Deutschland

IHK: Die Einsparpotenziale beim Gas sind ausgeschöpft

Die Mehrheit der Betriebe sieht kaum noch Möglicheiten, den Gasverbrauch in den kommenden Jahren zu verringern. Chancen bietet aber womöglich eine Gasauktion.
26.10.2022

Die Betriebe in Deutschland können kaum noch zusätzliches Gas einsparen, wie eine Umfrage des DIHK zeigt. (Symbolbild)

Die Unternehmen haben ihre Einsparmöglichkeiten beim Gasverbrauch unter dem Druck der extrem hohen Preise weitgehend ausgeschöpft. Das verdeutlicht das Energiewende-Barometer der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), an dem sich über 3500 Unternehmen aus allen Branchen und Region beteiligt haben. Danach sehen 60 Prozent der Betriebe bei ihrem Gasverbrauch in den kommenden fünf Jahren keine oder nur sehr geringe Einsparpotenziale von bis zu zwei Prozent, wie der Verband mitteilt.

20 Prozent der Unternehmen können nach eigener Einschätzung auf zwei bis fünf Prozent ihres bisherigen Verbrauchs verzichten. Lediglich ein weiteres Fünftel hält bei seinem Energieverbrauch noch mehr als fünf Prozent an Verringerung für möglich.

Weitergehende Ziele unrealistisch

"Das Ergebnis deckt sich mit dem, was wir seit Monaten an Rückmeldungen aus den Unternehmen bekommen. Der Überlebenskampf der Betriebe angesichts der explodierenden Energiepreise hat dazu geführt, dass die kurzfristigen betrieblichen Potenziale ausgeschöpft wurden", so DIHK-Präsident Peter Adrian.

Deshalb seien weitergehende Ziele, den Gasverbrauch im laufenden Produktionsbetrieb noch stärker zu verringern, unrealistisch", so Adrian weiter. "Der Rückgang des Gasverbrauches in der Wirtschaft ist inzwischen immer öfter Folge von Betriebsstilllegungen oder Produktionseinschränkungen. Wir müssen daher nach anderen Möglichkeiten suchen, um zusätzliches Gas zu mobilisieren oder Gas zum Beispiel bei der Stromerzeugung einzusparen."

Großes Interesse an Abschaltung gegen Geld

Chancen hierfür ergeben sich demnach bei der sogenannten Gasauktion. Unternehmen reduzieren ihren Gasbedarf gegen Entschädigungen. Hier ließen sich zusätzliche Mengen jenseits der kurz- und mittelfristigen Potenziale einsparen, so der DIHK.

In Firmen, in denen ein Verzicht auf Gas möglich ist, bestehe großes Interesse an Abschaltleistung gegen Entschädigung. Das gelte bereits bei Betrieben mit einer Anschlussleistung von einem Megawatt.

Zusätzliches Gas für die Einspeicherung

"Die am 1. Oktober abgeschlossene Gasauktion war nicht ausreichend, um das Interesse der Unternehmen zu wecken", so der DIHK-Präsident weiter. "Denn sie greift zu spät. Nämlich dann erst, wenn alle anderen Mittel ausgeschöpft sind und eine Gasmangel-Lage unmittelbar bevorsteht."

Damit sich genügend Firmen beteiligten, brauche es ein Modell, das darauf abziele, zusätzliches Gas für die Einspeicherung zu haben. Damit könnte entsprechende Engpässe erst gar nicht entstehen, heißt es weiter. Größere Gasabnehmer erhielten auf diesem Weg weitere Anreize, ihren Verbrauch zu reduzieren und eine weitere Befüllung der Speicher zu ermöglichen.

Versteigerung unbedingt notwendig

"Gemessen am neuen Ziel der Europäischen Kommission, 15 Prozent beim Gasverbrauch einzusparen, sind innovative Lösungen wie eine Versteigerung von Abschaltleistungen unbedingt und umgehend notwendig", warnt der DIHK-Präsident. "Denn für die überwiegende Mehrheit der Betriebe ist es unrealistisch, auf der Basis der bisherigen Reduktionen noch einmal 15 Prozent draufzulegen, ohne dass wir weiter schmerzhafte Produktionseinschränkungen sehen." (jk)