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Westfalen Weser baut Automatisierung und Digitalisierung der Netze weiter aus

In den kommenden Jahren wird der Netzbetreiber 1,3 Mrd. Euro in den weiteren Netzausbau investieren. Zehn Jahre nach der Rekommunalisierung ziehen die Kommunen ein positives Fazit.
26.06.2023

Jürgen Noch ist Geschäftsführer des Netzbetreibers Westfalen Weser in Ostwestfalen.

Der Energienetzbetreiber Westfalen Weser hat das Geschäftsjahr 2022 mit einem Umsatz von 858 Mio. Euro abgeschlossen. 56 Kommunen gehören zu den Anteilseignern des Unternehmens und profitieren von einer Ausschüttung in Höhe von 40,7 Mio. Euro.

Das seit nunmehr 10 Jahren vollständig kommunale Unternehmen investierte insgesamt 114 Mio. Euro, vor allem in Ausbau des regionalen Stromnetzes.

Regionale Wertschöpfung, spürbare Nachhaltigkeit, sichere und effiziente Versorgung sowie technologischer Fortschritt und Wachstum – das sind die Pfeiler der Unternehmensstrategie für die kommenden Jahre.

Letzteres erwartet man vor allem im Bereich der Kommunalen Wärmeplanung. Für Jürgen Noch, Geschäftsführer der Westfalen Weser, ist diese der wirkungsvollste Hebel für die Dekarbonisierung der Wärmeversorgung.

Das würden auch viele Anteilseigner so sehen. „Wir spüren deutlich den zunehmenden Gestaltungswillen der Politik hier in der Region, sei es bei der besagten Wärmeplanung oder bei anderen Energieprojekten. Gemeinde- und Stadträte beschäftigen sich jetzt viel intensiver als vor ein paar Jahren mit Energiethemen“, kommentiert der Geschäftsführer.
 

Erneuerbaren-Ausbau in der Region treibt Netzausbau

Gemeinsam mit der Gemeinde Borchen und der Universität Paderborn erstelle man bereits jetzt einen kommunalen Wärmeplan - als eine der ersten Kommunen in Nordrhein-Westfalen. Und man arbeite weiter an dezentralen Wärmelösungen, entwickele eigene Wärmenetze weiter und setze vor allem auf die Ausweitung der Kooperationen mit lokalen Stadtwerken.

Kern der wirtschaftlichen Aktivitäten ist und bleibt das Netzgeschäft. „In unserem Geschäftsgebiet stehen aktuell 639 Windräder und die Tendenz steigt“, betont Andreas Speith, ebenfalls Geschäftsführer von Westfalen Weser. Als Motor der Energiewende integriere man diese Windräder und selbstverständlich auch alle anderen Quellen erneuerbarer Energie ins Netz.

Dabei wächst auch deren Zahl, denn immer mehr Bürgerinnen und Bürger entscheiden sich beispielsweise für eine PV-Anlage. Von denen gibt es in der Region mittlerweile über 44.000. Aktuell liegt der Anteil des regenerativ erzeugten Stroms gemessen am Stromverbrauch in der Region bei rund 58,8 Prozent.

Digitalisierung und Automatisierung helfen

„Wir wollen den regenerativ erzeugten Strom zu 100 Prozent nutzbar machen. Deshalb erhöhen wir stetig den Grad der Vernetzung, Fernregelung und Automatisierung“, erläutert Speith. Besonders stolz sei man auf das Forschungsprojekt DigOS-MELS – die Digitale Ortsnetzstation mit Multifunktionalem Energie- und Leistungs-Server.

Hinter dem etwas sperrigen Namen verbirgt sich eine neuartige Ortsnetzstation, zum Beispiel zur Versorgung eines Wohngebiets, die sicherstellt, dass die Energie zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist. „Langfristig hilft uns sicherlich auch die künstliche Intelligenz“, ist Speith überzeugt. Mustererkennung und maschinelles Lernen könnten beispielsweise helfen, den Ausfall von kritischen Komponenten im Netz vorherzusehen.

Anteilseigner ziehen positive Gesamtbilanz

So würden die Netze resilienter und Versorgungssicherheit und -qualität wären noch besser. In den kommenden zehn Jahren wird Westfalen Weser weitere 1,3 Milliarden Euro in den notwendigen Netzausbau und 200 Mio. Euro allein in die Digitalisierung investieren.

Unterstützt werden die Pläne von den Bürgermeistern der beiden größten Anteilseigner Paderborn, Michael Dreier, und Herford, Tim Kähler. Dreier, aktuell Aufsichtsratsvorsitzender, betont: „2013 haben 48 Kommunen das Unternehmen von Eon übernommen. Mittlerweile sind wir 56 Anteilseigner. Für uns ist Westfalen Weser ein Erfolgsmodell".

Allein 900 Mio. Euro an Wertschöpfung seien durch Steuern, Abgaben und Dienstleistungen seit 2013 in die Region geflossen. Insgesamt 700 Mio. Euro hat Westfalen Weser in den vergangenen zehn Jahren in Modernisierung, Instandhaltungen und Digitalisierung der Netze für die Versorgungssicherheit investiert. (hoe)