Strom

Ende einer Ära: Letzte RWE-Steinkohlekraftwerke gehen vom Netz

Mit der Stilllegung von Hamm und Ibbenbüren ist der Ausstieg von RWE aus der Steinkohle in Deutschland abgeschlossen. Der Konzern peilt die Klimaneutralität bis 2040 an.
08.07.2021

Bei der ersten bundesweiten Stilllegungsauktion für Steinkohlekraftwerke hat RWE auch einen Zuschlag für den 800-MW-Block B des Kraftwerks Ibbenbüren erhalten.

In der Nacht vom 7. auf den 8. Juli lief die Bereitschaftsphase für die beiden letzten Steinkohlekraftwerke von RWE in Deutschland ab. An den Standorten Westfalen in Hamm und Ibbenbüren gehen die letzten Blöcke endgültig vom Netz, teilt der Energiekonzern mit.
 
Im Dezember 2020 hatte RWE Generation bei der ersten bundesweiten Stilllegungsauktion für Steinkohlekraftwerke Zuschläge sowohl für den 800-MW-Block E des Kraftwerks Westfalen als auch für den 800-MW-Block B des Kraftwerks Ibbenbüren erhalten. Seit Januar dieses Jahres durfte RWE deshalb keinen Strom mehr aus diesen Anlagen vermarkten.

Sozialverträglicher Ausstieg

Im Rahmen der vorgeschriebenen sechsmonatigen Bereitschaftsphase ging das Kraftwerk Westfalen auf Anforderung des Übertragungsnetzbetreibers aus Gründen der Versorgungssicherheit noch 13-mal ans Netz. Nun endet auch diese Phase, und ab dem 8. Juli darf an beiden Standorten keine Kohle mehr verfeuert werden.

Die Stilllegung der Steinkohleblöcke ist ein weiterer wichtiger Schritt auf dem Weg zur Klimaneutralität, die RWE 2040 erreichen wird. "Bei unseren Planungen war immer besonders wichtig, den Personalabbau sozialverträglich zu gestalten", betont Hartmut Frank, Leiter der Kraftwerke Westfalen und Ibbenbüren.

158 Mrd. kWh Strom

Seit ihrer Inbetriebnahme haben die beiden Blöcke insgesamt 158 Mrd. kWh Strom produziert – eine Menge, die ausreichen würde, um 35 Mio. Privathaushalte ein Jahr lang mit elektrischer Energie zu versorgen.
 
Der Standort Westfalen wird weiter einen wichtigen Beitrag zur Energiewende leisten: Die Bundesnetzagentur hat das Kraftwerk als systemrelevant eingestuft. Deshalb wird der Generator von Block E zum rotierenden Phasenschieber umgerüstet und so genannte Blindleistung zur Spannungshaltung erzeugen – eine wichtige Dienstleistung zur Stabilisierung des Stromnetzes.

Fortschritt in den Niederlanden

Auf die CO2-Bilanz von RWE hat das keine Auswirkung, da für den Betrieb eines Phasenschiebers keine Kohle verfeuert wird. Block B des Kraftwerks Ibbenbüren wurde von der Bundesnetzagentur nicht als systemrelevant eingestuft, so dass nun die Stilllegung des Kraftwerks beginnt.
 
In Großbritannien und Deutschland hat RWE bereits keine Steinkohlekraftwerke mehr in Betrieb, in den Niederlanden schreitet die Umrüstung von zwei Anlagen auf Biomasse voran. Im rheinischen Braunkohlerevier hat RWE den 1. Block schon Ende 2020 abgeschaltet.

Stilllegung von 2,8 GW

In den nächsten 18 Monaten sollen dann weitere Blöcke folgen, so dass Ende 2022 eine Kraftwerkskapazität von 2,8 Gigawatt stillgelegt sein wird. Bis 2030 gehen insgesamt zwei Drittel der RWE-Kraftwerkskapazität in der Braunkohle vom Netz.

Damit verbunden ist der sozialverträgliche Abbau von etwa 6000 Arbeitsplätzen. Parallel dazu treibt das Unternehmen den Ausbau der erneuerbaren Energien konsequent voran. Schon heute gehört RWE nach eigenen Angaben zu den größten Produzenten von Ökostrom weltweit. (jk)