Tschüss Musk: Unternehmen ziehen bei Tesla den Stecker – was bringt das?

Nach einer Wahlempfehlung für die AfD traf Tech-Milliardär Elon Musk die AfD-Vorsitzende Alice Weidel zum Onlinegespräch.
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Von Pauline Faust
"Wir ziehen den Stecker für Tesla-Fahrzeuge in unserem Fuhrpark", verkündet das Hamburger Energieunternehmen Lichtblick auf Linkedin. "Elon Musks Unterstützung von Donald Trump sowie seine Wahlempfehlung für eine rechtspopulistische und rechtsextreme Partei, die in keinster Weise mit den Lichtblick-Werten vereinbar ist, haben uns zu diesem Schritt veranlasst“, so Kevin Lütje, Head of Facilities and Real Estate bei Lichtblick.
Künftig werde man andere Anbieter als Tesla nutzen. Alle aktuell noch laufenden Verträge mit Tesla-Fahrzeugen würden nach Vertragsende zudem nicht verlängert.
So will es auch der Energieversorger Badenova aus Freiburg handhaben. "Unsere derzeitigen Tesla-Fahrzeuge werden noch bis zum Ende der Leasing-Verträge genutzt", kündigte die Badenova an. "Danach setzen wir auf alternative Lösungen, die besser zu unseren Werten und unserer Vision einer nachhaltigen Zukunft passen."
Als regionaler Energiedienstleister und Lieferant von grünem Strom übernehme die Badenova Verantwortung. "Das Handeln von Elon Musk, nun quasi in Regierungsfunktion, hat uns aufhorchen lassen", so Badenova-Vorstand Hans-Martin Hellebrand. "Die politische Parteinahme ist dabei nur die Spitze des Eisbergs. Mit seinem Wirken wird der Wirtschaftsstandort Deutschland geschwächt. Das werden wir nicht akzeptieren."
Tech-Mogul Elon Musk hat in den vergangenen Jahren öffentlich politisches Interesse entwickelt. Nachdem er Donald Trump unterstützte, sprach er sich zuletzt für die Wahl der AfD aus. Der Tesla-CEO fällt zudem durch das Verbreiten von Falschinformationen und faschistoide Rhetorik auf.
Nachahmer gewünscht
Dass die Entscheidung des eigenen Unternehmens keine weitreichenden wirtschaftlichen Folgen für Tesla haben wird, ist auch Lichtblick bewusst. "Aber wir wollen zeigen: Jedes Unternehmen und jeder Mensch kann in kleinen Schritten Verantwortung übernehmen und Haltung zeigen", erklärte das Unternehmen in seinem Posting und rief andere zur Nachahmung auf.
Gerade in Bezug auf die anstehende deutsche Bundestagswahl sei es umso wichtiger, dass sich auch Wirtschaftsunternehmen gegen rechtspopulistische Parteien und Gruppierungen stellen.
Auch "Emovy", ein Vermarkter für THG-Quoten von E-Flotten, verkündete Tesla in seiner eigenen Flotte nicht mehr anzubieten. Solange es nur um die Politik in den USA ging, habe man noch entspannt bleiben, heißt es. Doch seitdem sich Musk in die deutsche Politik einmische und die AfD unterstützte, sehe man es als Pflicht von Unternehmen an, klar Stellung zu beziehen.
Quaschning behält Tesla
Eine Person kündigte an, ihren Tesla vorerst zu behalten: Volker Quaschning, Klimaaktivist und Professor für Energiesysteme, zeigte sich nachdenklich. Die Firmenpolitik von VW sei in den vergangenen Jahren auch alles andere als vorbildlich gewesen.
"Ich meide erstmal den Tesla-Service und behelfe mir vorläufig mit dem Aufkleber", postete Quaschning zu einem Bild von einem Sticker mit der Aufschrift "I bought this before Elon went crazy." (dt.: Ich habe das gekauft, bevor Elon verrückt wurde).
Marke büßt bereits Beliebtheit ein
Elon Musks Präsenz scheint sich bereits auf den Teslaabsatz ausgewirkt zu haben. Die Amerikaner waren einmal die beliebteste Marke für E-Mobilität in Deutschland, diesen Status verlieren sie aber: Laut Kraftfahrt-Bundesamt wurden von Januar bis November 2023 in Deutschland noch etwa 59.700 E-Autos neu zugelassen. Im gleichen Zeitraum des Jahres 2024 sank diese Zahl jedoch deutlich auf rund 33.700 Fahrzeuge. Damit liegt Tesla hinter VW und BMW.
Mit wachsender Konkurrenz auf dem E-Mobilitätsmarkt, insbesondere aus China, und nun den neuen Negativschlagzeilen zum Tesla-CEO dürfte dieser Trend wohl weitergehen.