Karriere

Klimaneutralität: Personalstrategie ist entscheidend

Auf dem Weg zum klimaneutralen Unternehmen ist der Bereich Human Resources ein wichtiger Erfolgsfaktor. Die Stadtwerke Karlsruhe und die Energiedienst-Gruppe berichten.
13.06.2023

Klimaschutz und -neutralität geht nur Hand in Hand mit den Mitarbeiter:innen, denn sie müssen die Maßnahmen umsetzen.

Im Rahmen des Kooperationsprojekts "Wege zum klimaneutralen Unternehmen” tauschten sich zehn Klimaschutz-Unternehmen aus und entwickelten individuelle Fahrpläne und Maßnahmen – darunter die Energieversorger Stadtwerke Karlsruhe und Energiedienst AG. Das Projekt wurde vom Verein Klimaschutz-Unternehmen und dem Fachgebiet Umweltgerechte Produkte und Prozesse (upp) der Universität Kassel initiiert.

"Es wurde schnell deutlich, dass neben strategischen und technischen Maßnahmen auch viele Aspekte im Personalbereich wichtige Einflussfaktoren für die Erreichung der Klimaneutralität sind“, weiß Projektleiterin Nina Goßlau zu berichten. Das spiegelt sich auch in den Handlungsempfehlungen wider, die eine Projektgruppe im Frühjahr 2023 offiziell präsentierte.

  • Michelle Moyzes, Nachhaltigkeitsmanagerin der Energiedienst-Gruppe.

Wir haben nachgefragt: Für Energiedienst antwortete Michelle Moyzes, Nachhaltigkeitsmanagerin, und für die Stadtwerke Karlsruhe Dominik Hötzel, Bereichsleiter Personal.

Wie hoch ist die Bedeutung von Personalfragen auf dem Weg zur Klimaneutralität zu bewerten?

Moyzes: Mit Blick in die Zukunft besonders hoch, aber auch aktuell ist die Relevanz deutlich zu erkennen.Nicht nur bekommen wir den Fachkräftemangel zu spüren, sondern auch das verstärkte Interesse und Bewusstsein von zukünftigen Arbeitnehmenden für die Themen Nachhaltigkeit und Klimaneutralität. Die Suche nach einer sinnstiftenden Arbeit rückt immer mehr in den Fokus. Für uns als Arbeitgeber wird es immer wichtiger, unsere Werte transparent zu kommunizieren und hierbei besonders unsere Ambitionen hinsichtlich Klimaneutralität hervorzuheben.

Als regionales Unternehmen in Südbaden ist es auch unseren Mitarbeitenden wichtig, kurze Arbeitswege zu haben und nachhaltige Mobilitätslösungen zu nutzen. Daher muss im HR-Bereich neben der Mobilität unserer Mitarbeitenden auch Homeoffice mitgedacht werden, wenn wir uns die Scope 3-Emissionen anschauen – also die indirekten CO2-Emissionen der vor- und nachgelagerten Prozesse wie Geschäftsreisen oder die Entsorgung von Betriebsmitteln.

Hötzel: Die Bedeutung ist sehr hoch, da Klimaschutz und -neutralität nur Hand in Hand mit unseren Mitarbeiter:innen funktionieren. Neben technologischen und finanziellen Parametern sind es vor allem sie, die die Klimaschutz- und Energiewendemaßnahmen umsetzen und damit möglich machen. Ohne das Gefühl der eigenen Betroffenheit wird das Ziel der Klimaneutralität nicht erreicht werden können. An dieser Stelle spielt vor allem die Einbindung des Personals in die Thematik eine große Rolle.

Ein gutes Beispiel hierfür ist unsere über 27-jährige EMAS-Zertifizierung: Die Einbindung auf allen Ebenen läuft hier bereits seit vielen Jahren sehr gut und ist fest in der Unternehmenskultur der Stadtwerke verankert. Auch bezogen auf die Personalgewinnung sind unsere Aktivitäten im Klimaschutz wichtig, denn für potenzielle Arbeitnehmer:innen spielt das gesamtgesellschaftlich verantwortungsvolle Handeln eines Unternehmens eine große Rolle. Gerade junge Menschen richten ihre Wahl immer häufiger danach aus. Umso wichtiger ist es heute für Unternehmen, sich klar in puncto Klimaschutz zu positionieren.

  • Dominik Hötzel, Bereichsleiter Personal bei den Stadtwerken Karlsruhe.

Welche konkreten HR-Maßnahmen sind bereits in der Umsetzung?

Moyzes: Seit Oktober 2022 haben wir erstmals eine Nachhaltigkeitsmanagerin, die unternehmensweit die Nachhaltigkeitsambitionen, darunter auch Klimaneutralität, vorantreibt. Mit Blick auf HR geht es vor allem darum, gemeinsam geeignete KPIs zu identifizieren sowie Maßnahmen abzuleiten, die auf Klimaneutralität einzahlen. Zeitgleich ist uns bewusst, dass das Thema immer auch mit einem Change Prozess einhergeht.

Bei Energiedienst fördern wir daher den Erwerb der Zusatzqualifikation „Change Manager/in“. Diese Change Manager, die sich darüber hinaus in einer Community austauschen, begleiten Maßnahmen und Projekte auf dem Weg zur Klimaneutralität – wie zum Beispiel das Projekt der neuen Arbeitswelten, das sich mit unserer neuen Arbeitsinfrastruktur auseinandersetzt und nachhaltige Lösungen anstrebt.

Hötzel: Im Jahr 2021 wurden ambitionierte Klimaziele bis 2030 beschlossen und die Klimaneutralität als neues strategisches Unternehmensziel festgelegt. Unser Klimaaktionsplan zeigt hierfür die wesentlichen Meilensteine zur Erreichung der Klimaneutralität auf. Er basiert auf einem Transformations- und Change-Prozess und wird von den Mitarbeitenden verfolgt und schrittweise umgesetzt. Koordinierend ist das Referat Umweltschutz zuständig.

Wichtige Maßnahmen sind z. B. die Verzehnfachung der installierten PV-Leistung bis 2030 gegenüber 2020 und das Projekt CO₂-freie Fernwärmeversorgung. Ein großer Meilenstein wurde bereits 2018 mit der klimaneutralen Trinkwasserversorgung erfolgreich umgesetzt.

Intern gilt zudem: Jede Vorlage für einen Geschäftsführerbeschluss ist auf das Kriterium Klimarelevanz zu prüfen. Der CO₂-Aspekt ist somit von hoher Bedeutung und ein wichtiges Entscheidungskriterium.

Mitarbeiteranreize zu einem klimabewussteren Umgang sind u. a. das Fahrrad-Leasing-Angebot JobRad und unser Weg zu einem klimafreundlichen Essensangebot. Bereits seit über einem Jahr wird jedes Gericht unseres Betriebsrestaurants mit einem individuellen CO₂-Fußabdruck ausgezeichnet. (Boris Schlizio/hp)