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Nachhaltigkeitsmanagement: Kommunalbetrieb und Volleyballclub pushen sich gegenseitig

Die nächste ZfK-Nachhaltigkeitskonferenz wird erstmals als Zero-Waste-Veranstaltung durchgeführt. Entwickelt hat das Konzept für Großveranstaltungen Berlin Recycling. Entstanden ist es in Kooperation mit einem Profi-Volleyballclub.
16.03.2025

Beim ersten Zero-Waste-Spieltag der Berlin Recycling Volleys in der ersten Bundesliga waren acht Werstoffinseln im Innenbereich der Max-Schmeling-Halle installiert.

Die ZfK-Nachhaltigkeitskonferenz am 17. Juni in Berlin wird in erstmals in Form einer Zero-Waste-Veranstaltung durchgeführt. Der Kooperationspartner ist Berlin Recycling. Das Recyclingunternehmen engagiert sich seit Jahren im Bereich Nachhaltigkeit und erstellt seit über 3 Jahren einen Nachhaltigkeitsbericht auf freiwilliger Basis.

Als Namenssponsors des Bundesligavereins Berlin Recycling Volleys haben sich der Profiverein und die Tochter der Berliner Stadtreinigung beim Thema Nachhaltigkeit gegenseitig befruchtet. Wie es startete und welche Dynamik zu diesem Thema entstanden ist, werden darüber werden auf der Nachhaltikeitskonferenz unter anderem Berlin Recycling Geschäftsführer Sascha Förster und die Nachhaltigkeitsbeauftragte des Volleyballclubs, Ann-Sophie Gehrke, berichten. Geplant ist ein moderierter Talk unter dem Titel "Nachhaltigkeit leben und kommunizieren – Kommunalunternehmen inspiriert zu Multistakeholder-Projekt" berichten.

Volleyball-Session mit Profis aus der Herren- und Damenmannschaft

Im Anschluss wird es sportlich: Profis aus der Herren- und Damenmannschaft sowie Nachwuchsvolleyballern der Berlin Recycling Volleys und des Berlin Brandenburger Sportclubs (BBSC) messen sich mit interessierten Teilnehmenden der Konferenz und geben technische und taktische Tipps. Mehr zum Programm der Veranstaltung finden Sie hier und auf der Homepage der Konferenz.

Im Interview berichtet Sascha Förster von Berlin Recycling von der gewachsenen Zuammenarbeit mit dem Volleyballclub, Lernkurven auch im Bereich Nachhaltigkeitsmanagement und wie daraus auch ein vereinsübergreifendes Nachhaltigkeitsgremium unter Einbindung der Lokalpolitik entstanden ist.


Herr Förster, seit Jahren sponsert Berlin Recycling den Volleyball-Bundesligaclub Berlin Recycling Volleys. Aus der Zusammenarbeit ist auch der erste Zero Waste Spieltag der Volleyball-Bundesliga entstanden. Wie sieht genau das Konzept aus?
Im Bereich Eventmanagement sind die Berlin Recycling Volleys viel erfahrener als wir als Abfallwirtschaftsunternehmen. Von ihren Erfahrungen fließt viel in unsere Arbeit ein. Bei der Eventdurchführung helfen uns klare Anforderungen des Kunden, etwa an Behältergrößen für die jeweiligen Abfallsorten. Über die Jahre gestaltete sich die Abwicklung von Events immer besser. Von Veranstaltung zu Veranstaltung ging mal der Verein, mal Berlin Recycling in den Lead – wir haben uns wortwörtlich gegenseitig die Bälle zugespielt. Da wir sichtbar machen wollten, was im Eventmanagement alles möglich ist, ist schlussendlich die Idee entstanden, gemeinsam einen "Zero Waste Spieltag" umzusetzen.

Was kann ich mir unter einem Zero-Waste-Spieltags vorstellen?
Die Berlin Recycling Volleys, die Max-Schmeling-Halle und Berlin Recycling GmbH haben das zmit der Strategieberatung Steilpass gemeinsam umgesetzt. Wir sind hier als Multi-Stakeholder mit einem gemeinsamen Ziel aufgetreten:  Wir wollen und müssen zu abfallarmen Veranstaltungen gelangen. Dazu haben wir Anfang 2024 einen praktischen Reallabor-Versuch an einem Spieltag der Volleyball-Bundesliga durchgeführt. Mit echten und vielen Zuschauern. Das wäre vor zehn, zwölf Jahren noch gar nicht umsetzbar gewesen.

Was sind die entscheidende Bausteine im Konzept des Zero Waste Spieltags und was waren die Erkenntnisse für weitere Veranstaltungen?
Wir haben speziell für die Veranstaltung Abfalltrennsysteme designt. Da profitiert man in zweierlei Varianten: Entweder sind die so gut designt, dass wir sie eins zu eins an andere Kunden anbieten können. Oder wir erhalten von der Max-Schmeling-Halle das Feedback, wo Anpassungen notwendig sind, damit es noch besser funktioniert und angenommen wird. Und dieses dann nicht im Lieferanten-Kunden-Modus, sondern unter Partnern und auf Augenhöhe. 

Zusätzlich haben wir mit Aufklärungsmaterial, vor allem mit Tafeln und QR-Codes, gearbeitet. Flyer wären nicht zero-Waste-konform gewesen. Und wir haben eigene Trennscouts an die Stationen gestellt, so konnten wir sehr gute Aufklärungsarbeit leisten.

Auch im Bereich Nachhaltigkeitsmanagement haben Berlin Recycling und der Profi-Volleyballclub sich gegenseitig die Bälle zugespielt und von einander profitiert?
Generell hat das Thema Markenbildung sowie Authentizität und Ehrlichkeit für unser Unternehmen in den vergangenen Jahren enorm an Stellenwert gewonnen. Dazu gehört auch das Thema Nachhaltigkeit, das wir ab 2015 aufgegriffen haben. Wir haben dann eine Vielzahl an Projekten aufgesetzt, die heute auf das ganze CSR-Thema einzahlen.

Die direkte Strahlkraft der Profimannschaft in das Nachwuchskonzept war von Anfang an ein wichtiger Baustein für uns. Uns geht es dabei um den Aspekt der sozialen Verantwortung für die Stadt Berlin. Sport stärkt die Jugend, nicht nur physisch, sondern individuell jede Persönlichkeit. Im zweiten Schritt haben wir dann das Thema der ökologischen Verantwortung adressiert, hier ist Nachhaltigkeit natürlich ein zentraler Aspekt. Das war ein langer Prozess über mehrere Jahre.

Mittlerweile erstellt auch der Volleyballclub einen Nachhaltigkeitsbericht, es gibt auch ein Nachhaltigkeitsgremium. Wie ist das entstanden?
Wir haben durch diesen Prozess zwei Marken nach vorne gebracht, die von Berlin Recycling und die der Berlin Recycling Volleys. Auch der Verein erstellt mittlerweile eine Nachhaltigkeitsberichterstattung nach dem Deutschen Nachhaltigkeitskodex (DNK). Es ist uns gelungen, aus einem erfolgreichen nationalen Spitzen-Volleyballverein einen Vorzeigeverein mit einer eigenen Marke zu bilden.

Weiterhin haben wir unter anderem Arbeitsgremien geschaffen, in denen Experten der BR Volleys, Vertreter der Politik, anderer Sponsoren und von Berlin Recycling sich austauschen. Zum einen gibt es einen Beirat bei den BR Volleys zur strategischen Beratung der Geschäftsleitung der  BR Volleys. Zum anderen einen eigenen Nachhaltigkeits-Arbeitskreis. Da geht es erstmal um den kleinsten gemeinsamen Nenner, die Heimspielstätte, die Veranstaltung. Auch Themen wie der CO2-Fußabdruck spielen da rein. All diese Austauschformate wären in der Anfangszeit nicht möglich gewesen. Heute findet hier unternehmensübergreifend Erfahrungsaustausch statt und alle profitieren vom gegenseitigen Wissen und Erfahrungsschatz.

Sowohl Berlin Recycling als auch die Berlin Recycling Volleys erstellen mittlerweile Nachhaltigkeitsberichte. Welche strategische Bedeutung haben diese Reports und wie bewerten Sie die Vorschläge aus Brüssel zu geplanten Lockerungen der CSRD-Vorschriften?
Ich könnte jetzt als Ingenieur sagen, das jeder Zyklus eine Sinuskurve ist. Aber im Ernst: Wir glauben an den eingeschlagenen Weg und sehen in einem nachhaltigen Geschäftsmodell zukünftig vor allem auch ein wirtschaftlich erfolgreiches Geschäftsmodell. Wir bleiben am Ball!

(Die Fragen stellte Hans-Peter Hoeren)

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