Deutschland

Neue Tarifverhandlungen: Positionen noch weit auseinander – Streiks nicht ausgeschlossen

Die erste Verhandlungsrunde für Beschäftigte zahlreicher ostdeutscher Stadtwerke ist vorbei. Aus Verdis Sicht bewegt sich die Arbeitgeberseite noch zu wenig.
27.03.2025

Verdi-Banner auf einer Kundgebung

Von Hanna Bolte

Seit Anfang dieser Woche laufen die Tarifverhandlungen für die Beschäftigten in der Energiewirtschaft in Ostdeutschland, deren Unternehmen im Arbeitgeberverband energie- und versorgungswirtschaftlicher Unternehmen (AVEU) organisiert sind. Dazu zählen beispielsweise die Leipziger Stadtwerke, Sachsenenergie oder die Teag.

Die Ergebnisse der ersten Verhandlungsrunde waren erwartungsgemäß wenig ergiebig. Aus einem Schreiben von Verdi an die betroffenen Mitarbeiter geht hervor, wie weit die beiden Parteien aktuell noch voneinander entfernt sind. So trägt das Schreiben den Titel "1. Verhandlungsrunde mit viel Luft nach oben – Angebot der Arbeitgeber unzureichend!"

Mitarbeiter sollen sich organisieren

Der Forderung nach einer exklusiven Mitgliedervorteilsregelung sei nach Angaben von Verdi mit der Argumentation begegnet worden, dass solche Vorteilsregelungen für Mitglieder unsolidarisch wären und die Belegschaft spalten würde. Das erste mündliche Angebot der Arbeitgeberseite sieht nach der Darstellung der Gewerkschaft aktuell ein dreistufiges System vor, bei dem die Lohnerhöhungen bei einer Laufzeit von 36 Monaten gestaffelt werden sollen: 2,6 Prozent zum 1. April in diesem Jahr, 2,8 Prozent im Jahr darauf und weitere 2,1 Prozent im Jahr 2027.

Keiner der beiden Vorstöße wurde von der Gewerkschaft besonders positiv aufgenommen. In ihrem Schreiben fordert sie die Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen auf, sich an den betrieblichen Aktionen zu beteiligen und sich zu organisieren.

Nächster Verhandlungstermin im April

"Der Auftakt hat klar gezeigt, dass wir wesentlich mehr Druck in den Betrieben benötigen, um unseren gemeinsamen Forderungen Nachdruck zu verleihen. (...) Wenn wir den Arbeitgebern etwas gegensetzen wollen, müssen wir aktiv werden." Ob damit auch Streiks verbunden sein könnten, blieb im Schreiben offen. Ab Anfang April könnte die Gewerkschaft zu diesem Mittel greifen. Der nächste Verhandlungstermin ist für den 10. April in Magdeburg angesetzt.

Die konkreten Verdi-Forderungen umfassen eine Entgelterhöhung von 7,5 Prozent, mindestens aber 320 Euro Gehalt mehr pro Monat, eine Laufzeit von 12 Monaten für den neuen Vertrag, mehr Zeitsouveränität für Mitarbeiter und eine exklusive Mitgliedervorteilsregelung, die die Gewerkschaftsmitgliedschaft attraktiver machen soll.

Mehr zum Thema aus dem ZfK-Archiv:

7,5 Prozent mehr Gehalt: Nächste Tarifverhandlungen mit Stadtwerken