größenklassen, die Klimaschutz, Umweltschutz oder die Anpassung an die Klimakrise als strategisches Unternehmensziel verfolgen.

Auch hier tauschen sich Betriebe zu Best Practice aus oder dazu, wie neues Personal rekrutiert und Mitarbeiter:innen für Klimaschutz sensibilisiert werden können. Mitglied der ersten Stunde sind die Stadtwerke Karlsruhe. Markus Schleyer als Referatsleiter für Umweltschutz sitzt im Beirat des Verbands, begutachtet Bewerbungen und entscheidet über die Aufnahme neuer Mitglieder. Interessierte Unternehmen können bei einem Check ihre Chancen testen und sich noch bis 31. Juli bewerben. (bs)