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Wie Enni von seinem starken Beteiligungsgeschäft doppelt profitiert

Dank seiner breiten Aufstellung überkompensiert der Regionalversorger seit Jahren die anhaltende Ergebnisdelle im Vertrieb. Aber auch dort sieht Enni-Chef Stefan Krämer die Trendwende erreicht.
19.06.2025

Seit über 20 Jahren an der Spitze von Enni: Zum Jahresende scheidet Stefan Krämer aus dem Vorstand des Regionalversorgers aus.

Der Regionalversorger Enni aus dem niederrheinischen Moers hat im vergangenen Jahr erneut signifikant von seinem breit diversifizierten Geschäftsmodell profitiert. Insbesondere das Beteiligungsgeschäft, gute Handelsergebnisse und viele kaufmännische und technischen Dienstleistungen leisteten erneut wichtige Ergebnisbeiträge. Ein einmaliger Sondereffekt sorgte unterm Strich für einen Gewinnsprung auf 43,7 Millionen Euro (2023: 39,8 Mio.), der Umsatz ging hingegen vor allem aufgrund der rückläufigen Energiepreise und Absatzverluste um 20 Prozent auf 315 Millionen Euro zurück.

"Wir haben früh auf Zukunftsthemen gesetzt und ernten nun die Früchte unserer offensiven und auch für unsere Mitarbeiter anspruchsvollen Strategie, erklärte der langjährige Vorsitzende der Geschäftsführung, Stefan Krämer, der Ende dieses Jahres ausscheiden wird. Die positiven Zahlen bestätigten die langfristige, wachstumsorientierte Ausrichtung. Neben den Minderheitsgesellschaftern NEW AG und Gelsenwasser komme dies vor allem den Gesellschafterkommunen Moers und Neukirchen-Vluyn zugute. Die erhalten den größten Anteil des Gewinns.

Tätigkeitsfeld über Stadtgrenzen ausgedehnt

Während das klassische Energiegeschäft weiter durch die preislichen Auswirkungen der Energiekrise und das erneut wärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen litt, zeigten sich die strategischen Wachstumsfelder des Unternehmens äußerst robust. Rund 70 Prozent des Ergebnisses stammten 2024 aus Bereichen wie der regenerativen Energieerzeugung, Unternehmensbeteiligungen, Dienstleistungen oder dem Netzbetrieb. "Gut, dass wir uns frühzeitig breiter aufgestellt und heute über die Stadtgrenzen hinaus viele Aufgaben haben", resümiert Krämer. "Die anhaltende Ergebnisdelle im Energiegeschäft im Stammmarkt Moers und Neukirchen-Vluyn überkompensieren wir durch die starken Entwicklungen in den Bereichen, mit denen wir uns noch vor zwei Jahrzehnten nicht beschäftigt haben."

Besonders positiv entwickeln sich laut Unternehmensangaben dabei die mittlerweile 19 Unternehmensbeteiligungen, unter anderem an der Fernwärme Niederrhein, der Enfi Energie für Immobilien, der Erdgasversorgung Schwalmtal, der Enni Solar oder erstmals auch der Energienetze Rheinberg. In diesem Wachstumsfeld konnte Enni den Ergebnisbeitrag gegenüber dem Vorjahr mit jetzt 7,8 Millionen Euro mehr als verdoppeln. Seit 2024 gehört auch ein 25-prozentiger Anteil an der regenerativen Erzeugungsgesellschaft NEW RE zum Portfolio – ein Schritt, mit dem Enni sich zukünftig Erträge sichert und ihre regenerative Erzeugungsquote weiter erhöhen wird.

"Unternehmensbeteiligungen bringen uns dabei nicht nur Rendite", sagt Krämer. In der Regel übernehme man dort auch zusätzliche kaufmännische oder technische Dienstleistungen und erweitere die eigenen Kompetenzen. "Zudem können sich Mitarbeiter durch die Übernahme von Zusatzfunktionen in Beteiligungen weiterentwickeln."

Wo der Enni-Chef weitere Wachstumspotentiale sieht

Entsprechend stark blieb das Dienstleistungssegment, in dem Enni erneut rund sieben Millionen Euro erwirtschaftete. Auch im Energiehandel ist Enni mittlerweile sehr aktiv, vermarktet Mengen aus ihren Erzeugungsprojekten und betreibt als Dienstleister Handelsgeschäfte für Beteiligungsunternehmen wie die bundesweit aktive Enfi Energie für Immobilien. Im Energiehandel konnte Enni hier über acht Millionen Euro Ergebnis erwirtschaften. Über 24 Millionen Euro wurden in Beteiligungen wie der NEW Re und Projekte rund um die Energie-, Wärme- und Mobilitätswende, allein 14 Millionen Euro in den Ausbau und die Modernisierung der Energienetze, investiert.

Deutlicher Kundenzuwachs

Stefan Krämer erwartet auch künftig eine positive Unternehmensentwicklung. Weitere Wachstumschancen sieht er über Beteiligungen und Kooperationen, etwa mit Gelsenwasser oder wie zuletzt in der Rheurdter Wasserversorgung. Auch im Energievertrieb hält der Ennichef die Trendwende für erreicht. Nach den herben, durch die kriegsbedingten Preisexplosionen ausgelösten Verlusten als Grundversorger in den Netzgebieten und im bundesweiten Vertrieb gelang 2024 die Trendwende. Mit Preisen auf Augenhöhe zu Billiganbietern gelang es 2024 wieder, bundesweit rund 9000 neue Strom- und Gaskunden für Enni zu gewinnen. Deren Verträge würden zeitversetzt auf das Ergebnis einzahlen.

Nicht zuletzt sieht Krämer am Niederrhein weiter großes Potential in Themen rund um die Energie-, Mobilitäts- und Wärmewende. "Das Ziel bleibt es auch unter der neuen politischen Konstellation ganz sicher, die Klimaneutralität anzustreben und dafür das heutige Energiesystem komplett umzubauen", ist er überzeugt. Der Finanzbedarf der Enni für den notwendigen Ausbau der Strom- und Fernwärmenetze, den geplanten Bau weiterer Solar- und Windparks und die notwendigen Batteriespeicher, von denen das Unternehmen im Herbst den ersten in Betrieb nehmen wird, ist daher groß. "Da ist es gut, dass unsere Gesellschafter voll hinter unserem Kurs stehen und unser Eigenkapital erneut mit einer Gewinnrücklage weiter gestärkt haben."