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E-Auto: Batterierecycling nimmt langsam Schwung auf

Damit Elektroautos einmal wirklich umweltfreundlich sind, müssen Batterien unbedingt recycelt werden. Dazu gibt es erste Initiativen.
07.04.2020

Pkw-Hersteller sehen in der Wiedergewinnung von Stoffen aus gebrauchten E-Batterien ein interessantes Geschäftsfeld.

Autoherstellern ist klar, dass die Akzeptanz für die E-Mobilität auch an der Frage hängt, wie die gesamte Energie- und Rohstoffnutzung organisiert wird. Einerseits muss möglichst viel Strom aus erneuerbaren Quellen kommen, damit der Wagen nicht doch mehr CO2 freisetzt als spart. Andererseits muss mehr recycelt werden.

Volkswagen etwa baut in Salzgitter eine Pilotanlage dazu auf – es geht neben Aluminium, Stahl und Kupfer um Batteriematerialien wie Nickel, Mangan und Kobalt. Anstatt eines energieintensiven Nachschubs solcher Stoffe durch weiteren Bergbau und globale Transporte sollen sie aus Altteilen wiedergewonnen oder mit „Second-Life-Konzepten“ weitergenutzt werden. In der zweiten Jahreshälfte soll die Linie in Betrieb gehen. Sie wird Teil der geplanten VW-Batteriezellfabrik, die der weltgrößte Autobauer mit dem schwedischen Partner Northvolt baut.

VW: Alles in einer Hand

Dort sollen 1200 Tonnen Batterien pro Jahr recycelt werden. „Ziel ist es, möglichst viele Wertstoffe weiterzuverwenden, wenn Ende der 2020er Jahre größere Mengen Batterie-Rückläufer aus dem Markt zurückkommen“, betont der Hersteller. VW will dabei die Gesamtverantwortung von der Beschaffung über den Bau der Autos und Batterien bis zu deren Zweitverwendung im Unternehmen ansiedeln. „Wir wollen Batterie und Rohstoffe über den gesamten Lebenszyklus nicht aus der Hand geben“, sagt Vorstandschef Herbert Diess. Der Entwicklungschef für Batteriezellen bei VW, Matthias Ullrich, glaubt: "Das Recycling von Batterien wird sich zu einem lukrativen Geschäftsfeld entwickeln."

Auch andere Autobauer sehen darin neue Geschäftsmöglichkeiten. BMW arbeitet ebenfalls mit Northvolt sowie mit der belgischen Firma Umicore zusammen. Die Münchner wollen eine „komplette, nachhaltige Wertschöpfungskette für Batteriezellen“ in Europa aufbauen, die sich von der Entwicklung über die Fertigung bis zum Recycling erstreckt – inklusive „umfassender Wiederverwertung der Rohstoffe“.

UBA: Branche steht am Anfang

Vom Umweltbundesamt (UBA) kommt vorsichtiges Lob für die Unternehmen: „Unseres Erachtens ist die Branche in Bewegung geraten, steht allerdings noch am Anfang“, sagt Experte Axel Strobelt. Automobil-Unternehmen hätten im vergangenen Jahr mehrere Fachleute für Rohstoffe und Lieferketten angeworben, auch die deutsche Metallindustrie bekomme die gestiegenen Anforderungen an Nachhaltigkeit zu spüren.

In Deutschland funktioniere das Recyclingsystem für Batterien grundsätzlich, sagt Strobelt – das gelte aber nicht für alle Länder, in die Gebrauchtwagen exportiert werden. Als mögliche Lösung sieht er eine größere Verantwortung der Hersteller „über Grenzen hinweg“ – denn es sei ja auch in deren Interesse, die Rohstoffe für neue Autos zu verwenden.

Zwei Großprojekte in der EU

Das Recycling-Thema wird auch auf europäischer Ebene vorangetrieben. Es laufen bereits zwei Großprojekte zur „Innovation und Fertigung von Batteriezellen“, in Deutschland ist das Bundeswirtschaftsministerium an der Koordination beteiligt. Eines der Ziele: die Unterstützung einer Kreislaufwirtschaft für Batterien, „indem auch hocheffiziente Recycling-Lösungen entwickelt und die intelligente Nachnutzung von Batterien in anderen Anwendungsbereichen befördert werden“.

BASF und weitere Mitgliedsfirmen der Global Battery Alliance wollen bis Ende 2022 einen internationalen „Batteriepass“ entwickeln. Dieser soll Daten zu bestimmten Kriterien, Standards und Schwellenwerten enthalten, die für die Ausstellung eines „Qualitätssiegels“ für nachhaltige Batterien erforderlich sind. Verbraucher sollen so beim Kauf von Elektroautos mehr Auskunft über eine umweltbewusste Herstellung erhalten. Es soll zertifiziert werden, dass zum Abbau wichtiger Bestandteile wie Kobalt keine Kinderarbeit geleistet sowie Sicherheits- und Gesundheitsstandards eingehalten wurden. (hp/dpa)