Karriere

"Wer weniger verdient, bleibt zu Hause, und wer zu Hause bleibt, verdient weniger"

Warum schneiden Frauen bei Gehaltsverhandlungen oft schlechter ab als Männer – trotz gleicher Qualifikationen? Beim Frauennetzwerk sprach Trainerin Claudia Irsfeld über innere Hürden, strukturelle Ungleichheiten und wie Frauen souverän ihre Werte vertreten.
09.04.2025

V.l.n.r.: Laura Partikel, Managerin Netzwerk Frauen in der Kommunalwirtschaft; Claudia Irsfeld, Personalleiterin einer Münchner Management-Beratung, zertifizierte Coachin und Trainerin; Christiane Wolff, Moderatorin und Mirglied im Frauennetzwerk-Strategiekreis

Von Hanna Bolte

Claudia Irsfeld gab beim ZfKFrauennetzwerk ihr Wissen darüber weiter, wie Frauen, die ihrer Erfahrung nach oft nicht so erfolgreich aus Gehaltsverhandlungen hervorgehen, wie sie es eigentlich könnten, diese souveräner meistern können.

"Die klassische Verhandlungssituation scheint für Frauen eine andere zu sein als für Männer," erklärt sie in ihrem Vortrag. "Ich habe immer wieder erlebt, dass sich hoch gebildete, sehr kompetente Frauen unter Wert verkauft und weder ihre Kompetenzen noch ihre Erfolge nach vorne gestellt haben."

Gehälter, die den Leistungen entsprechen

Frauen darin zu unterstützen, sich auf anspruchsvolle Situationen im Berufsleben vorzubereiten, selbstbewusst über das eigene Einkommen zu verhandeln und letztendlich das Gehalt zu bekommen, das der eigenen Leistung entspricht, dieses Ziel verfolgt die zweifache Autorin mit ihren Angeboten.

Irsfeld hat über zehn Jahre Berufserfahrung im Bereich Human Resources sowie die langjährige Leitung des Personalbereichs einer Managementberatung inne und ist zertifizierte Trainerin und Coachin von Fach- und Führungskräften im beruflichen Kontext.

Den Teufelskreis benennen

Um die Relevanz ihrer Tätigkeit und ihrer Ausführungen in Zahlen zu fassen, stellte die Unternehmerin den aktuellen Gender-Pay-Gap vor. Unbereinigt liege dieser derzeit bei 16 Prozent, bereinigt bei sechs Prozent. Eine Ungleichheit, die sich ihrer Meinung nach vor allem auf die drei Punkte Ungleichbehandlung, Rollenstereotype und Verhandlungsverhalten zurückführen lässt.

Eine Position mit der Irsfeld nicht alleine ist. So veröffentlichte der Deutsche Gewerkschaftsbund Bundesvorstand (DGB) zuletzt eine Auswertung zur wirtschaftlichen Unabhängigkeit von Frauen in Deutschland, nach der mehr als die Hälfte der erwerbstätigen Frauen (53 Prozent) ihre Existenz nicht über den gesamten Lebensverlauf aus eigenem Einkommen sichern können.

Noch drastischer sei die Situation, wenn Kinder ins Spiel kommen: 70 Prozent der erwerbstätigen Frauen verdienen nicht genug, um langfristig sich und ein Kind abzusichern. Das bedeutet, dass sie in Phasen der Erwerbslosigkeit – sei es durch Arbeitsunfähigkeit, Arbeitslosigkeit oder im Ruhestand – nicht ausreichend abgesichert sind.

Zahlen, die deutlich machen, dass die Einkommenslücke zwischen Männern und Frauen für Frauen ein höheres Armutsrisiko bedeutet, das sich mit der Komponente "Kinder" noch einmal deutlich erhöht. "Um diesen Teufelskreis einmal ganz klar zu benennen: Wer weniger verdient, bleibt zu Hause, und wer zu Hause bleibt, verdient weniger", fasst Irsfeld zusammen.

Die GENDER-Formel

Neben diesen Einordnungen teilte die Referentin auch einige Tipps aus ihrem neuesten Buch "Frauen und Gehalt – So verhandelst du gelassen und erfolgreich" mit den Teilnehmerinnen. Darunter auch ihre "GENDER-Formel". Ein Leitfaden, der Frauen helfen soll, ihre Gehaltsvorstellungen souverän, selbstbewusst und fundiert zu formulieren und für sich und ihr Können einzustehen.

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Das nächste Online-Event findet mit Christine Wilcken statt, die als Beigeordnete des Deutschen Städtetages das Dezernat für Klima, Umwelt, Wirtschaft sowie Brand- und Katastrophenschutz leitet. Sie wird am 12. Juni von 8:30 bis 10:00 Uhr über das Thema "Gibt es ein Rollback in der Klimapolitik?" sprechen. Zur Anmeldung geht es hier.