Angriffe auf die Infrastruktur: Wasserversorger müssen im großen Stil investieren
Um die Wasserversorgung in Deutschland auch dauerhaft sicher aufzustellen, muss die Infrastruktur weiter ertüchtigt werden. Bei einer Pressekonferenz nannte DVGW-Vorstand Wolf Merkel vor allem die Bedrohung durch physische und Cyberangriffe als Herausforderung für die Versorger. Es sei erfreulich, dass die Politik die Brisanz des Themas erkannt habe und sich in der Pflicht sehe. Nötig sei eine effiziente Herangehensweise, die für die Versorger auch wirtschaftlich darstellbar ist.
Die Trinkwasserversorgung in Deutschland sei weiterhin sicher. Allerdings stelle der Klimawandel die Versorger vor große Herausforderungen, auf die diese vorausschauend reagieren müssten. Beim Wasserbedarf werde es auch in Zukunft große regionale Unterschiede geben, erläuterte Merkel. Wachsende Regionen oder solche, in denen sich neue Industrieunternehmen ansiedeln, würden teils deutlich mehr Wasser benötigen. Ganz anders werde sich die Situation in schrumpfenden Regionen entwickeln. Merkels Appell: „Die Regionen sind gefordert, ihre Wasserinfrastruktur fortlaufend anzupassen, um möglichen Engpässen vorzubeugen.“ Handlungsempfehlungen gibt ein Roadmap-Leitfaden des DVGW. Er fasst die Erfahrungen aus vier regionalen Case Studies zusammen.
Kein flächendeckender Wassermangel
„Insgesamt ist eine Übernutzung des erneuerbaren Wasserdargebotes für Deutschland auch zukünftig nicht absehbar. Der Wassernutzungsindex für Deutschland dürfte sich in den kommenden Jahrzehnten zwischen acht und neun Prozent einpendeln, so dass man von einer nachhaltigen Nutzung der natürlichen Süßwasserressourcen ausgehen kann“, führte Merkel aus.
Über alle Sektoren betrachtet und unter der Annahme des ungünstigen Klimaszenarios RCP 8.5 ergibt sich für Deutschland im Durchschnitt ein Rückgang des Wasserbedarfes von derzeit rund 20,6 auf 14,8 Milliarden Kubikmeter pro Jahr bis zum Ende des Jahrhunderts. Deutschlandweit werde für die nichtöffentliche Wasserversorgung der abnehmende Trend in der Wassergewinnung bis zur Mitte des Jahrhunderts weiter voranschreiten und dann bis zum Ende des Jahrhunderts wieder leicht ansteigen. Für die öffentliche Wasserversorgung zeichne sich bis zum Ende des Jahrhunderts dagegen eine leichte Zunahme ab.
Kraftwerke brauchen künftig weniger Wasser
Der Sektor „Haushalte und Kleingewerbe“ wird als stabil mit einer sehr leichten Zunahme bis Ende des Jahrhunderts eingeschätzt. Im Sektor „Industrie und Gewerbe“ ergibt sich deutschlandweit bis zur Mitte des Jahrhunderts eine weitere Reduktion in der Wassergewinnung aus natürlichen Wasserressourcen, die aber im Trend geringer ausfällt als in dem Zeitraum von 1991 bis 2019. Im Sektor „Energieversorgung“ erwartet der DVGW eine deutliche Abnahme beim Wasserbedarf. Möglich macht es der Switch hin zu Erneuerbaren. Im Sektor „Landwirtschaft“ zeichnet sich bis zum Ende des Jahrhunderts eine sehr deutliche Steigerung des Bedarfes ab.
Als Herausforderung sieht der DVGW auch die dauerhaft sichere Versorgung mit Trinkwasser bester Qualität. Die novellierte Trinkwasserverordnung und die neue Trinkwassereinzugsgebieteverordnung verpflichten Wasserversorgungsunternehmen erstmals zu einem Risikomanagement von den Einzugsgebieten bis hin zum Wasserhahn in der Trinkwasserinstallation. Der DVGW unterstützt hier etwa mit dem neuen DVGW-Merkblatt W 1004. Ein weiteres Merkblatt W 1005 wird das Risikomanagement der Wasserversorger im Rahmen der Trinkwasserverordnung unterstützen. (amo)