E-Mobilität

Fehlende Regeln bremsen H2-Mobilität

Eigentlich sollten bereits mehrere hundert Wasserstoff-Tankstellen in Betrieb sein. Eine neue Studie zeigt Ausbauhürden auf.
07.10.2025

Im Mai 2025 hat der Betreiber eine weitere H2-Tankstelle in Düsseldorf (Foto) in Betrieb genommen.

Von Daniel Zugehör

Die Wasserstoff-Mobilität kommt nicht richtig in Fahrt. Aktuell sind in Deutschland erst weit unter 100 Tankstellen in Betrieb. Eigentlich sollten es schon längst viermal so viele sein. Als eine zentrale Hürde nennt die NOW insbesondere fehlende Standards. Die bestehenden "zahlreichen Normen und Vorschriften" reichten für eine sichere und interoperable Infrastruktur nicht aus, lautet ein Fazit des bundeseigenen Thinktanks.

Zwar hätten sich die Bedingungen für Wasserstoff-Infrastrukturen in den vergangenen Jahren "erheblich weiterentwickelt", schreibt die NOW in einer neuen Studie. "Gleichzeitig bleibt die Herausforderung bestehen, den regulatorischen Rahmen kontinuierlich weiterzuentwickeln."

"Offene Themen" gefährden Ausbau

Den weiteren Ausbau gefährden könnten eine Reihe von den Studienautorinnen und -autoren benannter "offener Themen". Unter anderem fehlten weiterhin einheitliche Standards für die verschiedenen Betankungstechnologien von Wasserstoff (H2): gasförmig (GH2), cryo-compressed (CcH2) und flüssig (sLH2). Sowohl auf internationaler (ISO) als auch europäischer (CEN) werde an entsprechenden Normen gearbeitet. Die Arbeiten "müssen jedoch zügig abgeschlossen werden".

Als weitere Baustellen identifiziert die NOW unter anderem Leerstellen bei Messsystemen für Hochleistungs-Betankungen, verbindlichen Mindeststandards für die Aus- und Weiterbildung oder Genehmigungen von H2-Tankstellen als auch Elektrolyseuren. "Nur wenn Normung und Regulierung Hand in Hand gehen, kann Wasserstoff sein volles Potenzial für Klimaschutz und Wettbewerbsfähigkeit entfalten", betont Dagmar Fehler, CEO und Sprecherin der NOW.

Die Studie solle die dafür notwendige Transparenz schaffen sowie Anpassungsbedarf aufzeigen. "Für den Markthochlauf von Wasserstoff ist nicht nur die Technologie entscheidend, sondern vor allem auch ein klarer regulatorischer Rahmen", so Fehler.

Alte Standorte werden geschlossen

Laut H2 Mobility Deutschland, dem nach eigenen Angaben größten H2-Tankstellenbetreiber in Europa, sind hierzulande derzeit rund 70 solcher Tankstellen in Betrieb. Die Zahl schwankt, da das Unternehmen seit diesem Jahr sein Netz konsolidiert. Ursprünglich hatte es sich zum Ziel gesetzt, 400 Standorte bis zum Jahr 2023 zu errichten.

Gerade überprüft H2 Mobility für ausgewählte Standorte, ob diese die technischen Anforderungen für moderne Nutzfahrzeuge erfüllen. Geschlossen werden "ältere, kleine Tankstellen, die für einen Pkw-Markt erbaut wurden, der sich in den vergangenen Jahren nicht wie erwartet entwickelt hat", teilte H2 Mobility im Juni mit. Bis dato sollten insgesamt 22 Tankstellen schließen.

Fokus liegt auf 350 bar

Parallel eröffnet der Betreiber neue Standorte, wie zum Beispiel im Mai in Düsseldorf, gemeinsam mit der Rheinbahn und den dortigen Stadtwerken. Der Fokus liegt einer Unternehmenssprecherin zufolge darauf, das Tanken mit 350 bar zu ermöglichen. Wasserstoff mit höherem Druck (700 bar) tanken vor allem Pkw mit ihren kleineren Tanks, während Lkw und schwere Nutzfahrzeuge auch bei 350 bar ausreichende Mengen tanken können.

Ziel sei zudem, den Ausbau der Tankstellen im Rahmen von sogenannten Wasserstoffclustern fördern, so die Sprecherin weiter. Gemeint sind regionale Wertschöpfungsketten.

Hinter H2 Mobility steht als größter Investor der von der französischen Investmentgesellschaft Hy24 verwaltete "Clean H2 Infra Fund". Beteiligt sind zudem Shell, Air Liquide, Total Energies, Linde, Daimler Truck, EG Group, ein auf Tankstellen spezialisiertes Einzelhandelsunternehmen aus Großbritannien, und Hyundai. Die 81-seitige Studie ist online als PDF verfügbar.

Dieser Artikel wurde am 16.10.2025 korrigiert.