Analyse: Strom- und Gaspreise weiter im Sinkflug
Die Strompreise für Neukunden sind innerhalb der letzten 12 Monate um 38 Prozent gesunken. Die Gaspreise bei Neuabschluss sind im gleichen Zeitraum um 49 Prozent gefallen.
Die Erhöhung der Stromnetzgebühren und des CO2-Preises haben angesichts niedrigerer Großhandelspreise nicht zu einem Anstieg der Neukundenpreise geführt – und auch die meisten örtlichen Grundversorger reichen den Kostenanstieg bisher nicht an ihre Kunden weiter. Das ist das Ergebnis einer Analyse des Vergleichsportals Verivox.
Strompreise für Neukunden um mehr als ein Drittel gesunken
Ein Drei-Personen-Haushalt mit einem jährlichen Stromverbrauch von 4.000 kWh bezahlte im Januar 2023 bei Neuabschluss im günstigsten verfügbaren Stromtarif mit Preisgarantie im bundesweiten Durchschnitt 1.657 Euro. Im Januar 2024 liegt dieser Wert bei 1.028 Euro und ist damit um 38 Prozent (629 Euro) gesunken.
„Obwohl die Stromnetzgebühren durch den Wegfall des Zuschusses der Bundesregierung zum Jahreswechsel stärker anstiegen als erwartet, sind die Angebote der überregionalen Stromversorger nicht teurer geworden“, sagt Thorsten Storck, Energieexperte bei Verivox. Die Beschaffungskosten der Unternehmen seien niedriger als vor einem Jahr, wodurch die Mehrkosten bisher aufgefangen würden.
Grundversorgung im Strom zieht leicht an
Bei den regionalen Grundversorgern zeichnet sich bisher nur ein leichter Trend zu Preiserhöhungen ab. Für Februar und März wurden 32 Preissenkungen von durchschnittlich 5 Prozent angekündigt, gleichzeitig gibt es jedoch 66 Preiserhöhungen von ebenfalls durchschnittlich 5 Prozent. Die große Mehrheit der regionalen Versorger hat ihre Preise damit im ersten Quartal nicht erhöht.
Gaspreise bei Neuabschluss haben sich fast halbiert
Im Januar 2023 kosteten Neukunden 20.000 kWh Gas für ein Einfamilienhaus im günstigsten verfügbaren Tarif mit Preisgarantie im Bundesschnitt noch rund 3.202 Euro. Im Januar 2024 gibt es die gleiche Menge Gas für 1.646 Euro. Das entspricht einer Preissenkung von rund 49 Prozent (1.556 Euro).
„Die kurzfristige Erhöhung des CO2-Preises für fossile Brennstoffe auf 45 anstatt auf 40 Euro im Jahr 2024 hat keine sichtbaren Auswirkungen auf die Gaspreise für Neukunden“, sagt Storck. „Die Gasversorger müssen diese Erhöhung nicht direkt weitergeben, da die Großhandelspreise für Erdgas im vergangenen Jahr deutlich gesunken sind.“
Preissenkungen überwiegen auch bei den regionalen Grundversorgern. Für Februar und März 2024 wurden insgesamt 39 Preissenkungen von durchschnittlich 14 Prozent angekündigt. Gleichzeitig gibt es 25 Preiserhöhungen von durchschnittlich 2 Prozent.
Mehrwertsteuer macht sich spätestens ab 2. Quartal bemerkbar
„Spätestens im zweiten Quartal wird auf Erdgas allerdings wieder die volle Mehrwertsteuer von 19 Prozent fällig, was einer Preissteigerung von rund 11 Prozent entspricht. Die Gaskosten für einen Jahresverbrauch von 20.000 kWh steigen dann automatisch um durchschnittlich rund 240 Euro“, sagt Storck. (pfa)