Köln vor München: Deutschlands größte Stadtwerke nach Umsatz

Die Rheinenergie (rechts) ist der größte Umsatzbringer der Stadtwerke Köln GmbH. Auch die Stadtwerke München (unten links) und die Mannheimer MVV zählen zu den größten Kommunalunternehmen der Republik.
Bilder: © MVV (links oben), © SWM (links unten), © MVV
Von Andreas Baumer und Hanna Bolte
Wer sind Deutschlands größte Stadtwerke? Diese Frage mag je nach Blickwinkel und Maßstab verschieden ausfallen. Denn was gilt noch als Stadtwerk und was nicht? Liberalisierung und Rekommunalisierung haben die Lage deutlich unübersichtlicher gemacht. So haben sich Stadtwerke teilweise anderen Eigentümern geöffnet, wurden gerade bei großen Städten neue, komplexe Strukturen geschaffen.
Insofern sind auch die kommenden Grafiken nicht die Bibel. Wir würden uns freuen, wenn Sie uns schreiben, falls Sie selbst Ergänzungs- oder Änderungsvorschläge haben, sodass hier nach und nach ein umfangreiches Bild zu den größten Stadtwerken entsteht. E-Mails richten Sie gern an unsere Redaktionsadresse oder an unseren Autor Andreas Baumer.
Stadtwerke Köln GmbH ganz vorn
Doch nun zur ersten Grafik, die die größten Stadtwerke Deutschlands im engen Sinne darstellt. Zuerst zeigen wir die Top 10. Weiter unten finden Sie dann alle von uns recherchierten Stadtwerke mit einem Umsatz von mindestens einer Milliarde Euro.
Grundsätzlich sind Stadtwerke mehrheitlich oder vollständig Eigentum ihrer Kommunen. Im Folgenden sind aber auch Unternehmen wie die Bremer SWB AG (frühere Stadtwerke Bremen, jetzt hundertprozentige Tochter von EWE), die Stadtwerke Düsseldorf (EnBW ist Mehrheitsanteilseigner) oder die Stadtwerke Kiel (MVV ist Mehrheitsanteilseigner) zu finden, bei denen das nicht gilt. Wichtig war uns, dass die Unternehmen klar einer einzigen Stadt zugeordnet werden können. Am einfachsten ist das, wenn sie den Stadtwerkenamen behalten haben.
So geschehen bei der Nummer eins in diesem Ranking, der Stadtwerke Köln GmbH, die sich selbst als Holding des größten kommunalen Unternehmensverbunds bezeichnet. Zu Recht: Fast elf Milliarden Euro Umsatz erwirtschaftete die Holding im Jahr 2023. Die Zahlen für 2024 lagen zum Zeitpunkt der Textentstehung noch nicht vor. Prinzipiell wird die Tabelle dann auf das Geschäftsjahr 2024 aktualisiert, wenn die Abschlüsse aller gelisteten Unternehmen vorliegen.
In der Energiewirtschaft dürfte die Rheinenergie deutlich bekannter sein als die Stadtwerke Köln GmbH. Die Rheinenergie gehört einem Tochterunternehmen der Stadtwerke. Die restlichen Anteile hält die Eon-Tochter Westenergie.
Stadtwerke München als klassisches Verbundunternehmen
Auf Platz zwei rangieren die Stadtwerke München. Die Eigentümerstruktur hier ist noch ganz klassisch. Der Konzern gehört zu 100 Prozent der Landeshauptstadt München. Die Stadtwerke München sind auch für alles zuständig, was ein klassisches Stadtwerk ausmacht: für Strom, Gas und Wärme, Wasser und Bäder, öffentlichen Nahverkehr, Ladesäulen und Internet.
Knapp 9,7 Milliarden Euro Umsatz erwirtschafteten die Münchner für das Jahr 2023. Ein Niveau, das sie im Folgejahr nicht hielten. Vor wenigen Tagen meldeten die Stadtwerke München für 2024 einen Umsatz von 6,9 Milliarden Euro. Vor allem die Umsätze im Gasgeschäft entwickelten sich rückläufig.
Generell wäre nicht überraschend, wenn die Stadtwerkeumsätze 2024 gegenüber dem Vorjahr tendenziell zurückgehen. Dies dürfte vor allem damit zusammenhängen, dass die Strom- und Gaspreise gegenüber den Krisenjahren 2022 und 2023 wieder gesunken sind. Das Energiegeschäft gehört in der Regel zum Kerngeschäft von Stadtwerken. Hier erzielen sie die größten Erträge.
Stadtwerke großer Städte im Aufwuchs
So ist es auch bei der Mannheimer MVV, die Platz vier im Stadtwerke-Ranking belegt. Im Vergleich zum Geschäftsjahr 2023 sank der Umsatz hier um vier Prozent. Zu beachten ist hier, dass das Geschäftsjahr bei der MVV genauso wie bei den Stadtwerken Kiel im Oktober des Vorjahres beginnt und im September endet.
Aber warum sind die Mannheimer überhaupt so weit vorn? Die teilprivatisierte MVV hat die Liberalisierung der Energiemärkte genutzt, um über den Südwesten hinaus zu expandieren. So ist das Unternehmen unter anderem Hauptaktionär der Energieversorgung Offenbach und der Stadtwerke Kiel.
Damit sind die Mannheimer derzeit in einer anderen Liga unterwegs als etwa die Stadtwerke Berlin, ein Tochterunternehmen der Berliner Wasserbetriebe. Die Stadtwerke Berlin befinden sich erst im Aufbau, erwirtschafteten im Jahr 2023 aber bereits Umsatzerlöse von 420 Millionen Euro.
Für andere klassische Stadtwerkebereiche wie den öffentlichen Nahverkehr (BVG), die Entsorgung (BSR) oder Wasser (Berliner Wasserbetriebe) setzt die Bundeshauptstadt auf eigene kommunale Schwergewichte.
In einer vergleichbaren Situation befinden sich die Stadtwerke Stuttgart, die 2011 gegründet wurden. Im Energiebereich ist in Stuttgart EnBW der Platzhirsch. Die Stadtwerke Berlin und Stuttgart sind entsprechend in unseren Grafiken bislang nicht abgebildet.
Auch nicht gelistet ist ein Stadtwerk aus Hamburg. Ähnlich wie in Berlin war dort zeitweise viel klassisches Stadtwerkegeschäft in privater Hand. Inzwischen sind die Strom- und Gasnetze wieder rekommunalisiert. Die Wärme- und Stromversorgung ist bei den Hamburger Energiewerken (Umsatz 2023: 1,5 Milliarden Euro) gebündelt. Eine herausragende Rolle spielt zudem der Wasserversorger Hamburg Wasser (Umsatz 2023: 630 Millionen Euro).
Sachsenenergie größtes ostdeutsches Kommunalunternehmen
Das größte ostdeutsche Kommunalunternehmen ist die Sachsenenergie. Der Konzern entstand Anfang 2021 durch eine Fusion des Regionalversorgers Enso und der Drewag, der Stadtwerke Dresdens. Wir haben uns dafür entschieden, die Sachsenenergie weiterhin als Stadtwerk anzusehen und entsprechend ins Ranking aufzunehmen. In den Top 10 der größten Stadtwerke Deutschlands findet sich mit der Leipziger Gruppe ein weiteres ostdeutsches Kommunalunternehmen.
Stadtwerke-Holdings in Frankfurt und Nürnberg
Nicht so leicht einzuordnen waren die Städte Frankfurt und Nürnberg. Für Energie und Wasser sind dort N-Ergie und Mainova zuständig, also Unternehmen, die im Zuge der Liberalisierung der Energiemärkte gegründet wurden und mehrheitlich von ihren Städten gehalten werden. In beiden Fällen haben wir uns aber für die Holdings entschieden, die den Stadtwerkenamen tragen: sprich für die Unternehmensgruppe Stadtwerke Frankfurt und die Städtische Werke Nürnberg GmbH.
In Darmstadt wiederum fiel die Wahl auf die Entega, die zu 93 Prozent der städtischen Heag Holding gehört. Diese gehört wiederum zu fast 100 Prozent der Stadt Darmstadt.
Übrigens: In den nächsten Tagen ist eine Veröffentlichung zu den größten kommunalen Energieversorgern geplant. Dort sind dann auch kommunale Regionalversorger wie EWE, Pfalzwerke oder Teag vertreten.