Vorhang auf: Das sind die Preisträger des ZfK-NachhaltigkeitsAWARDs 2025

Die Gasag Solution Plus erhielt den diesjährigen Preis der Redaktion. Das Team um Vertriebsvorstand Matthias Trunk (links) nahm die Auszeichnung entgegen.
© Bild: Lena Lange/ VKU Verlag
Von Hans-Peter Hoeren
Die Wärmewende und insbesondere die sozialverträgliche Umsetzung der Transformation der Wärmeversorgung im Gebäudebestand ist eine der größten Herausforderungen auf dem Weg zur Erreichung der deutschen Klimaziele. Vor allem Kommunen und Stadtwerke übernehmen hier bei der Ausgestaltung der kommunalen Wärmeplanung eine Vorbildfunktion und liefern vielfach übertragbare Umsetzungsbeispiele für die Branche.
Bei der Verleihung der diesjährigen NachhaltigkeitsAWARDs der Zeitung für kommunale Wirtschaft (ZfK) in Berlin wurden zahlreiche innovative Projekte aus der Kommunalwirtschaft ausgezeichnet, die zeigen, wie eine bezahlbare Wärmewende in Kooperation mit der Wohnungswirtschaft und Industriepartnern gelingen kann. Die Auszeichnungen wurden gestern (17. Juni) im stimmungsvollen Ambiente von Beach Mitte in Berlin verliehen.
Alle anwesenden Preisträger des diesjährigen ZfK-NachhaltigkeitsAWARDS auf einem Bild.
© Bild: Lena Lange/ VKU Verlag
Gasag Solution Plus dekarbonisiert stadtbekannten Wohnblock
Der Preis der Redaktion ging in diesem Jahr an zwei große Wärmewende-Projekte im Bestand in Berlin. Die Gasag Solution Plus nutzt die Abwärme aus einem Rechenzentrum, um den CO2-Ausstoß des bekannten Wohnblocks „Pallasseum“ in Schöneberg, in dem über 2000 Menschen leben, signifikant zu senken. Kooperationspartner sind hier die Gewobag und die PASM, eine Tochter für Energiedienstleistungen der Deutschen Telekom. 65 Prozent der benötigten Nutzwärme werden im Pallasseum künftig fossilfrei bereitgestellt, ohne dass die Mieten steigen.
Berliner Stadtwerke nutzen Wärme aus Abwasser
Ebenfalls mit dem Preis der Redaktion ausgezeichnet wurden die Berliner Stadtwerke für die Wärme- und Kälteversorgung im am Alexanderplatz gelegenen Quartier "Haus der Statistik“. Gemeinsam mit Akteuren um die BIM Berliner Immobilienmanagement GmbH und die WBM Wohnungsbaugesellschaft Berlin Mitte mbH wird hier ein ganzes Stadtviertel neu entwickelt. Der Schlüssel zur Dekarbonisierung ist hier vor allem die Nutzung der Wärme aus Abwasser.
"Akzeptanz ist die wichtigste Voraussetzung für einen nachhaltigen Umbau der Energiewirtschaft. Die Projekte der beiden Preisträger zeigen, wie dies in enger Verzahnung gelingen kann. Damit sind sie beispielhaft für die ganze Branche", erklärt Carsten Wagner, Geschäftsführer des VKU Verlags.
"Die sozialverträgliche Umsetzung der Wärmewende im Bestand ist die Königsdisziplin der Energiewende. Deshalb haben wir uns entschieden, den Preis der Redaktion gleich an zwei Vorzeigeprojekte aus dem Bereich der Wärmewende zu vergeben“, sagt der stellvertretende Chefredakteur der Zeitung für kommunale Wirtschaft (ZfK), Hans-Peter Hoeren, der den Wettbewerb kuratiert.
Kategorie Energie: Energiewende zum Anfassen und erfolgreiche Bürgerbeteiligung
Auch die drei Preisträger in der Kategorie Energie belegen, wie man die Energiewende vor Ort kreativ und mit eigenen Akzenten erfolgreich umsetzen kann. Die Stadtwerke Crailsheim nutzen die Abwärme eines Industriepartners für die Wärmeversorgung eines neuen Bäderkomplexes, die Stadtwerke Stuttgart machen die Energiewende mit einem neuartigen Kundencenter und einem umfassenden Energiekonzept zu einem Erlebnis zum Anfassen für ihre Kunden und die Emergy Führungs-und Servicegesellschaft aus dem Münsterland punktet mit einer vollumfänglichen Bürgerbeteiligung für den Erneuerbarenausbau in der Region.
Digitalisierung: Generative KI hilft bei eigehenden Störmeldungen
Neben der Wärmewende war ein weiterer thematischer roter Faden die Nutzung von künstlicher Intelligenz zur Lösung ganz konkreter, praktischer Herausforderungen. Die FES Frankfurter Entsorgungs- und Service GmbH bewertet mit Hilfe generativer KI die eingehenden Störmeldungen, etwa im Bereich wilder Ablagerungen, und kann das weitere Vorgehen passgenau darauf abstimmen. Für dieses Projekt wurde die FES mit dem Preis in der Kategorie Digitalisierung ausgezeichnet, überreicht wird dieser von der Deutschen Kreditbank (DKB).
"Das Projekt der FES zeigt anschaulich, welches Potenzial KI für Prozessvereinfachungen bietet – für Unternehmen und in der Schnittstelle zu Bürger*innen. Davon profitieren alle Beteiligten und die Stadtsauberkeit gewinnt", lobte Christoph Illig, Leiter Energiewirtschaft bei der DKB, bei der Preisverleihung.
Die DKB gehört ebenso zu den Sponsoren der Veranstaltung wie die EWR AG mit ihrer Tochter Climate Connection, BET Consulting, Rödl & Partner, Code Gaia, Lufthansa Industry Solutions und Sucona sowie Becker Büttner Held, Berlin Recycling, Trurnit und das "Möhrchenheft“.
Entsorgung: Zero-Waste-Day für Sport-Großveranstaltungen
Wie man bei Sport-Großveranstaltungen ein Bewusstsein für korrekte Abfalltrennung schaffen kann, hat Berlin Recycling beim ersten Zero-Waste-Spieltag in der Max-Schmeling-Halle unter Einbindung von über 5000 Zuschauern unter Beweis gestellt. Dafür wurde die Tochter der Berliner Stadtreinigung mit dem NachhaltigkeitsAWARD in Gold in der Kategorie Entsorgung ausgezeichnet. Bei einem Spiel der Profivolleyballer Berlin Recycling Volleys konnten so mehr als zwei Drittel der Abfälle erneut dem Wertstoffkreislauf zugeführt werden.
Der NachhaltigkeitsAWARD in Silber ging an die AVR Kommunal AöR aus Sinsheim für das "Gebrauchtwarenkaufhaus Zweite Sahne“. Mit Bronze wurde der "Abfallwirtschaftsbetrieb München“ ausgezeichnet, der mit seinem KI-gestützten Chatbot „Muckl“ neue Maßstäbe setzt.
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Mobilität: App liefert starke Anreize, das eigene Mobilitätsverhalten zu reflektieren
Die App bonus mobil wurde von Mitarbeitenden der Ruhrbahn in Essen entwickelt, um umweltfreundliche Mobilität zu fördern. Sie belohnt klimafreundliches Verhalten wie Radfahren, Zufußgehen oder die Nutzung von Bus und Bahn mit Punkten – den sogenannten "Klima-Moneten“. Diese lassen sich gegen Rabatte bei lokalen Partnern einlösen. Gamification-Elemente wie Challenges und Ranglisten motivieren zusätzlich. Für die App wurde die Ruhrbahn mit dem NachhaltigkeitsAWARD in Gold in der Kategorie Mobiliität ausgezeichnet.
Der NachhaltigkeitsAWARD in Silber geht an die Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm (SWU) für ihr umfassendes E-Sharing-Angebot an 45 Standorten in der Region. Bronze erhalten die Stadtwerke Regensburg/Rewag für ihr E-Carsharing-Modell Earl, aufgrund der hohen Nachfrage umfasst die Flotte dort mittlerweile 50 Fahrzeuge.
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Wasser/Abwasser: Vollelektrisches Kanalreinigungsfahrzeug als Teil der Elektrifizierungsstrategie
Mit dem NachhaltigkeitsAWARD in Gold wurde die NEW-Gruppe aus Mönchengladbach prämiert. Das mehrheitlich kommunale Unternehmen geht mit dem vollelektrischen Kanalreinigungsfahrzeug Super 1000 einen weiteren Schritt in Richtung Elektrifizierung. Das Hightech-Fahrzeug reinigt emissionsfrei, spart jährlich rund 30 Tonnen CO₂ und schont mit einem integrierten Wasserrecycling-System wertvolles Trinkwasser. Entwickelt wurde das Fahrzeug in Kooperation mit den Firmen Wiedemann Enviro Tec und Dintec aus Bayern.
Der NachhaltigkeitsAWARD in Silber ging an die Stadtwerke Rinteln für die "Nachhaltige Grundwassersanierung des Betriebsstandorts“ und Bronze an die Freisinger Stadtwerke für eine seit 30 Jahren bestehende, erfolgreiche Kooperation mit lokalen Landwirten zum Schutz des Trinkwassers.
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