Zähler-Zoff beim WSE: Bürger rebellieren gegen neue Gartenwasser-Regelung

Das Bewässern von Gärten im Versorgungsgebiet des WSE südlich von Berlin könnte deutlich teurer werden.
Bild: © Volodymyr/AdobeStock
Von Elwine Happ-Frank
Der Wasserverband Strausberg-Erkner (WSE) ist mal wieder in den Schlagzeilen. Doch diesmal geht es nicht um Tesla, sondern um Gartenwasserzähler. Wie andere Wasserzähler auch müssen sie alle sechs Jahre ausgetauscht werden. Dafür gibt es seit einiger Zeit strengere Vorschriften, zum Beispiel des Branchenverbands DVGW. Die will der WSE nun umsetzen.
Deshalb haben die 16 Mitgliedskommunen vertreten durch ihre Bürgermeister:innen in einer Verbandssitzung Anfang Dezember beschlossen, die Montage der Gartenwasserzähler beim turnusmäßigen Austausch nicht mehr selbst vorzunehmen. Das war bislang eine freiwillige Leistung.
Als Gründe dafür gibt der WSE an, dass diese Aufgabe in den vergangenen Jahren für die Mitarbeiter des Zählerdienstes immer zeitintensiver wurde, sodass diese für ihre Kernaufgaben nicht mehr zur Verfügung standen. Ein weiterer wesentlicher Aspekt seien auch Haftungsfragen gewesen, da der Wechsel des Gartenzählers bei den Kunden erfolgt.
Verzicht auf Zählereinbau könnte günstiger sein
Beim WSE ist zunächst – wie in der Wasserbranche üblich – für die Abrechnung des Trinkwassers und des Schmutzwassers der Hauptzähler relevant. Da das Gartenwasser nicht als Schmutzwasser beseitigt werden muss, können die Kosten hierfür durch einen gesonderten Zähler reduziert werden. Ein vom WSE abgenommener und verplombter Zähler wird von dem Wasserverband als Abzugszähler anerkannt.
Da aber viele Kunden eher geringe Mengen für die Gartenbewässerung benötigen oder vielleicht ohnehin nur Regenwasser dafür nutzen, stehen sie vor der Wahl, entweder die Abwasserentsorgung für das Gartenwasser mitzubezahlen oder einen eigenen Wasserzähler einzubauen.
Wenn der WSE das nicht mehr sozusagen miterledigt, fallen dafür recht hohe Kosten an. Laut einem Beitrag der Märkischen Oderzeitung (MOZ) können die Ausgaben bei 300 bis 700 Euro liegen, statt zuvor 60 Euro.
Der WSE rechnet deshalb auf seiner Homepage vor, dass es wesentlich günstiger sein könnte, die Schmutzwasser-Entsorgungsgebühren zu bezahlen. Dabei verweist der Versorger darauf, dass er als kommunales Unternehmen eventuelle Mehreinnahmen, die dadurch entstehen, in der Gebührenkalkulation berücksichtigen muss. Sie können also preisdämpfend beziehungsweise reduzierend wirken.
Dennoch ist der Unmut in der Region über die neuen Vorschriften groß. Mittlerweile wurde sogar eine Petition angestrengt, bei der nach nicht einmal zehn Tagen bereits über 3500 Personen unterschrieben haben.
Alternative Abrechnungsmodelle
Darin wird vorgeschlagen, dass der WSE die neuen Regeln zurücknimmt und weiterhin die Zähler selbst einbaut. Alternativ könnte das Unternehmen bei der Gartenbewässerung ein Kontingent ohne Berechnung von Abwassergebühren zur Verfügung stellen, wobei sich die Höhe am Verbrauch der letzten Jahre beziehungsweise an der Grundstücksgröße orientiert.
Nach diesem Modell geht der brandenburgische Wasserverband Panketal vor. Dort werden laut MOZ seit Anfang 2024 keine Gartenwasserzähler mehr eingebaut, sondern von den Abwassergebühren pauschal eine Menge von 20 Kubikmetern abgezogen.
Die Initiatoren der Petition sind jedenfalls selbst über ihren Erfolg überrascht. Sie planen jetzt, die Unterschriftensammlung bei der nächsten Verbandsversammlung Anfang Juni an den WSE zu übergeben.