Verkehrswende: VDA fordert Kurskorrektur

Ladestrom sei zu teuer, moniert die Autoindustrie.
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Von Daniel Zugehör
Der Verband der Automobilindustrie (VDA) äußert massive Kritik am energiewirtschaftlichen Rahmen für die Transformation der Branche. Zwar sei fast jedes zweite in Deutschland produzierte Auto inzwischen ein Elektrofahrzeug, erklärte der Verband. Doch der Markthochlauf stocke, weil die Bedingungen nicht Schritt halten würden.
Das möchte der VDA mit einem nun vorgelegten 10-Punkte-Plan zur klimaneutralen Mobilität ändern. "Produktionskapazitäten sind vorhanden – aber ohne bezahlbaren Strom, leistungsfähige Netze und flächendeckende Ladeinfrastruktur bleiben E-Fahrzeuge auf Halde", kritisiert Verbandspräsidentin Hildegard Müller.
Zu hohe Strompreise
Elektromobilität könne ihre Vorteile nur entfalten, wenn auch die Preise für Ladestrom sinken, heißt es in dem Plan unter anderem. Der VDA fordert daher mehr Wettbewerb auf dem Strommarkt, etwa durch den Einsatz neuer Technologien sowie durch gezielte Entlastungen bei Steuern und Abgaben.
Zugleich sei es wichtig, auch die Kosten für alternative Kraftstoffe wie Wasserstoff zu senken. Anreizsysteme sollten so gestaltet sein, dass sie Investitionen ermöglichen, aber keine marktverzerrenden Preisschwellen erzeugen.
Netzausbau hinkt hinterher
Zentral sei außerdem ein vorausschauender Netzausbau, um Ladeinfrastruktur zu ermöglichen. Der Verband plädiert für eine Verschärfung der AFIR-Verordnung (Alternative Fuels Infrastructure Regulation). Diese passe aktuell weder im Tempo noch im Ambitionsniveau zur Fahrzeugproduktion. Der Ausbau müsse orientiert an den Zielen der CO₂-Gesetzgebung und des entsprechenden Fahrzeughochlaufs erfolgen.
BDEW widerspricht
Dass das Angebot öffentlicher Ladesäulen dagegen mehr als ausreichend sei, hat der BDEW allerdings erst im Mai in seinem neuen "Elektromobilitätsmonitor" unterstrichen. Demnach wachse das öffentliche Ladeangebot zudem schneller denn je. Und: In den meisten Fällen ist Laden aktuell günstiger als Tanken.
Erneuerbare Energien als regulatorisches Stiefkind
Als weiteren Kritikpunkt nennt der VDA beispielsweise die Flottenregulierung. Diese ignoriere weitgehend, ob ein Verbrennungsmotor mit fossilem oder mit klimaneutralem Kraftstoff betrieben wird, so der Verband. Deshalb müsse die durchschnittliche CO₂-Minderungswirkung erneuerbarer Kraftstoffe künftig in die Regulierung für PKW und Nutzfahrzeuge einbezogen werden.
Keine Verkehrswende ohne Energiewende
Die Wende könne aber nur gelingen, wenn die Energiewende parallel mitgedacht und umgesetzt wird. Bezahlbarer Strom, leistungsfähige Netze, eine moderne Ladeinfrastruktur und ein technologieoffenes Regelwerk seien fundamentale Voraussetzungen für die Klimaziele im Verkehrssektor.
Mit Blick auf eine Fortsetzung des "Strategischen Dialogs über die Zukunft der europäischen Automobilindustrie" der EU-Kommission fordert der Verband eine konsequente energiepolitische Flankierung. Der 10-Punkte-Plan ist online verfügbar.