PV-Rekord ist Branchenverband noch nicht genug

Einem Branchenverband geht der Ausbau der Photovoltaik nicht schnell genug. (Symbolbild)
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Der Photovoltaik-Zubau schraubte sich 2024 zu neuen Höhen hinauf. Rund 17 Gigawatt (GW) Leistung bauten Privatpersonen, Unternehmen und Kommunen bundesweit zu. Mit rund 2,1 GW entfällt dabei etwas weniger als ein Achtel auf Baden-Württemberg. Das südwestliche Bundesland konnte den Rekordzubau aus 2023 mit rund 2 GW damit nochmals übertreffen. Knapp 157.000 neue Solarstromanlagen kamen hinzu, wie Zahlen der Bundesnetzagentur und Berechnungen des Zentrums für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) zeigen.
Trotz des Erfolges müsse sich Baden-Württemberg allerdings weiter anstrengen, sagt Andreas Schlumberger vom Solar Cluster. "Wir haben jetzt die Hälfte des nötigen jährlichen Ausbaus erreicht, um die Wirtschaft ausreichend mit günstigem Strom zu versorgen." Dem Branchenverband zufolge sind pro Jahr rund 4000 Megawatt (MW) Zubau erforderlich – auf eine ähnliche Zahl kommen die Übertragungsnetzbetreiber. Damit das Ziel erreicht werde, müssten Bund, Land und Regionalverbände für gute Rahmenbedingungen sorgen, so Schlumberger.
140 Solarparks im Jahr
Die Erneuerbaren seien auch erforderlich, um Baden-Württembergs Anteil an den Klimaschutzverpflichtungen zu erfüllen. "2024 war nicht nur weltweit das wärmste Jahr. In Baden-Württemberg gab es ebenfalls einen neuen Temperaturrekord", so Schlumberger. "Daher müssen wir unseren CO2-Fußabdruck weiter verringern."
Die vom Solar Cluster geforderten Ausbauzahlen decken sich mit denen anderer Institutionen und Experten. So geht etwa der Netzentwicklungsplan der vier Übertragungsnetzbetreiber von bis zu 3500 MW erforderlichen Solarzubau pro Jahr allein in Baden-Württemberg aus.
Für einen Ausbau in der Höhe von 4000 MW müssten im Südwesten rund 350 mittelgroße Anlagen auf Ein- und Zweifamilienhäusern mit rund zehn Kilowatt installierter Leistung in Betrieb gehen und zehn neue Anlagen auf Gewerbegebäuden oder über Parkplätzen mit einer installierten Leistung von rund 350 Kilowatt. Hinzu kommen 140 Solarparks mit einer installierten Leistung von zehn Megawatt im Jahr.
Von den insgesamt 2120 MW neu installierter Leistung in Baden-Württemberg im Jahr 2024 entfielen demnach 1580 MW auf Gebäudeanlagen und knapp 540 MW auf Solarparks. Insgesamt sind im Südwesten nun Photovoltaikanlagen mit einer Leistung von insgesamt 12,4 GW installiert. Rein rechnerisch können sie rund 3,7 Millionen Haushalte mit Strom versorgen.
Ende der EEG-Förderung
Um den Ausbau zu unterstützen, sollten Bund und Land jetzt weiter Marktbarrieren abbauen und für attraktive Rahmenbedingungen sorgen, fordert Schlumberger weiter. Der Bund müsse etwa die künftige Förderung für Photovoltaik ab 2027 so gestalten, dass der Ausbau nicht abgewürgt werde. Das bisherige Fördersystem über das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) ist nur bis Ende 2026 europarechtlich abgesichert. Die neue Fördersystematik müsse so gestaltet sein, dass Anlagenbetreiber und finanzierende Banken mit ihr verlässlich kalkulieren könnten.
Die Bundesregierung müsse zudem endlich ein Gesetz zur Umsetzung der Erneuerbare-Energien-Richtlinie der EU (RED III) verabschieden. Die RED III verlangt, Beschleunigungsgebiete für die Errichtung von Photovoltaikanlagen auszuweisen. Planung, Genehmigung und Umsetzung sollen hier einfacher werden. Auch müsse es eine Vereinfachung beim "Energy Sharing" geben. Damit sind die gemeinschaftliche Stromerzeugung und der gemeinsame Verbrauch in räumlichem Zusammenhang einschließlich der Nutzung des öffentlichen Stromnetzes gemeint, etwa in Wohngebieten.
Schnellere Planung
Vom Land wünscht sich der Branchenverband eine Anpassung des Ausbauziels auf 4000 MW pro Jahr. Derzeit liegt das Ziel bei rund 1850 MW pro Jahr. Das Land solle zudem weiter für die Photovoltaik werben und beispielsweise die regionalen Photovoltaik-Netzwerke länger als bis Ende 2025 fördern. Auch die Regionalverbände seien am Zuge: Sie könnten dem Photovoltaikausbau noch mehr Schub verleihen, indem sie die Regionalplanung für Solarparks zusammen mit den Kommunen schneller fertigstellen. (jk)