Wasser

Sachsen-Anhalt will mehr Wasser in der Fläche halten

Das Land ist besonders von Trockenheit geplagt. Der Grundwasserspiegel liegt einen halben Meter unter dem langjährigen Mittel. Nun hat der Umweltminister einen Gesetzentwurf zur Verbesserung des Wassermanagements vorgelegt.
25.10.2023

Bei großen Gewässern wie der Elbe oder der Saale (hier im Bild bei Hirschberg) wird die ökologische Durchgängigkeit im Vordergrund stehen, um die Vorgaben der europäischen Wasserrahmenrichtlinie zu erfüllen.

 

Längere Hitze- und Dürreperioden führen in Sachsen-Anhalt zunehmend zu einem Absinken der Grundwasserstände. Aktuell liegen diese bis zu 50 Zentimeter unterhalb des langjährigen Durchschnitts. Im Sommer 2023 mussten deshalb auch acht Landkreise die Wasserentnahme vorübergehend einschränken.

Der Umweltminister von Sachsen-Anhalt, Armin Willingmann, hat vor diesem Hintergrund einen Gesetzentwurf zur Verbesserung des Wassermanagements im Kabinett vorgestellt. Mit Hilfe neuer und reaktivierter Stauanlagen soll in den kommenden Jahren mehr Wasser in der Fläche gehalten werden, um die Gebietswasserhaushalte angesichts des fortschreitenden Klimawandels nachhaltig zu stabilisieren.

Neue Stauanlagen in kleineren Gewässern

„Mit dem neuen Gesetzentwurf leiten wir den notwendigen Paradigmenwechsel vom Wasserabfluss zur Wasserhaltung ein“, so Willingmann. Um die Gebietswasserhaushalte zu stabilisieren, wird das Wasser in kleineren Gewässern künftig mit Hilfe von Stauanlagen verstärkt zurückgehalten.

Lediglich in Vorranggewässern wie der Elbe oder Saale wird die ökologische Durchgängigkeit weiter im Vordergrund stehen, um auch gegen Starkregen- und Hochwasserereignisse gerüstet zu sein und die Vorgaben der europäischen Wasserrahmenrichtlinie zu erfüllen.

Konflikte erwartet

Regional werden unterschiedliche Maßnahmen geplant. In der Altmark, im Jessener Land und in der Börde spielten Stauanlagen eine besonders große Rolle, wie der Minister erklärte. Im Harz werde es eher um Wasserspeicher gehen, um den Wasserrückhalt zu erreichen. Mit besonders hohen Kosten rechnet Willingmann in der Altmark und im Fläming.

Er erwartet aber auch Konflikte. «Ich ahne ja, welche Diskussionen wir da führen werden.» Es sei absehbar, dass wenn mehr Staustufen eingerichtet und mehr Querbauwerke zugelassen würden, «wir natürlich in eine Konfliktsituation mit anderen Interessenten der Wassernutzung geraten». Für manchen Angler etwa sei das nicht erfreulich.

Unterhaltungsaufwand steigt

Eine wesentliche Rolle werden die Gewässerunterhaltungsverbände spielen, die für kleinere Gewässer zweiter Ordnung zuständig sind. Landesweit müssen die Verbände zahlreiche Stauanlagen neu errichten oder sanieren. Gemeinsam mit den Verbänden hat das Umweltministerium die Kosten hierfür ermittelt.

So wird der einmalige Investitionsbedarf für den Neubau und die Sanierung von Anlagen bei 68,8 Millionen Euro liegen. Hinzu kommt der jährliche Unterhaltungsaufwand. Dieser wird um vier Millionen Euro von aktuell 26,3 auf 30,3 Millionen Euro steigen.

Umweltministerium will Förderprogramm auflegen

Um die Unterhaltungsverbände finanziell nicht zu überfordern, plant das Umweltministerium, ein Förderprogramm aus Landesmitteln aufzulegen. Bis 2028 sollen mindestens 15 Millionen Euro investiert werden.

Die Unterhaltungsverbände können zudem Kosten für die jährlichen Mehraufwendungen auf die Mitgliedsgemeinden umlegen, diese wiederum auf Grundstücksbesitzer. Nach Berechnungen des Ministeriums wird ein Eigentümer eines Grundstücks mit einer Größe vom 1000 Quadratmetern zukünftig 20 Cent pro Jahr zusätzlich an die Gemeinde entrichten müssen.

Keine Erhöhung der Wasserentnahmeentgelte

Auch der Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft (LHW), der für große Gewässer erster Ordnung zuständig ist, wird Mehrkosten von rund 1,4 Millionen Euro pro Jahr zu stemmen haben. Diese sollen nach den Plänen des Ministeriums ebenfalls über den Landeshaushalt gedeckt werden.

Eine Erhöhung der Wasserentnahmeentgelte komme zur Gegenfinanzierung nicht in Betracht, betonte Willingmann weiter. „Angesichts der wirtschaftlich schwierigen Lage und anhaltend hoher Inflation wäre eine Erhöhung der Entgelte völlig unangemessen“, so der Minister. Für die kommenden Jahre will er eine Erhöhung jedoch nicht ausschließen.

Öffentliche Wasserversorgung erhält klaren Vorrang

„Wir werden die Höhe der Entgelte alle zwei Jahre prüfen“, kündigte Willingmann an. Aktuell zahlen private Haushalte für die Entnahme von Grundwasser oder oberirdischem Wasser ein Entgelt von fünf Cent pro Kubikmeter. Für die Berieselung von Ackerflächen oder die Kühlung von Industrieanlagen fallen zwei Cent pro Kubikmeter Grundwasser an.

Zu den weiteren Kernpunkten der Gesetzesnovelle zählt die Priorisierung der öffentlichen Wasserversorgung. Bei Wasserknappheit wird die öffentliche Versorgung klaren Vorrang gegenüber anderen Nutzungen in der Wirtschaft oder Landwirtschaft erhalten.

Weiterer Ablauf

Darüber hinaus soll mit dem Gesetz Bürokratie vermieden und zurückgedrängt werden. Für die Inbetriebnahme von Anlagen, die dem Wasserrückhalt dienen, muss künftig keine Genehmigung mehr beantragt werden. Zudem ist im Gesetzentwurf eine Experimentierklausel vorgesehen, die zeitlich befristet neue Modelle zur Gewässerunterhaltung zur Erprobung erlaubt.

Das Kabinett wird sich voraussichtlich im Dezember das zweite Mal mit dem Gesetzentwurf befassen und ihn dann an den Landtag übermitteln. Das Gesetz kann dann Anfang kommenden Jahres im Landtag beraten werden. (hp mit Material von dpa)