Nachhaltigkeit kommunizieren – ohne Weltuntergangsstimmung und Greenwashing
Katharina Heinritz arbeitet bei "insertEFFECT", dem Entwickler von "Dashboards der Nachhaltigkeit" für Städte, Stadtwerke und Unternehmen. Im folgenden Gastbeitrag hat sie eine Reihe von Tipps und Best Practices zusammengestellt, um Gedankenanstöße zu liefern, die Unternehmen auf Ihrer Nachhaltigkeitsreise unterstützen.
Die Erfolgsformel von MoNa Mainz
In der heutigen Zeit, in der das Bewusstsein für Nachhaltigkeit, Diversität und Inklusion immer mehr in den Vordergrund rückt, stehen auch Stadtwerke vor der Herausforderung, ihre Bemühungen in diesen Bereichen offenzulegen. Doch wie kann man diese am Besten darstellen, ohne in Weltuntergangsstimmung zu verfallen, oder gar in reines Greenwashing abzudriften?
1. Durch Transparenz zu Vertrauen
Ein Ansatz, den das Unternehmen insertEFFECT mit seinem Monitor der Nachhaltigkeit für die Stadtwerke Mainz (MoNa Mainz), verfolgt, ist die transparente Darstellung der Daten. Dabei geht es nicht nur darum, die positiven Aspekte der eigenen Nachhaltigkeitsbemühungen hervorzuheben, sondern auch um die Offenlegung von Herausforderungen und Schwachstellen.
"Es geht nicht um perfekte Zahlen - wir wollen eine Richtung aufzeigen."
Denn nur durch eine ehrliche und authentische Kommunikation können Vertrauen aufgebaut und langfristige Veränderungen erreicht werden. Es geht dementsprechend weniger darum, „perfekte“ Zahlen zu liefern, sondern viel mehr darum, anhand von Daten und Fakten zu zeigen, dass man auf dem richtigen Weg ist und sich kontinuierlich in die richtige Richtung bewegt.
2. Berücksichtigung inhaltlicher Fallstricke
Obwohl die Darstellung von Kennzahlen auf den ersten Blick oft plausibel erscheint, ist es wichtig, inhaltliche Fallstricke zu berücksichtigen und diese vor der Veröffentlichung sorgfältig auf Schlüssigkeit zu prüfen. Stellen wir uns beispielsweise eine Kachel zur Anzahl der Fahrradfahrenden vor. Die Kachel zeigt folgende Daten an: Anstieg um 11 Prozent seit 2008. Klingt prima, oder? Zwar ist ein Anstieg um 11 Prozent seit 2008 positiv, doch ohne den Kontext des Gesamtverkehrs bleibt die Aussagekraft dieser Zahl begrenzt.
Ähnlich verhält es sich bei anderen Kennzahlen, wie beispielsweise Dienstreisen oder der Geschlechterverteilung im Unternehmen. Ist ein Frauenanteil von 23 Prozent viel? Ist es viel für die Stadtwerkebranche? Es ist also nicht nur wichtig, die aktuellen Zahlen zu präsentieren, sondern auch deren Entwicklung im Laufe der Zeit und eine Kontrastierung mit entsprechenden Benchmarks anzuzeigen.
3. Aufgreifen interner Prozesse
Die Offenlegung von Kennzahlen bietet meist nicht nur eine Möglichkeit, den eigenen Status quo zu messen, sondern auch eine Grundlage für die Identifizierung von Schwachstellen und Verbesserungspotenzialen und für die Entwicklung neuer Strategien.
Es ist entscheidend, Kennzahlen nicht nur zu veröffentlichen und die Aufgabe als erledigt zu betrachten, sondern auch intern offen für Diskussionen und Weiterentwicklungen zu bleiben. Gedanken sollten nicht einfach im Sand versickern, sondern aktiv intern weiterverarbeitet und in konkrete Maßnahmen umgesetzt werden, um das eigene Dashboard der Nachhaltigkeit langfristig zu optimieren.
4. Nicht lange zögern – gleich loslegen
Als bewährten Ansatz empfehlen wir ebenfalls die Offenlegung von Kennzahlen, selbst wenn sie noch nicht vollständig sind. Wer nach Perfektion strebt, könnte sich möglicherweise nie dazu durchringen, den ersten Schritt zu machen. Es ist besser, einfach anzufangen, auch wenn beispielsweise einige Daten für bestimmte Kennzahlen noch fehlen. Versuchen Sie nicht, alles sofort perfekt zu machen!
Denken Sie daran, dass in späteren Iterationen alles verfeinert und ausgebaut werden kann. Oft wird erst durch den Start klar, welche Elemente noch fehlen und welche Wege noch geebnet werden müssen. Es kann sein, dass zusätzliche Kennzahlen erhoben werden müssen oder dass Hürden identifiziert werden, die es zu adressieren gilt. Der entscheidende Schritt ist jedoch, den Prozess erstmal zu starten.
Sie fragen sich, wo Sie beginnen sollen? Folgende Fragestellungen können Ihnen dabei helfen:
● Welche Kennzahlen haben wir bereits erfasst?
● Welche/Wie viele Kennzahlen sollen veröffentlicht werden?
● Welche davon sind besonders relevant und aussagekräftig?
● Welche Kennzahlen wollen wir noch erheben?
Dabei ist es wichtig, die Bedürfnisse und Erwartungen der verschiedenen Stakeholder zu berücksichtigen. Ein effektiver Weg, dies zu erreichen, ist die Durchführung eines Workshops mit einem Kreis von Mitarbeitenden, in dem sie die Möglichkeit haben, ihre Vorschläge einzubringen und gemeinsam mit anderen zu priorisieren. Durch diesen partizipativen Ansatz wird sichergestellt, dass die verschiedenen Perspektiven und Bedürfnisse angemessen berücksichtigt werden.
(pfa)