Die Gas-Großhandelspreise haben sich seit Anfang August stark verteuert. Am Dienstag notierte das Produkt für den Liefermonat September rund 40 Prozent über dem Wert zu Beginn des Monats. Ein vergleichbarer Aufwärtstrend ließ sich ganz vorne auf Deutschlands gängigen Vergleichsportalen bislang nicht feststellen.

In Berlin führte am Dienstag der bundesweite Anbieter Maingau Energie das Verivox- und Check-24-Ranking an. Er warb mit einem Festpreis von 7,70 Cent pro kWh über zwölf Monate hinweg. Zur Einordnung: Allein für die Gasbeschaffung wurden am Dienstag am Handelsplatz TTF für das komplette Jahr 2024 mehr als fünf Cent pro kWh fällig.

Vergleichstarif bei 8 Cent pro kWh

Dazu kommen zur Berechnung des Endpreises Vertriebskosten, Netzentgelte (laut jüngster BDEW-Gaspreisanalyse im Schnitt knapp zwei Cent pro kWh), Erdgassteuer, CO₂-Steuer, Gasspeicherumlage (zusammen fast 1,25 Cent pro kWh) sowie weitere kleine Posten. Für die Gesamtsumme fällt dann noch eine Mehrwertsteuer von derzeit sieben Prozent an. Ab April 2024 soll der Satz wieder auf 19 Prozent steigen.

Üblicherweise fängt ein fester Grundpreis einen Teil dieser Kosten auf. Und tatsächlich fällt der Maingau-Grundpreis mit 13,49 Euro pro Monat etwas höher aus als der vieler Konkurrenten. Wer hingegen einen Maingau-Tarif mit acht Cent pro kWh akzeptiert, muss nur noch knapp neun Euro pro Monat fix bezahlen.

Goldgas lockt mit hohen Boni

Auf Platz drei im Verivox-Ranking lag am Dienstag Goldgas, die Vertriebstochter des Leipziger Gashändlers VNG. Dabei waren weniger Arbeitspreis (9,27 Cent pro kWh) oder Grundpreis (14,06 Euro pro Monat) für die gute Platzierung ausschlaggebend, sondern üppige Bonuszahlungen in Höhe von fast 300 Euro, die größtenteils erst nach einem Jahr Belieferung in Aussicht gestellt wurden.

Hohe Boni sind seit Änderungen der Strom-, Gas- und Wärmepreisbremsgesetze wieder erlaubt, solange die Anbieter mit ihren Preisen dauerhaft unterhalb der staatlich eingeführten Bremsen bleiben. Bei Verivox warben am Dienstag beispielsweise auch der Berliner Grundversorger Gasag (250 Euro Sofortbonus) sowie die Eon-Tochter Eprimo (mehr als 323 Euro) mit üppigen Prämien.

Extraenergie auf Rang vier

Auf Rang vier der Verivox-Liste reihte sich der umstrittene Discounteranbieter Extraenergie mit einem Arbeitspreis von 8,21 Cent pro kWh ein. Hier betrug der Neukundenbonus 50 Euro. Das Unternehmen hatte vor gut einem Jahr gültige Preisgarantien gebrochen. (Die ZfK berichtete.) Das Oberlandesgericht Düsseldorf verurteilte dieses Vorgehen als rechtswidrig.

Insgesamt listete Verivox für Berlin am Dienstag 66 Gasangebote. Bei Check 24 waren es 61 Tarife. Zum Vergleich: Vor gut einem Jahr und inmitten rekordhoher Großhandelspreise waren auf Verivox gerade noch 15 Gasangebote gelistet gewesen. (Die ZfK berichtete.) Der billigste Tarif startete damals bei 29,80 Cent pro kWh. (aba)

Hinweis: Für diese Analyse wurde ein Jahresverbrauch von 18.000 kWh in einem Berliner Haushalt angenommen. Die Preise können sich je nach Zeitpunkt und Verbrauch unterscheiden.