Recht & Regulierung

Ölkonzerne sichern sich Offshore-Windkraft-Flächen für Milliardenbetrag

Erstmals zahlen in Deutschland Konzerne für das Recht, Windparks in Nord- und Ostsee bauen zu dürfen. Der Erlös der Auktion soll den Stromkunden zu Gute kommen.
12.07.2023

Erstmals wurden Offshore-Wind-Flächen in Deutschland versteigert. (Symbolbild)

Erstmals hat die Bundesnetzagentur (BNetzA) vier Flächen für Offshore-Windparks in Nord- und Ostsee versteigert und dabei einen Erlös in Höhe von 12,6 Mrd. Euro erzielt. Das teilte die Aufsichtsbehörde am Mittwoch in Bonn mit. Immerhin 90 Prozent der eingenommenen Gelder sollen zur Senkung der Stromkosten dienen. Jeweils 5 Prozent fließen in den Meeresnaturschutz und die Förderung einer umweltschonenden Fischerei.

"Die Ergebnisse bestätigen die Attraktivität von Investitionen in Offshore-Windenergie in Deutschland", sagte der Präsident der Bundesnetzagentur, Klaus Müller. "Der Wettbewerb um die Offshore-Windenergie ist hoch wie nie." Erfolgreiche Bieter waren am Ende die Mineralölkonzerne BP und Total Energies, die sich jeweils zwei Flächen sicherten. Die Inbetriebnahme der Windparks ist für das Jahr 2030 vorgesehen.

7 GW ausgeschrieben

Es war das erste Mal, dass die Bundesnetzagentur mit Hilfe einer Auktion bestimmte, welche Unternehmen einen Windpark errichten dürfen. Versteigert wurden drei Flächen für Windparks mit einer Leistung von jeweils 2000 MW in der Nordsee und eine Fläche für einen Windpark mit einer Leistung von 1000 MW in der Ostsee bei Rügen.

Die nun abgeschlossene Auktion war schon aufgrund der Größe der geplanten Windparks bemerkenswert. Auf einen Schlag wurden 7 GW an Leistung ausgeschrieben - genug um die aktuellen Offshore-Kapazitäten in Deutschland fast zu verdoppeln. Denn nach Angaben des Beratungsunternehmens Deutsche Windguard waren Ende 2022 in Deutschland 1539 Offshore-Windenergieanlagen mit einer Leistung von insgesamt 8,1 GW in Betrieb.

Verzicht auf Förderung

Möglich wurde das zuvor bei Offshore-Windkraft noch nicht praktizierten Auktionsverfahren, weil für alle vier Flächen mehrere Angebote vorlagen, in denenen die Bieter von vorneherein auf die lange Zeit übliche Förderung für den Bau von Windparks verzichteten. Für die Flächen in der Nordsee gab es jeweils acht Interessenten, für die Fläche in der Ostsee sogar neun Bewerber.

Der überwiegende Teil des Geldes soll nun zur Finanzierung des notwendigen Netzausbaus verwendet werden und damit letztlich die Stromkosten der Verbraucherinnen und Verbraucher senken. Angesichts geschätzter Netzausbaukosten von über 100 Mrd. Euro dürfte der Milliardenerlös aus der Aktion eher eine geringe Rolle spielen. Außerdem erfolgt die Zahlung der Stromkostensenkungskomponente in 20 jährlich gleichbleibenden Raten.

Signal für Ausbau

Für die Zukunft der Windkraft in Deutschland ist der Ausgang des Bieterverfahrens nach Einschätzung vieler Experten jedoch ein vielversprechendes Signal. "Die Ergebnisse sind ein wichtiger Schritt zur Erreichung des Offshore-Ausbauziels von 30 Gigawatt bis 2030", betonte der Netzagentur-Chef.

Auch der Geschäftsführer des Bundesverbandes der Windparkbetreiber Offshore (BWO), Stefan Thimm, urteilte, die Investitionen seien von enormer Bedeutung für den Ausbau der erneuerbaren Energien und für das Erreichen der klimapolitischen Ziele der Bundesregierung. Die BP-Managerin Anja-Isabel Dotzenrath sprach von einem "großen Meilenstein für die Dekarbonisierungspläne von BP in Deutschland".

Attraktiver Markt

Der Energieexperte Dominik Hübler vom Beratungsunternehmen Nera sagte der Deutschen Presse-Agentur, der Ausgang der Versteigerung sei ein "starkes Signal", für wie attraktiv der deutsche Markt gehalten werde. Er betonte, 12,6 Mrd. Euro seien zwar viel Geld. Doch komme es immer auf die Alternativen an. Wenn man das mit den Kosten der Neuerschließung eines Ölfeldes im arktischen Eis vergleiche, sei die Summe gar nicht mehr so hoch. (dpa(jk)