Deutschland

Weil nennt Habeck-Pläne für Heizungen unrealistisch

Die angestrebte Heizwende ist eine gigantische Aufgabe, vor der Hausbesitzer, Staat, Industrie und Handwerk stehen. Die geplanten schärferen Vorgaben für den Einbau neuer Heizungen ab 2024 sorgen weiter für Kritik - auch aus der SPD.
20.03.2023

Mehr Schaden als Nutzen: Ministerpräsident Stephan Weil gehen Robert Habecks Pläne für die Wärmewende zu weit.

Der niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil hat die Pläne von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck zum Verbot von Öl- und Gasheizungen kritisiert. Die Zeitplanung sei nicht realistisch und stifte am Ende mehr Schaden als Nutzen, sagte der SPD-Politiker der «Bild am Sonntag». «Leute bestellen jetzt panisch neue Gas- und Ölheizungen. Und viele Probleme sind nicht geklärt: Gibt es genug Installateure? Was ist mit den Menschen, die sich keine Wärmepumpe leisten können?»

Er erwarte, dass sich Habeck dringend mit der Bau- und Wohnungswirtschaft, Heizungsmonteuren und der Energiewirtschaft zusammensetzt und prüft, bis wann welches Ziel zu schaffen sei, forderte Weil. «Wir brauchen beim Umbau des Wärmesystems längere und damit realistischere Übergangsfristen.» Ein Einbauverbot ab 2024 sei unrealistisch. Weil sprach sich dafür aus, staatliche Hilfen für die Nachrüstung von Heizungen an die Höhe des Einkommens zu koppeln: «Wir sollten nicht den Kauf jeder Wärmepumpe mit einem Festbetrag fördern, sondern die staatliche Hilfe je nach Einkommenshöhe staffeln.»

Schwesig: Anreize setzen statt Zwang ausüben

Kritik kam auch von Mecklenburg-Vorpommerns Regierungschefin Manuela Schwesig. «Ich halte diese Pläne für ungerecht und unbrauchbar», sagte die SPD-Politikerin am Sonntag. Für die Wärmewende müssten Anreize gesetzt und Förderprogramme gestartet werden anstatt mit Zwangsmaßnahmen zu drohen.

Hintergrund ist die Diskussion über einen Gesetzentwurf, der für den Einbau neuer Heizungen ab 2024 verschärfte Regeln vorsieht. Nach einer Übereinkunft der Ampel-Koalition aus dem Frühjahr 2022 soll von 2024 an möglichst jede neu eingebaute Heizung zu 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden. Dies könnte auf ein De-facto-Verbot neuer Verbrennerheizungen hinauslaufen.

FDP auf Konfrontationskurs

Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hat ein Hilfsprogramm zugesagt. Die für viele Eigentümer und Mieter wichtigen Details für Übergang und Betriebsfristen sind aber noch nicht festgelegt. Gegen einen ersten Gesetzentwurf aus dem Wirtschafts- und dem Bauministerium gibt es Widerstand auch vom Koalitionspartner FDP. Branchenexperten hatten vor einem allzu forschen Vorgehen gewarnt. Die Politik müsse sich an den Realitäten des Marktes orientieren.

Der Parlamentarische Staatssekretär im Wirtschaftsministerium, Stefan Wenzel (Grüne), warnte vor Panikkäufen. «Einfach möglichst lange an Öl und Gas festzuhalten, kann langfristig deutlich teurer werden, als in den nächsten Jahren auf eine klimafreundliche Heizung umzustellen», sagte er «Zeit Online». «Man sollte sich deswegen jetzt auch nicht hektisch entscheiden, sich schnell noch einmal eine Öl- oder Gasheizung einbauen zu lassen, solange es noch möglich ist.»

Steuerliche Anreize ausweiten

Mit Blick auf zusätzliche Fördermaßnahmen sagte Wenzel: «Wir müssen beispielsweise auch Anreize für Vermieter schaffen.» Bereits heute könnten energetische Sanierungsmaßnahmen für selbstnutzende Eigentümer steuerlich gefördert werden: «Dieser Ansatz könnte auf Vermieter und Gewerbe erweitert werden.»

Aus Sicht von FDP-Fraktionschef Christian Dürr ist das Konzept einer Einkommensorientierung der geplanten Hilfen für den Einbau von neuen Heizungen nicht ausreichend durchdacht. «Ich habe die Sorge, dass ein solches Unterstützungsregime ungerecht wird», sagte Dürr der «Mediengruppe Bayern»: «Wir sollten bei Heizungen keine Technologien verbieten, sondern nur Vorgaben zur CO2-Neutralität machen. Es kann doch bald Gasheizungen geben, die mit Wasserstoff betrieben werden können.»

Macht das Stromnetz mit?

Nach den Worten von Netzagentur-Chef Klaus Müller läuft die Zeit für Gasheizungen ab. Als wichtigste Alternative gelten Wärmepumpen. Allerdings gibt es Sorge, dass die Stromnetze dafür nicht gerüstet sein könnten. Müller betonte dazu in der «Rheinischen Post», man wolle Überlastungsproblemen im lokalen Stromnetz vorbeugen. «Und dabei ist ganz klar, dass Verbraucher nicht abgeklemmt werden dürfen.» Nur wenn lokale Netzbetreiber eine Gefahr für die Netzstabilität nicht anders abwenden können, könnten sie die Leistung vorübergehend dimmen. Wärmepumpen und Ladesäulen dürften aber nicht ganz abgeschaltet werden, sagte Müller. (dpa/amo)