International

EU-Plan: Millionen Autos ohne Abgase

Die EU-Kommission will die CO2-Emissionen im Verkehrssektor schon bis 2030 drastisch drücken. Auf die Autoindustrie warten ehrgeizige Vorgaben.
09.12.2020

Frans Timmermans ist Vizepräsident der Europäischen Kommission sowie Kommissar für Klimaschutz. Nun hat der Niederländer seine "Stragie für eine nachhaltige und smarte Mobilität" veröffentlicht.

Bis 2030 sollten innerhalb der Europäischen Union mindestens 30 Mio. emissionsfreie Fahrzeuge in Betrieb sein. Dies fordert eine neue Strategie, die der Vizepräsident der Kommission Frans Timmermans am Mittwoch vorstellte.

In seiner "Stragie für eine nachhaltige und smarte Mobilität" bekräftigte der Niederländer Pläne für striktere CO2- und Schadstoff-Grenzwerte. Diese sollen im nächsten Jahr konkret werden. Bis 2050 soll die Europäische Union klimaneutral sein, also alle Treibhausgase vermeiden oder ausgleichen.

Konkrete Ziele für abgasfreien Verkehr

Der Verkehr ist für fast 30 Prozent der Kohlendioxid-Emissionen in der EU verantwortlich. Um die Klimaziele zu erreichen, schlägt Timmermans saubere Autos, mehr Verkehr auf die Schiene, mehr Fracht auf Binnenschiffe und saubere Kraftstoffe vor.

Neben 30 Mio. abgasfreien Fahrzeugen setzt die Kommission weitere Zielmarken. Bis 2030 soll sich der Verkehr mit Hochgeschwindigkeitszügen verdoppeln und mindestens 100 Städte in Europa sollen klimaneutral sein. Außerdem soll bei planbaren kollektiven Reisen unter 500 km kein CO2 mehr frei werden.

Mehr Frachtverkehr auf Schienen

Zudem soll der Frachtverkehr auf der Schiene um 50 Prozent wachsen, der Transport auf Binnenschiffen und kurzen Verbindungen übers Meer um 25 Prozent. Schiffe ohne Abgase sollen marktreif sein. In zehn Jahren soll automatisiertes Fahren im großen Stil möglich sein.

Weiterhin sollen Bürger mühelos mit einem Ticket und gesicherten Passagierrechten bei einer Reise von einem Verkehrsmittel aufs andere umsteigen können, etwa vom Leihwagen in den Zug. Bis 2035 sollen große emissionsfreie Flugzeuge marktreif sein.

Anreize für die Industrie

Bis 2050 sollen fast alle Fahrzeuge emissionsfrei fahren. Der Frachtverkehr auf der Schiene soll sich verdoppeln. Bis dahin soll ein funktionstüchtiges transeuropäisches Transport-Netzwerk mit unterschiedlichen, umweltfreundlichen, digitalisierten, sicheren Verkehrsmitteln existieren, die Zahl der Verkehrstoten auf nahe Null sinken.

Die konkrete Umsetzung sei für die nächsten Jahre geplant. Dabei sollen mit nachgeschärften Regeln Anreize für die Industrie gesetzt werden, die sauberen Verkehrsmittel rasch voranzubringen. Die Autoindustrie fürchtet eine schnelle oder gar überstürzte Durchsetzung extrem niedriger Emissionsstandards.

Investitionen in Infrastruktur

Den Bürgern soll der Umstieg und die Änderung ihrer Verkehrsmuster schmackhaft gemacht werden. Geldgeber sollen zu Investitionen ermutigt werden. Für den Umbau veranschlagt die Kommission in den Jahren 2021 bis 2030 zusätzliche Investitionen aus öffentlicher und privater Hand in Höhe von 130 Mrd. Euro pro Jahr, verglichen mit den zehn Jahren zuvor.

Greenpeace moniert, dass das Ziel von 30 Mio. emissionsfreien Fahrzeugen bis 2030 weit hinter Möglichem und dem Nötigem zurückbleibe. Deutschland allein plane bis dahin 7 bis 10 Mio. E-Autos. Nach Angaben des europäischen Autoverbands Acea gibt es mehr als 312 Mio. motorbetriebene Fahrzeuge in Europa.

Ferber: Keine Strategie zum autonomen Fahren

Der CSU-Europaabgeordnete Markus Ferber kritisierte fehlende Lösungsansätze für urbane Mobilität. Außerdem würde die Schwierigkeit der ländlichen Regionen, bei den anstehenden Änderungen im Verkehr abgehängt zu werden, nicht erwähnt. Auch fehle zum autonomen Fahren eine Strategie, wie Vernetzung und Automatisierung ablaufen sollen. (dpa/jk)