Bayern: Kampagne zur rechtzeitigen Sanierung von Leitungsnetzen
Es wird nicht nur auf, sondern vor allem in die Rohre geschaut: Nach Schätzungen des bayerischen Landesamt für Umwelt müssen zehn bis 15 Prozent der Frisch- und Abwasserleitungen im Freistaat in den nächsten Jahren saniert werden. „Schau auf die Rohre“ will die Aufmerksamkeit gegenüber Schäden in und an der Leitung schärfen und Wasserunternehmen bei der Planung und Umsetzung von Sanierungsmaßnahmen unterstützen, erklärte das Landesamt.
50 bis 80 Jahre sollte ein Rohr den Anforderungen der Wasserversorgung und Abwasserentsorgung problemlos standhalten. Mehr als ein halbes Jahrhundert geht nicht spurlos an den Leitungen vorüber: Abnutzung, Korrosion oder Beschädigungen durch umliegende Bauarbeiten, sowie Ablagerungen durch den ständigen Durchfluss können erste Alterserscheinungen sein. Problematisch: Während sich ein Rohrbruch in der Trinkwasserversorgung meist schnell bemerkbar macht und zum Teil ganze Straßen überflutet, bleiben beschädigte Kanalrohre lange unentdeckt.
High-Tech für den Durchblick im Kanal
Wenn Kanalrohre feine Risse aufweisen, können Wurzeln eindringen. Das Gleiche passiert, wenn Dichtungsringe nicht mehr einwandfrei funktionieren. Die Wurzeleinwüchse stören den Durchfluss und können im schlimmsten Fall das Kanalrohr komplett verstopfen. Dann kann es zu einem Rückstau und Überschwemmungen in Kellern und auf Straßen kommen. Darüber hinaus können feine Risse oder undichte Stellen zu einem echten Gesundheitsrisiko werden. Mikrobiologische Verunreinigungen können ins Grundwasser sickern und zu aufwendige Spül- und Reinigungsarbeiten in der Trinkwasserversorgung führen.
Für den optimalen Überblick über den Zustand der Rohre empfiehlt das bayerische Landesamt für Umwelt den Einsatz von sogenannten Rohrkameras, die ferngesteuert das Leitungsnetz erkunden und einen Blick in den Kanal und die Trinkwasserrohre erlauben.
Erlangen prüft mittels 3D-Messtechnik und Kanalkameras
Erlangen setzte bereits auf modernste Technik, mittels 3D-Messtechnik und Kanalkameras wurde der größte Kanal der Stadt vermessen und auf Statik geprüft. Ergebnis der High-Tech-Maßnahmen: Mehrere Risse, die die Tragfähigkeit der Leitungen aus den 50er Jahren gefährden. Da der Kanal direkt unter der vielbefahrenen Autobahn 73 verläuft, war die Entwicklung eines Sanierungskonzepts besonders aufwendig. Die örtlichen Entwässerungsbetriebe entschieden sich letztlich für eine Kurzrohr-Sanierung. Gebaut wird nun in den Wintermonaten 2018/19 und 2019/20. Insgesamt 1000 Rohrelemente müssen in den alten Sammler eingebracht und verdämmt werden. Für das Großprojekt muss die Stadt tief in die Tasche greifen, Autofahrer werden von den Bauarbeiten jedoch wenig mitbekommen, da überwiegend nachts gebaut wird. (ls)