Heizkosten steigen: Vor allem Fernwärme wird teurer

Wärme hat 2024 mehr gekostet - weiterer Anstieg möglich.
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Von Daniel Zugehör
Wer in diesen Tagen seine Nebenkostenabrechnung für 2024 erhält, muss sich auf höhere Heizkosten einstellen – besonders Kundinnen und Kunden, die mit Fernwärme versorgt werden. Laut einer aktuellen Auswertung des Essener Immobiliendienstleisters Ista zahlen sie im Schnitt rund 27 Prozent mehr als noch ein Jahr zuvor. Für eine Musterwohnung mit 70 Quadratmetern bedeutet das statt 830 Euro nun etwa 1.055 Euro jährlich für Wärme und warmes Wasser.
Preiserhöhung mit Verzögerung
Diese Entwicklung trifft Millionen Haushalte in Deutschland. Ursache sind vor allem das Auslaufen der staatlichen Energiepreisbremsen Ende 2023 und die Rücknahme der Mehrwertsteuersenkung zum Frühjahr 2024. Bei der Fernwärme wirkt sich zudem eine Besonderheit aus: Preisveränderungen werden oft erst mit rund zwölf Monaten Verzögerung an die Endkundinnen und -kunden weitergegeben. "Wenn die Preise für Gas steigen, dann wird das bei der Fernwärme unter Umständen nicht sofort weitergegeben, sondern erst später – selbst, wenn dann die Preise für Gas wieder gesunken sind", erklärte ein Sprecher des Stadtwerkeverbands VKU gegenüber der "dpa".
Auch Mainova erhöht Preise – teils um mehr als ein Drittel
Auch regionale Versorger wie die Mainova in Frankfurt kündigen Preisanpassungen an. Zum 1. Juli 2025 führt das Unternehmen ein neues Wärmepreissystem ein. Kundinnen und Kunden erhielten in diesen Tagen ihre neuen Verträge und Preisschreiben, sagte ein Sprecher auf ZfK-Nachfrage. Die Gründe liegen nach Angaben des Unternehmens vor allem in der Umstellung auf klimafreundliche Energie. Auch die Stadt Frankfurt verfolge ambitionierte Klimaziele und setze dabei verstärkt auf Fernwärme.
Die Preiserhöhungen treffen vor allem Haushalte in der sogenannten Mieterdirektabrechnung – also jene, die direkt über Mainova abgerechnet werden. Diese machen demnach rund 80 Prozent der Fernwärmekunden aus und müssen mit einer durchschnittlichen Preissteigerung von 26 Prozent rechnen. Für andere Kundengruppen liegt die Erhöhung sogar bei bis zu 36 Prozent, abhängig von Anschlussleistung und Verbrauchsverhalten.
"Nachdem Mainova die Fernwärmepreise seit 2022 in zwei Schritten – minus 24 Prozent und minus 12 Prozent – deutlich gesenkt hat, werden die Preise mit Einführung des neuen Preissystems wieder ansteigen", führte der Sprecher weiter aus. Trotz der Erhöhungen betont das Unternehmen: "Die Fernwärme bleibt für unsere Kundinnen und Kunden sehr attraktiv."
Der Preis liege auch künftig unter dem Bundesdurchschnitt, wie ein Branchenvergleich der Arbeitsgemeinschaft Fernwärme (AGFW) zeige: Der Mainova-Mischpreis steigt von derzeit 118 Euro auf 139 Euro pro Megawattstunde – der bundesweite Schnitt liegt aktuell bei 152 Euro. Der Mischpreis der AFGW ist eine rechnerische Größe, der die Jahreskosten und die verbrauchte Wärmemenge berücksichtigt.
Mainova: Fernwärme wettbewerbsfähig
Trotz des deutlichen Preisanstiegs sieht Mainova die Fernwärme weiterhin als wettbewerbsfähig – insbesondere mit Blick auf künftige gesetzliche Entwicklungen. "Auch nach der Preisanpassung ist die Fernwärme im Vergleich zu anderen GEG-konformen Heiztechnologien wie Wärmepumpen wettbewerbsfähig", unterstreicht der Unternehmenssprecher. "Der gesetzliche CO₂-Preis wird alle Erdgas- und Heizölkunden von Jahr zu Jahr stärker belasten und die Wettbewerbsfähigkeit der Fernwärme stärken."
Unterstützung für betroffene Haushalte
Für Haushalte, die von den Erhöhungen besonders betroffen sind, hält Mainova nach eigenen Angaben Unterstützung bereit. "Wir bieten unseren Kundinnen und Kunden persönliche Energie- und Serviceberatung an", heißt es. Auf den Internetseiten des Unternehmens gebe es zudem Tipps zum effizienten Energieverbrauch.
Ein besonderer Fokus liegt auf der sogenannten Anschlussleistung, die die Höhe des Grundpreises beeinflusst. "Ein wesentlicher Einflussfaktor auf die Heizkostenabrechnung ist die Anschlussleistung des Mietobjekts. Deshalb ist es wichtig, dass diese den tatsächlichen Wärmebedarf des Wohngebäudes widerspiegelt", so der Sprecher. In Zusammenarbeit mit Hauseigentümern und Hausverwaltungen prüfe Mainova daher individuelle Möglichkeiten zur Reduzierung der Anschlussleistung, sofern dies energetisch sinnvoll ist.
Ausblick: Mehrheit rechnet mit weiterem Anstieg
Dass die Heizkosten weiter steigen könnten, befürchten viele. Laut einer repräsentativen Umfrage im Auftrag von Ista rechnen 60 Prozent der Mieterinnen und Mieter mit einer weiteren Erhöhung – ein Viertel davon sogar mit mehr als 20 Prozent. Angesichts der aktuellen Marktentwicklung und der politischen Klimaziele ist davon auszugehen, dass das Thema Heizkosten auch in den kommenden Jahren viele Haushalte beschäftigen wird.
Für die Berechnung wertete das Essener Unternehmen rund 900.000 Abrechnungen aus, die es für 2024 bereits erstellt hat.
(mit dpa)